Personalflucht bei Instituten Warum Private Banking für Unternehmer Luxus und nicht Discounter ist

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Denn diejenigen, die fest vorhaben, etwas zu kaufen oder einen Service in Anspruch zu nehmen – die blieben. Und noch besser: Während der Wartezeit unterhielten sich die Wartenden natürlich auch. Da kam man ins Gespräch über die Vorteile der verschiedenen Handtaschen, tauschte vielleicht Modetipps aus und „fachsimpelte“, was das Zeug hielt. Kein Wunder, dass es dann ein umso erhebenderes Gefühl war, wenn man endlich ins Wunderland der Verkaufsflächen eintreten durfte.

Luxus will gelebt werden

Es sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass die Marke, um die es in der besagten Situation ging, eine eher überschaubare Produktvielfalt bietet. Interessant war auch, dass man bei Geschäften anderer hochwertiger Marken keine solche Schlangen vor den Türen sah. Das lässt mich vermuten, dass die besagte Luxusmarke dies ganz bewusst so handhabt, um sich noch exklusiver zu positionieren. Und denkt man länger darüber nach, so macht das durchaus Sinn, denn wer sich von einer Schlange vor dem Geschäft abschrecken lässt, der wollte eventuell eh „nur mal gucken“ – und solche Kunden braucht vor allem das Luxussegment ja eigentlich nicht.

Zumindest nicht, solange es noch so viele treue Kunden gibt, die gerne eine Stunde in der Schlange stehen, weil sie definitiv etwas kaufen werden. Und genau das hatte der Unternehmer auch beobachtet: Jede Person, die während der Wartezeit in den Laden ging, kam mit einer Tüte und gekaufter Ware wieder heraus. Seine spontane Aussage gegenüber seiner Frau war: „So eine Quote brauchen wir in der Firma auch!“

 

Es sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass man als Unternehmer genau so etwas in dieser Preisklasse erwartet: Mit dem entsprechenden Geld geht man nun mal zur Luxus-Bekleidungsmarke einkaufen, kauft sich den neuen Wagen bei einem Luxus-Autohersteller oder -händler und verbringt die Nächte im Luxushotel. Da will man gar keine „Luxustouristen“ um sich herum haben, die sich ohnehin nur mal anschauen wollen, was es denn da so gibt. Und ist diese exklusive Atmosphäre gegeben, dann merkt man als Unternehmer auch nach dem ersten Schritt ins Etablissement: Hier ist alles anders – hier ist alles besser! Hier liefert man ein deutlich serviceorientierteres Kauferlebnis ab – genau, wie es sich die Top-Unternehmer wünschen!

Ein Gefühl von Exklusivität vermitteln

War es also für das Luxusgeschäft schädlich oder vorteilhaft, die Zahl der Menschen im Verkaufsraum einzuschränken – auch komplett unabhängig davon, ob coronabedingt vorgeschrieben oder nicht? Ich glaube, das Luxusgeschäft hat die Gelegenheit genutzt, sich als exklusive Marke noch besser zu platzieren. Und diese Vorselektion hat eindeutig funktioniert, denn es wurde kräftig eingekauft von allen, die gewartet haben. Spannend ist, dass in der Recherche herauskam, dass diese Marke dieses Vorgehen auch an anderen Standorten in ganz Europa praktiziert. Da stecken also Strategie und Methode dahinter. 

Jetzt sollten Sie bedenken: Dieselben Menschen, die anderthalb Stunden vor einem Luxusgeschäft warten, um die Luxusprodukte und ‑services in Anspruch zu nehmen, sind auch die Unternehmer, die in Ihrem Institut als Top-Kunden gehandelt werden. Das sind Menschen, die Premium erwarten, wenn Premium draufsteht – und dann auch gerne gewillt sind, Premium-Preise zu bezahlen. Um also die Menschen anzuziehen, die Exklusivität nicht abschreckt, können wir uns ein Beispiel an dem Luxus-Modegeschäft aus der Erzählung nehmen.