Im Geschäft mit Vermögenden Private-Banking-Häuser legen kaum Fokus auf die Immobilienvermögen

Wohngebäude in der Hamburger Hafencity: Immobilien sind bei Vermögenden mittlerweile Anlageklasse Nummer 1.

Wohngebäude in der Hamburger Hafencity: Immobilien sind bei Vermögenden mittlerweile Anlageklasse Nummer 1. Foto: imago images / Westend61

Die Preise für Wohnimmobilien kennen seit Jahren nur eine Richtung: nach oben. Egal ob Wohnungen, Ein- oder Mehrfamilienhäuser – im Zeitalter dauerhaft niedriger Zinsen steigt ihr Wert Jahr für Jahr. Mittlerweile beträgt das Immobilienvermögen in Deutschland mehr als 6 Billionen Euro. Bei Vermögenden liegt die Immobilienquote am höchsten: Dort macht das sogenannte Betongold mittlerweile durchschnittlich 38 Prozent des Gesamtvermögens aus und hat sich damit zur größten Anlageklasse gemausert. Daraus ergibt sich für diese Klientel – zumindest in der Theorie – quasi automatisch die Notwendigkeit, sich mit allen dieser Asset-Klasse zugehörigen Themen intensiv auseinanderzusetzen.

Die Aussagen vieler Private-Banking-Kunden zeigen allerdings, dass sie in der Regel alles andere als geborene Immobilien-Manager für ihre privat genutzten oder vermieteten Immobilien sind. Ihr Immobilien-Portfolio ist oftmals eher zufällig im Laufe der Jahre entstanden, wurde ererbt oder schrittweise zusammengekauft: Hier eine Studentenwohnung für die Tochter, da ein Abschreibungsobjekt in Ostdeutschland und dann noch die eine oder andere Mietwohnung in der Nähe des Wohnorts oder im nahe gelegenen Stadtzentrum. Hinzu kommen oft noch weitere Bestände an offenen und geschlossenen Immobilienfonds.

Bei einem Wertpapierdepot würde man in diesem Fall von einem zusammengewürfelten Portfolio sprechen. Grundlegende Elemente des Risiko- und Renditemanagements sowie Möglichkeiten der Ertrags-, Liquiditäts- und Steueroptimierung bleiben außen vor. Häufig fehlt allein schon der schlichte Gesamtüberblick mit einigen simplen, aber erhellenden Kennzahlen. Immobilienvermögen wirft also heute mehr denn je ungelöste Fragen bei Kunden auf.

Im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung sollten Private-Banking-Anbieter daher ihre Aufmerksamkeit auf das Immobilienvermögen richten – inklusive der vielfach damit verbundenen Finanzierungen, Absicherungen und steuerlichen Fragen. Handelt es sich um eine Selbstverständlichkeit? Hand aufs Herz – für die meisten wohl eher nicht.

Tatsächlich werden Immobilien in der Praxis des Private Bankings wenig gewürdigt. Es ist sozusagen „Eh-da“-Vermögen, das nicht aktiv und professionell gemanagt wird. Finanzieren, verwalten, optimieren, vererben – Immobilien als Akquise-, Umsatz- und Cross-Selling-Drehscheibe? Als Konzept ist dieses Geschäft zwar teilweise beschrieben, wird jedoch in der Praxis selten wirksam umgesetzt. Dabei sollte man sich auch von steigenden Erträgen der vergangenen Jahre aus diesem Bereich nicht täuschen lassen. Sie sind oftmals eher Ergebnis eines durch den anhaltenden Immobilienboom gestiegenen Grundniveaus als einer planvollen Vorgehensweise.