Potenziale bei Ordering-Prozesskette Vermögensverwaltung und der digitale Wertpapierhandel

Philip Schäfer von Qplix: Entlang der Ordering-Prozesskette gibt es an mehreren Stellen Digitalisierungspotenzial.

Philip Schäfer von Qplix: Entlang der Ordering-Prozesskette gibt es an mehreren Stellen Digitalisierungspotenzial. Foto: QPLIX GmbH

Die Luft wird dünner: In einer aktuellen Studie schätzt PwC, dass einer von sechs Vermögensverwaltern bis zum Jahr 2027 vom Markt verschwinden wird – laut den Autoren doppelt so viele wie in der Vergangenheit. Aus dem gleichen Papier geht hervor, dass drei von vier Häusern eine strategische Konsolidierung mit einem Wettbewerber erwägen. Also „go big or go home“? In der Tat profitieren große Vermögensverwalter maßgeblich von Skaleneffekten durch den Einsatz digitaler Technologien. Doch auch kleinere und mittelständische Vermögensverwalter können ihre Prozesse durch den Einsatz moderner Portfoliomanagement-Systeme (PMS) optimieren und sich im Wettbewerb behaupten. 

Wir beleuchten in diesem Beitrag Digitalisierungspotenziale einer Kernaktivität im operativen Betrieb eines jeden Finanzportfoliodienstleisters: dem Wertpapierhandel. Auch wenn – oder gerade weil – immer mehr Depotbanken eigene Ordering-Tools anbieten, lohnt ein kritischer Abgleich mit dem eigenen Anforderungskatalog: Welche Aspekte gilt es bei der Tool-Auswahl zu berücksichtigen? Und was versprechen moderne Softwarelösungen?

Aus dem QPLIX-Whitepaper “Making the Case for the Digitalisation of Trading Operations”
Aus dem Whitepaper “Making the Case for the Digitalisation of Trading Operations” © QPLIX

Ordermanagement – aber bitte vollständig!

Ein modernes Portfoliomanagement-System bildet zunächst die Prozesskette einer Order vollständig ab. Wir teilen diese in fünf Schritte auf:

  1. Erzeugung: Je nach Anlagestrategie erstellt entweder die Software automatisch Orders, oder der Portfoliomanager gibt selbst Aufträge ein. Dabei werden Orders im besten Sinne des Mandanten mit Handelsplatz, Gültigkeit, Limit und anderen Orderzusätzen parametrisiert. Einzelorders für geeignete Gattungen werden zu Blockorders zusammengefasst. Wird ein Portfolio häufig gehandelt, werden schwebende Orders in der Betrachtung des Ist-Bestands gesondert berücksichtigt.
  2. Validierung: Nach Erzeugung von Orders für ein oder mehrere Portfolios werden die Zielbestände simuliert und geprüft. Neben der Validierung von Kaufkraft und Leerverkäufen erfolgt auch ein Abgleich mit individuellen Anlagerichtlinien, beispielsweise hinsichtlich ESG-Score, Branchen oder Regionen.  
  3. Übermittlung: Nach erfolgter Validierung übermittelt das System die Orders im passenden digitalen Format in Echtzeit an beliebig viele Depotbanken oder Broker. Dabei werden Compliance-Verfahren wie 4- oder 6-Augen-Prüfungen selbstverständlich unterstützt.
  4. Überwachung: Nach Übermittlung der Orders überwacht das System deren Ausführung in Echtzeit, und zwar bis zum Abschluss, auch bei langen Settlement-Zeiten. Stornos und fehlgeschlagene Orders sind unmittelbar zu erkennen und können sofort bearbeitet werden.
  5. Auditierbarkeit: Orders werden nach Ausführung revisionssicher gespeichert und sind für das Backoffice und Wirtschaftsprüfer abrufbar.

Im besten Falle wird der gesamte Prozess einer Order digital abgebildet: Analoge Sollbruchstellen gehen stets mit Effizienzeinbußen und dem Risiko von Eingabefehlern einher.

Wer „Order“ sagt, muss auch „Portfolio“ sagen!

Aber nicht nur das Ordermanagement kann digitalisiert, sondern auch ein Portfolio kann in seinem gesamten Lebenszyklus abgebildet werden: von Depoteröffnung bis -liquidierung. Nach Eingang der Initialeinlage kann oder muss allokiert werden. Ist ein monatliches Rebalancing vorgesehen, sollte nicht immer bis dahin gewartet werden. Nach Erstallokation sollte es Mandanten jederzeit möglich sein, weitere Summen einmalig oder als Sparplan einzuzahlen, Teilauszahlungen anzufordern oder sich für eine andere Strategie zu entscheiden.