Zwischen 1 und 2 Prozent des Gesamtvermögens von 17,6 Milliarden Euro und damit zwischen 180 und 350 Millionen Euro. So hoch ist die Abschreibung, welche die Rag-Stiftung wegen ihres Engagements bei Signa im Geschäftsjahr 2023 gemacht hat. „Das ist natürlich ärgerlich“, sagt Stiftungsvorstand Bernd Tönjes im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
In seinen Augen muss es aber nicht bei dem Totalverlust bleiben. Als vorsichtige Kaufleute, so Tönjes, gehe man vom schlimmsten Fall aus, rechne jedoch mit Chancen: „Wenn Notverkäufe vermieden werden können, es eine Wertaufholung gibt und die Gläubiger und Anteilseigner in dem Insolvenzverfahren entsprechend zum Zuge kommen.“ Zudem sei man nur in Immobilien in Premiumlagen investiert, wie dem Goldenen Quartier in Wien. Werte also, die noch existent sind.
Rag-Stiftung seit 2017 bei Signa investiert
Auf die Frage, warum die Stiftung überhaupt in das Firmengeflecht von René Benko investiert hat, führt Tönjes an, dass der Vorstand dies 2017 entschieden habe, weil zu dieser Zeit kein Weg an Signa vorbeiführte, wenn in hochkarätige europäische Immobilien investiert werden sollte. Bis 2022, also erst mit der Zinswende, hätte sich das bis dahin gut laufende Investment eingetrübt.
Nicht nur Signa, die ganze Immobilienbranche steckt in einer Krise. Das merkt auch die Rag-Stiftung, die weltweit in die Asset Klasse investiert ist. Für Tönjes kein Anlass, von Grund auf umzudenken: „Unsere Philosophie ist, möglichst breit und diversifiziert zu investieren: in allen Anlageklassen, in allen Ländern dieser Welt und auf möglichst allen Kontinenten. Wir streuen damit die Einzelrisiken so breit wie möglich. Man kann nicht erwarten, dass man in einem so großen Portfolio immer nur Gewinner hat. Entscheidend ist, dass die Anzahl der Misserfolge deutlich kleiner ist als die Anzahl der Erfolge. Darauf kommt es an.“
Private Equity und Zinswende kompensieren Signa-Verluste
Der breiten Diversifikation schreibt Tönjes in dem FAZ-Interview zu, sei es zu verdanken, dass über Private-Equity-Investments 2023 rund 190 Millionen Euro in die Kasse gespült wurden. Zudem stehe die Stiftung durch die höheren Zinsen auf der Ausgabenseite um 150 Millionen Euro besser da als geplant. Der Hauptzweck der Stiftung, nämlich den Steuerzahler von den Ewigkeitsausgaben aus dem deutschen Steinkohlenbergbau zu entlasten, sei zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen. „Das ist unser Hauptzweck, und seit 2019, seitdem wir das machen, ist das jedes Jahr gelungen“, so Tönjes.
Das Portfolio der Rag-Stiftung
- 25 Prozent: Anteil am Spezialchemiekonzern Evonik, derzeitiger Wert 6,4 Milliarden Euro
- Beteiligung am Immobilienkonzern Vivawest im Wert von 1,7 Milliarden Euro
- weitere Finanzanlagen im Wert von 11,4 Milliarden Euro, aufgeteilt in:
36 Prozent Rentenpapiere - aufgeteilt in globale Staatsanleihen und Unternehmensanleihen - 35 Prozent in Private Equity und sonstigen Beteiligungen
- 20 Prozent in Immobilien und Infrastruktur
- 9 Prozent Aktien