100 Billionen US-Dollar Anlagekapital ESG-Kriterien und ihre Wirkung auf die Private-Equity-Branche

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Viele Marktteilnehmer auf der Anbieterseite haben sich inzwischen ebenfalls auf das Thema ESG eingestellt. Fonds- beziehungsweise Dachfondsanbieter, die über keine eigene entsprechende Investitionshistorie verfügen, übernehmen beispielsweise oft kleinere, auf ESG-Themen oder rein ökologische und soziale Investments spezialisierte Einheiten. Damit können sie ihre Angebotspalette sinnvoll ergänzen. PE-Gesellschaften nehmen gerne ein auf ESG-Themen spezialisiertes Unternehmen in ihr Unternehmensportfolio mit auf, denn so können sie die in diesem Portfoliounternehmen vorhandene Expertise für sich selbst und für andere Portfoliounternehmen nutzen.

ESG schon aus wirtschaftlichen Gründen unabdingbar

Bei der Akquisition von Unternehmen achten die PE-Gesellschaften auf den Stand der Implementierung der ESG-Kriterien in diesen Unternehmen. Dies ist schon aus wirtschaftlichem Blickwinkel unabdingbar, denn bei einem Verkauf der Portfoliounternehmen wird die Berücksichtigung der ESG-Kriterien in den einzelnen Unternehmen einen noch wichtigeren Stellenwert einnehmen als heute. Sollten in dem zu erwerbenden Unternehmen bisher keine ESG-Standards etabliert sein, ist für die PE-Gesellschaft der Wille des Managementteams der Unternehmen entscheidend, diese Implementierung voranzubringen. Für Unternehmen, die kein Interesse daran zeigen, wird es immer schwieriger werden, Kapitalgeber zu finden. Viele der größeren Unternehmen, deren Produkte einen unmittelbaren Einfluss auf die Umwelt haben, haben bereits die ESG-Kriterien in ihren Unternehmensgrundsätzen integriert. Viele der jüngeren Unternehmen müssen bei diesem Prozess noch begleitet werden. Nachholbedarf besteht in Deutschland auch noch bei vielen Familienunternehmen, die eine wichtige Rolle in der deutschen Wirtschaft spielen.

Neben den regulatorischen Vorgaben unterstützen viele Initiativen der PE-Gesellschaften die Umsetzung der ESG-Kriterien. So haben sich beispielsweise europäische PE-Gesellschaften vernetzt und stellen ihren Portfoliounternehmen eine Plattform zur Verfügung, auf der diese sich gegenseitig über die ESG-Implementierung und „Best practices“ austauschen können. Ein weiteres Beispiel sind die Initiativen, die darauf abzielen, Gehälter bei den PE-Gesellschaften an die Erreichung der ESG-Ziele in den Portfoliounternehmen zu koppeln.

Ein Investor sollte sich bei einer Investitionsentscheidung allerdings nicht allein durch das „ESG-Label“ leiten lassen. Denn neben dem Blick auf die ESG-Kriterien sollte ebenfalls darauf geachtet werden, welche Art von Unternehmen erworben werden soll. Diesen Aspekt berücksichtigt insbesondere das sogenannte Impact Investing. Damit sind Investitionen gemeint, die eine messbare, positive soziale oder ökologische Wirkung auf die Umwelt oder die Gesellschaft erzielen. Denn momentan kann es durchaus passieren, dass ein Unternehmen im ESG-Rating gut abschneidet, obwohl es Produkte herstellt, die für eine Vielzahl von Investoren von vornherein ausgeschlossen sind.

Insgesamt sind derzeit bereits viele Initiativen angestoßen worden, um das Thema ESG in der Private-Equity-Branche zu verankern. Niemand kann die Zukunft exakt vorhersagen und wissen, wie sich künftige Private-Equity-Angebote konkret aufgrund regulatorischer Vorgaben verändern werden. Zusammenfassend lässt sich aber festhalten, dass es sehr viele gute Gründe gibt und auch gar kein Weg daran vorbeiführt, die Themen, die ESG ausmachen, noch stärker zu forcieren und im Markt zu verankern.

 
Über den Autor: Thomas Frey verantwortet bei Lunis Vermögensmanagement den Produktbereich Private Equity. Auf die Anlageklasse spezialisiert ist er bereits seit seiner Zeit bei der Credit Suisse (Deutschland) AG ab 2007. Mit dem Wechsel zur Bank J. Safra Sarasin (Deutschland) AG 2012 verantwortete er den Aufbau der PE-Angebotspalette und übernahm die Leitung des Produktbereichs für Deutschland. Bei Lunis Vermögensmanagement ist Frey seit 2018.

 

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