Ein schwarzer Schwan ist ein seltenes Tier und einige würden sogar sagen, dass er nicht existiert. In der Finanzwelt beschreibt er ein Ereignis, das überraschend kommt, eine große Wirkung hat und von den Marktteilnehmern missverstanden wird. Schwarze Schwäne sind extrem schwierig vorherzusagen und liegen jenseits der normalen, aus der Geschichte abgeleiteten Erwartungen. Das Auftreten eines Schwarzen Schwans auf den Finanzmärkten ist meist mit Panik verbunden, da die Anleger solche Ereignisse nicht für möglich gehalten haben. Mit schnell fallenden Vermögenspreisen geht der Bezugsrahmen der Anleger verloren.
Der Covid-19-Schwan
Die Corona-Virus-Situation ist keine Ausnahme. Sie ist ein schockierendes negatives Ereignis, das die Weltwirtschaft tief und in einer Weise beeinträchtigt, die wir noch immer nur schwer verstehen können. Die Finanzmärkte haben stark und ungeordnet reagiert, was zu einer Liquiditätskrise geführt hat, die viele Anlageklassen betrifft. Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind sicherlich nicht zu unterschätzen.
Als Reaktion auf die Epidemie ergreifen die Regierungen jedoch strenge Hygienemaßnahmen und stellen umfangreiche finanzielle Unterstützung bereit, um die wirtschaftlichen Auswirkungen zu begrenzen. Die Zentralbanken greifen massiv ein, um die Entwicklung einer Finanzkrise zu verhindern. Diese Maßnahmen werden sich als entscheidend erweisen und den Märkten Stabilität bringen.
Die Covid-19-Krise ist von Natur aus vorübergehend. Sobald die Investoren die Epidemie abklingen sehen und die wirtschaftlichen Folgen besser einschätzen können, werden sich die Marktpreise vom Krisenniveau entfernen. In einem ersten Schritt wird der wahllose Verkauf durch selektive Käufe ersetzt werden. Bei einem Rückgang der Aktienkurse um 30 oder 40 Prozent kann man sicherlich Vermögenswerte mit diskontierter Qualität finden.
Unvorhersehbar, disruptiv, aber vorübergehend
Schwarze Schwäne verursachen schnelle und starke Verluste. Investoren, die gezielte Wetten und hebelfinanzierte Portfolios betreiben, können aus dem Geschäft oder in den persönlichen Bankrott gedrängt werden. Ganz allgemein können solche Ereignisse für die Märkte disruptiv sein, da das Fehlen von Käufern die Marktliquidität beeinträchtigt.
In dieser Kette von Ereignissen ist es wichtig zu verstehen, dass Panikverkäufe unweigerlich zu ungerechtfertigten Wertminderungen, das heißt zu einem übertriebenem Verkaufsverhalten führen. Sobald sich die Anleger wieder rational verhalten – zum Beispiel nach der Bereitstellung von Liquiditätsreserven durch die Zentralbank – werden sich die Finanzanlagen wieder auf einen fairen Wert zubewegen. Von diesem Moment an stellt ein Schwarzer Schwan eine Kaufgelegenheit dar.