Weinkolumne von Oliver Morath für die Finanzwelt Rut und Wiess: Weingut Mussler – Hochzeit und Wein? Ich sage „Ja!“

Oliver Morath trinkt Weißwein

Weinkolumne „Rut und Wiess“ von Oliver Morath: „Selten habe ich eine Gruppe so begeistert wie bei diesem Wein erlebt, und selten so kauffreudig.“ Foto: Oliver Morath

Bereits im Mai kam ich bereits zwei Mal zufällig am Weingut Mussler in Bissersheim in der Pfalz vorbei. Erst morgens auf meiner Joggingrunde mit meinem Hund Romy und dann später am Abend auf unserem ausgedehnten Spaziergang mit Freunden.

 © Oliver Morath

An diesem Abend sollte dort eine Hochzeitsfeier im traumhaften Garten stattfinden und es war bereits alles dafür hergerichtet. Wenn man romantisch veranlagt ist, dann geht es vielleicht in der Toskana noch besser, ansonsten würde ich sagen: „Place to be“. Als wir später des Abends erneut an diesem Ort der Freude vorbeikamen, konnten wir am Rande mitbekommen, welch wunderbaren Abend das Brautpaar in dieser Kulisse erleben durfte.

Bildunterschrift © Oliver Morath

Das Weingut Mussler – die, die die Quote missachten

Das Weingut Mussler missachtet die Quote. Ich möchte vorwegnehmen, das dies komplett unpolitisch, nicht sexistisch und auch absolut nicht männerfeindlich gemeint ist.

Im November war ich mit einigen weinbegeisterten Freunden mal wieder auf einer Erkundungstour. Neben den üblichen verdächtigen Weingütern, fast alle unbekannt oder noch nicht besucht von meinen Freunden, stand auch das Weingut Mussler auf unserer Agenda.

Bildunterschrift © Oliver Morath

Sonntagnachmittag in der Pfalz ist nicht unbedingt der Zeitpunkt, an dem alle Weingüter geöffnet haben und Kunden begrüßen. Da unser Plan sehr eng war, fragte ich den Termin an und bekam ihn sofort bestätigt.

Durch den Nachmittag führte uns Meike Seibt, Weinkönigin von 2018/2019 und verantwortlich für den Vertrieb auf dem Weingut. Eine der humorvollsten aber auch informativsten Verköstigungen der vergangen Jahre wurde uns zu Teil.

 © Oliver Morath

Wenn man sich die Homepage anschaut, stellt man schnell fest, dass es sich um ein Weingut in Frauenhand handelt. Und das tut wirklich gut. Das Weingut Mussler ist bereits in sechster Generation. 2016 übernahm Sabine Mussler das Weingut von ihrem verstorben Ehemann und führt es seitdem weiter. „Wir entsprechen seinem Wunsch und führen unser Weingut in seinem Sinne fort: immer mit neuen Ideen, immer mit dem Ziel Ihnen die besten Weine und viele schöne Stunden zu bescheren und vor allem …immer mit ganz viel Liebe!“, liest man auf der Startseite.

Bevor es für uns losging, bekamen wir – von der Schwiegermutter zubereitet – eine tolle Pfälzer Vesperplatte vorgesetzt, so dass wir eine schmackhafte Grundlage für eine ausgedehnte Verköstigung hatten.

Die Weine

Die Weinliste des Weinguts ist lang, sehr lang. Deswegen möchte ich mich an dieser Stelle auf die Ortsweine und Lagenweine konzentrieren. Auch die Basisweine oder Gebietsweine wussten zu überzeugen, allerdings würde das hier den Rahmen sprengen.

Bildunterschrift © Oliver Morath

Bei den Ortsweinen und Lagenweinen gibt es einen klaren Fokus auf Burgundertrauben. Das Verhältnis von Weißwein zu Rotwein liegt bei ca 50/50. Bei den Ortsweinen möchte ich den Chardonnay Kirchheim und den ganz seltenen Viognier Bissersheim vorstellen.

Der Chardonnay Kirchheim hat verhältnismäßig viel Säure, es werden rund 30 Prozent aufs Holz gelegt – dies verleiht ihm eine Struktur, welche ihm dazu gereicht, der ideale Essensbegleiter zu sein.

Die Viogniertraube ist in Deutschland noch nicht weit verbreitet und stammt ursprünglich von der Rhone. Es handelt sich häufig um einen alkoholstarken Wein, welcher oft an Aprikose und Pfirsich erinnert. Beim Viognier Bissersheim ist der Alkoholgehalt mit 13 Prozent im Rahmen und in keiner Weise vordergründig. 

Bei den Lagenweinen wusste das Weingut Mussler mit zwei Burgunderweinen zu überzeugen. Der Chardonnay Laumersheimer Steinbuckel wird zu 100 Prozent in neuen Fässern aus französischer Fasseiche ausgebaut. Die 13 Prozent Alkohol fügen sich herrlich in das Gesamtbild dieses trockenen Chardonnays ein. Selten habe ich eine Gruppe so begeistert wie bei diesem Wein erlebt, und selten so kauffreudig.

 © Oliver Morath

Der Spätburgunder, Laumersheimer Kirschgarten, ist mit 12,5 Prozent, im Jahrgang 2018 ein eher leichter Vertreter seiner Zunft. Als bekennender Pinot-Fan muss ich an der Stelle sagen, dass ich selten einen Pinot Noir getrunken habe, der ein solches Bouquet von Kirschen, sowohl in der Nase als auch im Geschmack hatte. 2018 ist sicherlich einer der spannendsten Jahrgänge in der Pfalz für Spätburgunder, dies beweist der Laumersheimer Kirschgarten eindrücklich.

In direkter Nachbarschaft zum Weingut Mussler werden einige der bekanntesten deutschen Spätburgunder in der Lage Kirschgarten ausgebaut, allerdings zu einem deutlich höheren Preis und häufig nicht besser.

 

 

1.Platz beim Deutschen Rotweinpreis 2022

Beim Deutschen Rotweinpreis reicht die Crème de la Crème der deutschen Weingüter Ihre Weine ein. In diesem Jahr kam es dann zur großen Überraschung im Bereich Cuvées: Das Weingut Mussler, mit Ihrem 2018er Tuvijah Hommage verwies alle auf die hinteren Plätze und gewann erstmals diesen prestigeträchtigen Weinpreis. All denjenigen, die diesen Wein jetzt gerne kaufen möchten, sei gesagt: „Ausverkauft!“. Aber ab Januar wird der Folgejahrgang abgefüllt und erhältlich sein.

Meike Seibt und das Weingut freuen sich auf Euch. Und nochmal – wer eine Lokation zum Heiraten sucht: Schön ist es im Garten des Weingutes – aber auf den Kater achten, nicht dass das böse Erwachen am nächsten Morgen kommt.

© Oliver Morath

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