Die Kommunale Beteiligungsgesellschaft (KSBG) hat ihre Anteile am Essener Energieunternehmen Steag, vorbehaltlich der Zustimmung des Kartellamts, an den spanischen Infrastruktur-Investor Asterion Industrial Partners verkauft. Das Transaktionsvolumen beträgt rund 2,6 Milliarden Euro.
Mit dem Zuschlag konnten die Spanier sich auf der Zielgeraden gegen die RAG-Stiftung durchsetzen. Diese wollte, gemeinsam mit der EPH Holding, den Stromproduzenten übernehmen. Für die Verantwortlichen des KSBG kam das Angebot des Duos überraschend gewesen, es sie aber „hochprofessionell“ gewesen, weshalb Stiftung und Holding erst „ganz zum Schluss rausflogen.“ Enttäuscht seien die Verantwortlichen der Stiftung darüber nicht, so eine Sprecherin gegenüber diesem Medium. Es gäbe „ausreichend Alternativen, unser Geld anzulegen“.
Nach Abzug der Verbindlichkeiten, in den Büchern der Steag stehen unter anderem eine knappe Milliarde Euro Pensionsverpflichtungen, könnte den bisherigen kommunalen Eigentümern des fünftgrößten deutschen Stromerzeugers, den Stadtwerke von Dortmund, Duisburg, Bochum, Essen, Oberhausen und Dinslaken noch eine gute Milliarde Euro zufließen. Der Nettozufluss an die Alteigentümer ist auch noch von dem Jahresergebnis 2023 der Steag abhängig. Mit dem Abschluss des Verkaufsprozesses (Closing) wird bis Dezember 2023 gerechnet.
Zur Steag gehören die beiden Geschäftsbereiche Steag Power und Iqony. Der erste betreibt an sechs Standorten in Deutschland Steinkohlekraftwerke. Ihr Anteil an der Gesamtstromerzeugung in Deutschland beträgt etwa fünf Prozent. Iqony bietet Lösungen für die Dekarbonisierung, Dezentralisierung und Digitalisierung der Energieversorgung, setzt dabei auf regenerative Energien und Brückentechnologien, die in Zukunft auch klimaneutral eingesetzt werden können.
Das Portfolio umfasst neben Solar, Wind, und Geothermie auch Wasserstofflösungen, Speichertechnologien, Engineering-Leistungen und moderne, perspektivisch mittels Wasserstoffeinsatz klimaneutrale Gaskraftwerke. Derzeit beschäftigt der Konzern weltweit rund 5300 Menschen, davon etwa 2300 bei Iqony (1900 in Deutschland) und gut 3000 bei Steag Power (1000 in Deutschland).
Die KSBG hatte 2011 zunächst 51 Prozent und 2014 die restlichen Anteile an der Steag übernommen. Damals stand das Unternehmen vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen. Nach Restrukturierung und Neuausrichtung wäre auf die Eigentümer nach eigenen Aussagen ein erheblicher weiterer Investitionsbedarf zugekommen. Angesichts dieser Entwicklung wurde 2022 entschieden, das Unternehmen zu verkaufen.
In einem mehrmonatigen Bieterverfahren setzte sich Asterion mit dem für die Verantwortlichen wirtschaftlich besten Angebot durch. Zudem ist es erklärtes Ziel, die Steag als Ganzes zu erhalten. „Unser Unternehmen steht voll hinter der Energie- und Wärmewende. Steag ist optimal aufgestellt, um in Deutschland und Europa einen maßgeblichen Beitrag zur Umstellung auf saubere, wettbewerbsfähige und zuverlässige Energieträger wie Solar und Wind zu leisten.
Mit einem Energiemix aus Kohle und Gas kann die Versorgungssicherheit während der Übergangsphase gewährleistet werden“, sagte Jesús Olmos, Geschäftsführer von Asterion Industrial Partners. „Wir bringen die Erfahrung im Management von Unternehmen in der grünen Transformation mit und freuen uns auf die Zusammenarbeit. Gemeinsam werden wir die Pläne der Steag zur Dekarbonisierung umsetzen und neue, grüne Arbeitsplätze schaffen.“
Die Transaktion wurde von der Investmentbank Morgan Stanley und den Kanzleien Gleiss Lutz, Freshfields und CMS begleitet. Mit der Wirksamkeit des Verkaufs wäre auch die Arbeit der seinerzeit im Restrukturierungsprozess eingesetzten Treuhänder Jan Markus Plathner
und Christoph Morgen von der Kanzlei Brinkmann und Partner abgeschlossen.
Über Asterion
Asterion ist ein führender Private-Equity- und Infrastrukturfonds in Spanien, der ein
Vermögen von rund 5 Milliarden Euro verwaltet. Etwa die Hälfte der bisherigen Investitionen entfiel auf den Energiesektor. 2019 etablierte das Unternehmen mit Asterion Energies eine Entwicklungsplattform, die ein Projektportfolio mit insgesamt 7.700 Megawatt (MW) erneuerbarer Energie in Spanien, Italien und Frankreich verwaltete. Die Plattform wurde Ende 2022 an den spanischen Energiekonzern Repsol verkauft. Asterion bleibt durch seine Beteiligung an Barter Energy im spanischen Energiesektor investiert.
Weiterhin ist das Unternehmen durch AMP Clean Enery im Vereinigten Königreich vertreten. Im Jahr 2022 erwarb der Investor ein Erdgas-Kombikraftwerk in Frankreich im Rahmen eines Joint Ventures mit Total Energies. Darüber hinaus will Asterion mit seiner Beteiligung an Sorgenia, einem italienischen Energiekonzern mit Sitz in Mailand, die Energiewende in Italien vorantreiben. Mit der Übernahme von Steag steigt Asterion in den deutschen Energiemarkt ein und sucht nach weiteren Investitionsmöglichkeiten.