Weinkolumne von Oliver Morath für die Finanzwelt Rut und Wiess: Mandia Vell – qualitatives Weingut mit Historie

Oliver Morath trinkt Weißwein

Weinkolumne „Rut und Wiess“ von Oliver Morath: „An dieser Stelle möchte ich ein Votum für diesen Wein abgeben. Wer die Möglichkeit hat, ihn einmal zu probieren, sollte dies auf jeden Fall tun – er schmeckt wie die Insel.“ Foto: Oliver Morath

Jetzt habe ich diese Kolumne ganz klar den Themen deutscher und italienischer Weine gewidmet. Wie bekomme ich nun die Kurve hin, um über Wein von der Insel Mallorca zu berichten? Ich hoffe, dass es mir niemand krumm nimmt, wenn ich an dieser Stelle vom vermeintlichen 17. Bundesland und einem Winzer berichte, der aus der Pfalz stammt, dort sein Handwerk gelernt hat und jetzt auf einer ganz besonderen Finca ein wirklich spannendes Projekt leitet.

Mandia Vell – Thomas Wambsganss

Im Oktober war ich mit Andrea bei ganz lieben Freunden für einige Tage auf Mallorca eingeladen. Es wurde ein Winetasting für uns alle auf der Finca Mandia Vell organisiert. Das Weingut liegt im östlichen Teil der Insel zwischen Manacor und Porto Christo. Elf Hektar nennt Mandia Vell sein Eigen.

Das Weingut Mandia Vell.
Das Weingut Mandia Vell. © Oliver Morath

Begrüßt wurden wir vor Ort, bei knapp 30 Grad und strahlendem Sonnenschein, von Thomas Wambsganss höchstpersönlich, einige andere Gäste waren auch schon da. Thomas stammt aus der Südpfalz, aus einer in vierter Generation arbeitenden Winzerfamilie.  2016 hat er die Leitung des Weingutes übernommen. Etwas irritiert war ich dennoch, den Winzer mit einem anderen Paar im feinsten pfälzischer Dialekt ein Gespräch führen zu hören. Bei Thomas handelt es sich um ein wirkliches Pfälzer Original.

Es ist ein Weingut mit einer langen Geschichte. Die Finca, auf der heute der Wein produziert wird, ist eine der ältesten eingetragenen Fincas Spaniens. Die erste schriftliche Erwähnung geht ins Jahr 1263 zurück. Das Logo auf der Flasche – und zum Thema Flasche komme ich gleich noch speziell zu sprechen – findet man in einem Stein im Garten der Finca wieder. Es ist ein Kopf, der seit circa 3.500 Jahren in einen Stein gemeißelt vor sich hin wittert.

Das Gesicht im Stein, Vorlage für das Logo von Mandia Vell.
Das Gesicht im Stein, Vorlage für das Logo von Mandia Vell. © Oliver Morath

Aktionismus im Weinberg – Minimalismus im Keller

Auf diesem mallorquinischen Weingut ist vieles anders. Es ist die Philosophie von Thomas, dass seine Weine in erster Linie auf der Insel getrunken werden. Ich durfte bereits in den letzten Jahren mehrfach in verschiedenen Restaurants die unterschiedlichen Weine verkosten. Mittlerweile gehen 85 Prozent auf der Insel in den Verkauf und werden auch dort getrunken. Die übrigen 15 Prozent gehen in den Verkauf in die Schweiz und nach Deutschland. In Deutschland gibt es einen einzigen Händler, über den die Flaschen zu beziehen sind. Dabei handelt es sich um einen schönen Onlineshop aus Bielefeld.

Zum Thema Flasche ist nur so viel zu sagen, dass die Weine von Mandia Vell in einer Steinzeugflasche auf den Tisch und in den Vertrieb kommen. Sie sind ein absoluter Hingucker. Durch die Nutzung dieser speziellen Flasche werden die Weine ganz besonders vor negativen Umwelteinflüssen geschützt.

