Lange zeigten sich Familienunternehmer gegenüber Finanzinvestoren verschlossen. Doch Private-Equity-Gesellschaften und Familienunternehmen nähern sich an. Auf beiden Seiten ist das Interesse an einer Beteiligung inzwischen sehr hoch. Bei den Investoren liegt es bei nahezu 100 Prozent, bei den Familienunternehmen inzwischen bei 90 Prozent. Dies ist ein Ergebnis der Studie „Private-Equity-Gesellschaften und Familienunternehmen: Ziemlich beste Freunde?“ von PWC Deutschland. 200 Familienunternehmen und 55 Private-Equity-Gesellschaften hat die Beratungsgesellschaft befragt – letztere gemeinsam mit dem Bundesverband Beteiligungskapital (BVK).
Vor Family Offices: Private-Equity-Investoren als Käufer bevorzugt
Als potenzielle Käufer bevorzugen Familienunternehmen in erster Linie andere (Familien-)Unternehmen. Schon an zweiter und dritter Stelle folgen aber internationale und mittelständische Private-Equity-Gesellschaften. Familienunternehmen würden sich durch den Investor offensichtlich eine Verbesserung des operativen Geschäfts erwarten und dies einem rein finanziellen Engagement eines Multi oder Single Family Offices vorziehen, so die Studienautoren.
Während für viele Familienunternehmer ein (Teil-)Verkauf lange Zeit ausgeschlossen war, ist er heute zumindest denkbar: Für 90 Prozent der Befragten ist die Beteiligung eines Private-Equity-Investors eine mögliche Option. Vor zehn Jahren lag die Bereitschaft dafür nur bei 61 Prozent. „Das Image von Private-Equity-Gesellschaften ist deutlich besser geworden und damit sind sie durchaus eine unternehmerische Option. Das liegt teilweise auch an dem Wunsch, nicht mehr alle Eier in einem Korb zu haben“, erklärt Uwe Rittmann, Leiter Familienunternehmen und Mittelstand bei PWC Deutschland.
Die wachsende Verkaufsbereitschaft hat neben dem Imagegewinn der Investoren weitere Gründe: Druck zur Digitalisierung und ökologischen Transformation, geopolitische Krisen, aber auch Fragen um die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland, steigende Zinsbelastung, Fachkräftemangel oder fehlende Nachfolger.
92 Prozent der Unternehmen erhoffen sich von einem Investor eine solidere Kapitalausstattung, 90 Prozent höhere Erträge und Gewinnsteigerungen und 88 Prozent einen besseren Marktzugang. Zudem sind Familienunternehmen überzeugt, dass eine Private-Equity-Beteiligung ihnen hilft, Fortschritte in der Digitalisierung (83 Prozent) zu erreichen, internationaler (84 Prozent), wettbewerbsfähiger und innovativer (beide 81 Prozent) zu werden.
Private-Equity-Investoren und Familienunternehmen: „Das Bett will man lieber doch nicht teilen“
In der Praxis kommt es allerdings nur zu wenigen Transaktionen zwischen Private-Equity-Gesellschaften und Familienunternehmen. Einer der Hauptgründe: Familienunternehmen wollen die Kontrolle und damit nicht nur die Mitsprache, sondern auch das letzte Wort behalten, weshalb 54 Prozent der Befragten eine Minderheitsbeteiligung vorziehen.
Dies steht im Widerspruch zu den Zielen von Private-Equity-Gesellschaften, die nach einer Mehrheitsbeteiligung streben (85 Prozent), um alle wesentlichen Entscheidungen treffen zu können. Die Meinungen gehen auch bei Gewinn- und Wachstumszielen auseinander. Hinzu kommen unterschiedliche Vorstellungen über den Unternehmenswert und die realisierbaren Potenziale. „Um es etwas salopp zu sagen: Man mag sich – aber das Bett will man lieber doch nicht teilen“, so Rittmann.
Die komplette Studie finden Sie hier zum Download.