Eine systematische Berücksichtigung der ESG-Kriterien ist aus heutiger Sicht auch in der Anlageklasse Private Equity nicht mehr wegzudenken. ESG steht als Abkürzung für Environmental, Social und Governance und beschreibt die Kriterien, die in die Analyse von Finanzprodukten mit einbezogen werden, um sowohl ökologische, soziale als auch Aspekte beziehungsweise Konsequenzen der Unternehmensführung von Investitionen in Unternehmen und Staaten zu berücksichtigen und zu bewerten. Wirklich neu ist die generelle Einbeziehung dieser Nachhaltigkeitsfaktoren in der Finanzbranche nicht, allerdings stand dieser Themenkomplex mit dem nun greifbar gemachten Schlagwort „ESG“ zu keiner Zeit so im Fokus wie auch in der Kritik der öffentlichen Diskussion wie heute.
Anreize für Mitarbeiter schaffen Mehrwert für Investoren
Eine der größten Herausforderungen bei der Umsetzung ist – nicht zuletzt durch die nach wie vor nicht final festgesetzte Regulatorik – immer noch die genaue Auslegung und Gewichtung der ESG-Kriterien bei Investments, die als nachhaltig ausgewiesen werden. Ein Beispiel: Lange war das „E“ das ausschlaggebende Kriterium, also die Auswirkungen auf die Umwelt. In letzter Zeit ist das „S“ stärker in den Vordergrund getreten, dass u. a. Aspekte wie Diversität, Chancengleichheit und damit Integration und Vielfalt berücksichtigt. Das „G“, Aspekte der Unternehmensführung, ist allerdings alles andere als zu vernachlässigen, da herausragende Führungsteams in Unternehmen mit nachhaltigen Anreizsystemen Mehrwert für die Investoren erzielen.
Derzeit gibt es drei maßgebende Vereinbarungen beziehungsweise Initiativen, die einen wesentlichen Einfluss auf die Berücksichtigung der ESG-Kriterien in der Private Equity-Branche ausüben. Dazu zählt das Pariser Abkommen, in dem sich rund 200 Länder der Bekämpfung des Klimawandels verpflichten. Die United Nations Sustainable Development Goals (UN SDGs), die im Rahmen der „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ der UN-Generalversammlung im September 2015 definiert wurden, dienen der Zielsetzung der UN zur weltweiten Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene. Die Principles for Responsible Investment („UN PRI“) wurden auf einer Initiative der UN 2006 ins Leben gerufen wurden.
Mehr als 100 Billionen US-Dollar Anlagekapital
Im Fokus stehen hierbei verantwortungsbewusste Investitionen, die die ESG-Kriterien und damit auch Aspekte wie den Klimawandel, Umweltkriterien, knapper werdende Ressourcen und die demografische Entwicklung berücksichtigen. Gegen Ende 2020 zählten über 3.000 Unternehmen (Private-Equity-Gesellschaften, Großinvestoren, Vermögensverwalter und Finanzdienstleister), die zusammen mehr als 100 Billionen US-Dollar Anlagekapital verwalten, zu den Unterzeichnern dieser Initiative. Täglich kommen neue namhafte Investoren und Private-Equity-Gesellschaften („PE-Gesellschaften“) dazu.