Waldinvestments nicht profitabel Traditionsreiche Stiftung leidet unter dem Klimawandel

Eine abgestorbene Fichte steht in Mitten grüner Laubbäume im Taunus: Der Forstbetrieb der Evangelischen Stiftung Pflege Schönau deckt im Moment nur die Kosten für die Aufarbeitung des Holzes.

Eine abgestorbene Fichte steht in Mitten grüner Laubbäume im Taunus: Der Forstbetrieb der Evangelischen Stiftung Pflege Schönau deckt im Moment nur die Kosten für die Aufarbeitung des Holzes. Foto: imago images / Jan Eifert

Großanleger, die neben Aktien und Anleihen auch in die eher unkonventionelle Anlageklasse Wald investieren, können damit ihr Portfolio breiter streuen und aus Rendite-Risiko-Sicht besser steuern. Denn Waldinvestments sind nicht mit anderen Anlageklassen korreliert; Bäume wachsen schließlich auch in Krisenzeiten.

Soweit die Theorie, nun die Praxis: Zwei Jahre Trockenheit und Käferbefall drohen den Ruf der Anlageklasse Wald zu ruinieren, wie ein Mitteilung der Evangelischen Stiftung Pflege Schönau (ESPS), einer alten kirchlichen Stiftung des öffentlichen Rechts mit Sitz in Heidelberg, zeigt. Die größte körperschaftliche Waldbesitzerin in Baden-Württemberg, die 77 Mitarbeiter beschäftigt, warnt vor den Folgen des Klimawandels für den Wald.

Kopfzerbrechen bereitet Frank Philipp, Leiter der Forstabteilung, vor allem der milde Winter, gepaart mit der erneuten Trockenheit. „Die Bäume befinden sich zunehmend im Trocken- und Wärmestress und sind massiv geschwächt. Aufgrund der milden Temperaturen haben viele Borkenkäfer den Winter problemlos überstanden und warten bei diesen Temperaturen nur darauf, auszufliegen und die nächsten Bäume zu befallen“, erläutert Philipp den Status quo und ergänzt, dass die befallenen Bäume möglichst schnell geerntet und aus dem Wald gebracht werden müssen, um eine weitere Ausbreitung des Borkenkäfers zu verhindern.

Die Corona-Krise macht die Situation für Forstbetriebe noch schwieriger, so die ESPS. Der Holzabsatz sei nahezu zum Erliegen gekommen. „Die wirtschaftliche Zukunft unseres Forstbetriebs ist ein großes Fragezeichen“, sagt Philipp. Die Erlöse des Forstbetriebs decken im Moment gerade einmal die Kosten für die Aufarbeitung des Holzes. Investitionen in Wiederaufforstung, Wegunterhaltung oder die Personalkosten können von diesen Erlösen nach Angaben der Stiftung nicht bestritten werden. „Wir leben von der Substanz“, so Philipp weiter. 

Mit Erlösen aus Vermietung und Verpachtung sowie der Bewirtschaftung von 7.500 Hektar Wald erzielt die Stiftung normalerweise Erlöse, um ihren Stiftungszweck zu erfüllen: die Finanzierung kirchlichen Bauens und von Pfarrstellen im Bereich der Evangelischen Landeskirche in Baden. 2019 konnte der Forst aufgrund der aktuellen Situation dazu keinen Beitrag leisten.

Die Stiftung steht nun ebenso wie andere Waldbesitzer vor der Frage, wie unter den sich verändernden Bedingungen eine nachhaltige Bewirtschaftung bei gleichzeitig stabiler Holzproduktion gelingen kann. Die Förster der ESPS haben bereits damit begonnen, den Baumbestand umzubauen. „Da vor allem die Fichte betroffen ist, bevorzugen wir klimatolerantere Baumarten wie Douglasie, Tanne, Eiche, versuchsweise auch Baumhasel. Die Fichte wird nach und nach reduziert“, erläutert Philipp den geplanten Umbau. Wann die Stiftung mit ihren Wäldern wieder profitabel sein wird, lässt sich ebensowenig vorhersagen, wie die Entwicklung an den Aktien- und Anleihemärkten.

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