Die besondere Flasche des Weinguts, die den Wein länger vor hohen Temperaturen schützt.
Die besondere Flasche des Weinguts, die den Wein länger vor hohen Temperaturen schützt. © Oliver Morath

Meine Highlights des Weingutes sind die Weißweine. Thomas hat uns erklärt, dass die Steinzeugflasche viele Vorteile bietet, da die Weine auf der Insel getrunken werden sollen und es dort immer äußerst warm ist. Vor allem bleiben die kühl zu trinkenden Weine in dieser Flasche, nachdem sie aus der Kühlung geholt wurden, länger richtig temperiert.

Aufgrund des heißen Wetters im Sommer 2022 wurde dieses Jahr bereits Ende Juli gelesen. Das Weingut ist durch und durch ein Bio-Weingut, die Weine werden zu 100 Prozent biologisch, vegan und immerhin zu 80 Prozent biodynamisch erzeugt. Es werden 28.000 Flaschen produziert. Thomas geht es darum, die von Hand gelesenen Trauben im Keller schonend weiter zu verarbeiten und die geerntete Qualität zu bewahren.

Impressionen vom Weingut Mandia Vell.
Impressionen vom Weingut Mandia Vell. © Oliver Morath

Die Weine

Kürzlich las ich in einer Zeitung, der Pinot Noir von Mandia Vell sei einer der besten Weine Mallorcas. Ob ich diese Superlative gelten lassen würde, weiß ich nicht in jedem Fall ist es extrem mutig, bei den Temperaturen einen Spätburgunder auf die Flasche zu bringen. Begeistert hat er mich auch. Wohl muss ich aber sagen, er war außergewöhnlich – ich hätte ihn wahrscheinlich nicht als Spätburgunder erkannt. An dieser Stelle möchte ich ein Votum für diesen Wein abgeben. Wer die Möglichkeit hat, ihn einmal zu probieren, sollte dies auf jeden Fall tun – er schmeckt wie die Insel. Wie oben geschrieben, sind meine Favoriten aber die Weißweine.

Der 1263 Blanco ist ein leichter Sommerwein, 80 Prozent Chardonnay und 20 Prozent Viognier, nur 12 Prozent Alkohol, hellgelb und mit einer wunderbaren Frische. Bei diesem Wein versteht man, warum Wein ein Urlaubsgefühl erzeugen kann.

Der Chardonnay ist ein zertifizierter Biowein, ebenfalls hellgelb und mit nur 12,5 Prozent Alkohol. Ich war begeistert, er war entgegen meiner Erwartung nicht cremig oder klebrig, wie man das häufig bei Chardonnays vorfindet. Auch ein Chardonnay kann ein Sommerwein sein.

Der Merlot Fumé (Blanc de Noir) ist eine wirkliche Rarität. Merlot ist eine rote Traube und wird hier als Weißwein ausgebaut. Er hat 13 Prozent Volumen-Alkohol, hat eine strohgelbe Farbe und ist wunderbar elegant am Gaumen durch eine feine Säure und die cremige Fülle, welche er sein Eigen nennt. Selten hatte ich bei einem Wein ein solches Aha-Erlebnis. Kult – Gefahr!

Der Sauvignon Blanc war ausgetrunken und konnte nur blind bestellt werden, wenn wieder verfügbar. Dies stimmte mich natürlich unglaublich traurig, da ich über diesen Wein schon so viel gelesen hatte. Es machte sich an der Stelle aber bezahlt, dass ich die Kolumne nicht direkt nach dem Besuch niederschrieb. Einige Tage später durfte ich noch einmal für einige Tage auf die Insel und hatte das Glück, diesen Wein in einem wunderbaren Restaurant mit Freunden genießen zu dürfen. Kein typischer Sauvignon Blanc, dessen Nase einen an einen frisch gemähten Rasen erinnert. Nachdem er etwas Luft bekommen hat, entfalten sich die Aromen, welche an Stachelbeere und Maracuja erinnern.

 

 

Das Fazit

Dieses Weingut, diese Finca und der Hausherr sind definitiv einen Besuch wert. Wer sonst die Möglichkeit hat, die Weine mal im Restaurant zu verköstigen, wird nicht nur eine außergewöhnliche Flasche vorfinden, sondern auch außergewöhnliche Weine. Wer auf der Insel Urlaub macht und gerne eine Weinprobe bei Thomas unternehmen möchte: Unbedingt vorher anmelden und am besten einen Fahrer dabei haben.

Es war mir eine Freude und es war ein Erlebnis.

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