Interview mit Achim Küssner „Ich mag keine Routine und Pauschalen“

Seite 2 / 3

Das Kundeninteresse an entsprechenden Lösungen wächst stetig und wir können nicht nur die reinen Bereiche Real Estate, Infrastructure, Impact, Private Equity und Renewable anbieten, sondern hier auch maßgeschneiderte Gesamtlösungen erarbeiten.

Was denken Sie bei der Aussage, dass in erster Linie institutionelle Anleger aus Deutschland zu wenig diversifizieren und den Home Bias überbewerten?

Küssner: Da würde ich unterscheiden. Die institutionellen Investoren richten sich nach ihrer Strategischen Asset Allocation sowie Verpflichtungen beziehungsweise Verbindlichkeiten aus. Bei Privatkunden sehe ich diesen Effekt schon eher. Es bedarf eben noch mehr Aufklärung, dass sich enorme internationale Anlage- und Diversifizierungspotenziale bieten.

Im Bereich Immobilien-Investments haben Sie jüngst einen Offenen Immobilienfonds für Privatanleger und Vermögende Kunden aufgelegt. Was hat Sie zu diesem innerhalb Ihres Immobilien-Angebots doch eher ungewöhnlichen Schritt bewogen.

Küssner: Um weiter zu wachsen ist es von zentraler Bedeutung, neue Kundengruppen zu erschließen. Das geht damit einher, unsere Produktpalette stetig zu erweitern. Die Auflegung des „Schroders Immobilienwerte Deutschland“ war somit eine logische Konsequenz, um der Nachfrage nach Immobilieninvestments im Bereich der Privatkunden und vermögender Privatanleger gerecht zu werden. Die Kompetenz mit einer deutschen Immobilien KVG, erfahrenes Fondsmanagement und über 20 Jahre gute Performance haben den Schritt nahegelegt.

Der Fonds ist explizit auf die Post-Pandemie-Zeit und von vorneherein als Artikel 8-Fonds aufgelegt. Wo liegen die Vorteile eines solchen Vorgehens?

Küssner: Der größte Vorteil liegt darin, dass wir keine Altlasten haben. Wir konnten vollkommen unbelastet an den Start gehen und die Erfahrungen der Corona-Pandemie von Tag eins an in die Portfoliostrategie einfließen lassen. Die Pandemie hat unserer Ansicht nach zu keinen größeren Verwerfungen geführt, sondern bestehende Trends lediglich beschleunigt. Onlinehandel und flexiblere Büros waren schon vorher bestehende Trends. Die Krise hat diese lediglich um fünf, sechs Jahre beschleunigt. Als neues Portfolio können wir sie dennoch besser abbilden, als wenn wir noch Altlasten abbauen oder Bestandsimmobilien teuer umbauen müssten.

Haben Sie ein konkretes Beispiel?

Küssner: ESG-Faktoren lassen sich in unserer Strategie besser berücksichtigen, weil wir gleich zu Beginn auf energieeffiziente Gebäude setzen und keine Modernisierungskosten anfallen. Der Energieausweis muss mindestens ein „C“ haben, und wir orientieren uns an einer BREEAM-Zertifizierung „Sehr gut“ oder DGNB in „Silber“.


Außerdem legen wir auf eine soziale Nutzung der Immobilien wert. Wenn mehr als 50 Prozent der Fläche für Pflege oder Bildung genutzt werden oder es sich um geförderten Wohnraum handelt, dann ist auch das soziale Kriterium einerseits erfüllt und andererseits leicht zu verstehen.

Schroders hat 2007 die Principles for Responsible Investment unterschrieben. Welchen Weg wird seitdem gegangen, wo stehen Sie heute, wo wollen Sie hin und wie wollen Sie das schaffen?

Küssner: Im Dezember 2020 sind wir der Net Zero Asset Managers Initiative beigetreten. Im selben Monat haben wir ESG in all unseren Fonds und Mandaten integriert. Doch wir legen nicht nur Wert auf das „E“ in ESG. Wir sind Gründungsmitglied der Change Race Ratio Campaign, die sich für mehr ethnische Diversity in Unternehmen einsetzt.