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Wetterereignisse und Flüchtlingsströme Wie der Klimawandel die Weltwirtschaft belastet

Forschungsexpedition in der Antarktis

Forschungsexpedition in der Antarktis: Hier lassen sich die Folgen des Klimawandels besonders gut beobachten. Foto: Imago Images / robertharding

David Riley, BlueBay AM

Der Klimawandel findet bereits statt – und zwar hier und jetzt. Daher werden die Maßnahmen des kommenden Jahrzehnts darüber entscheiden, ob die globale Erwärmung auf unter 2 Grad Celsius begrenzt werden kann. Wissenschaftler warnen vor den verheerenden Konsequenzen für Natur und Gesellschaft, falls das nicht gelingt. Die Häufigkeit extremer Wetterereignisse nimmt bereits zu. Bestes Beispiel sind die Waldbrände in Kalifornien oder die Überschwemmungen in Westeuropa. Doch selbst wenn wir die Treibhausgasemissionen noch heute auf null senken, müssten sich Volkswirtschaften auf die bereits eingetretenen Klimaveränderungen wie den Anstieg des Meeresspiegels einstellen.

Extremwetter sorgt für Produktionsausfälle

Im Zuge des globalen Temperaturanstiegs wird es im Osten und der Mitte der USA deutlich wärmer werden. Im Mittelmeerraum und in den südlichen Regionen Afrikas dürfte es häufiger zu Dürreperioden kommen. Und im Osten Kanadas, Nordeuropa und Ostasien wird es zu stärkeren Regenfällen und damit häufiger zu Überschwemmungen kommen. Extreme Wetterereignisse beeinträchtigen die globalen Wertschöpfungsketten. Die damit einhergehenden Versorgungsengpässe verursachen Produktionsausfälle. Je häufiger Unwetter auftreten, desto größer sind die wirtschaftlichen Unsicherheiten, mit denen sowohl politische Entscheidungsträger als auch Investoren konfrontiert werden.

Prognosen über die wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels sind aktuell schwierig; nicht zuletzt aufgrund der Ungewissheiten über das Ausmaß, die Art, den Zeitpunkt und die geografische Verteilung der Veränderungen. Außerdem unterscheiden sich die Annahmen über das Tempo und die Wirksamkeit der Maßnahmen, die den Klimawandel eindämmen sollen. Eines lässt sich jedoch mit Gewissheit sagen: Die Auswirkungen der Erderwärmung werden immens sein und im Laufe der Zeit zunehmen, wenn wir jetzt nicht handeln.

Weltweite Produktion könnte um fast 30 Prozent sinken

Den jüngsten Hochrechnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge dürfte die weltweite Produktion bei ungebremstem Klimawandel bis Ende des Jahrhunderts um fast 30 Prozent gegenüber dem aktuellen Zustand zurückgehen. Auch der Versicherer Swiss Re schätzt die Situation als bedrohlich ein: Die weltweite Wirtschaftsleistung könnte bis zum Jahr 2050, je nach Ausmaß der Erwärmung, um 2 bis 9 Prozent sinken. Am schlimmsten dürfte es den Nahen Osten und Afrika treffen. Hier erwarten die Experten einen potenziellen Rückgang um bis zu 15 Prozent.

Ein Großteil dieser Auswirkungen ergibt sich aus dem Rückgang der Produktivität. Das geringere Wachstumspotenzial der Weltwirtschaft entsteht durch Sachschäden, geringere Investitionen, niedrigere landwirtschaftliche Erträge und die sich verschlechternde Gesundheit der Arbeitnehmer. Die am stärksten bedrohten Regionen, die südliche Hemisphäre und die Entwicklungsländer, sind bereits von starken Klimaveränderungen betroffen. Gleichzeitig haben sie weit weniger Möglichkeiten, sich darauf einzustellen. Daher könnte eine Massenmigration aus diesen Regionen mit weitreichenden wirtschaftlichen und sozialen Folgen drohen.

Maßnahmen gegen den Klimawandel zügig ergreifen

Die Auswirkungen des Klimawandels könnten aber noch begrenzt werden, wenn wir jetzt aktiv werden, um die Treibhausgasemissionen auf null zu senken. Dazu gehören beispielsweise öffentliche und private Investitionen in eine grüne Infrastruktur und die Entwicklung neuer kohlenstoffarmer Industrien und Technologien. Diese Projekte könnten nicht nur die Folgen des Klimawandels ausgleichen, sondern auch das nachhaltige Wachstum begünstigen.

Die Weltwirtschaft beruht auf einer grundlegenden Unterbewertung der ökologischen und langfristigen wirtschaftlichen Kosten von Kohlenstoff. Wenn sie sich über einen langen Zeitraum erstrecken, würde der Übergang zu wesentlich höheren Kohlenstoffkosten geringen wirtschaftliche Schaden anrichten. Allerdings wird die Zeit immer knapper, um die globale Erwärmung von mehr als 2 Grad zu stoppen. Das erforderliche Tempo der Dekarbonisierung wird immer höher und treibt die Kosten für die Umgestaltung der Weltwirtschaft in die Höhe.

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