DVFA-Kapitalmarktumfrage für 2024 Diese Gründe sprechen für eine „flache Entwicklung“

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DVFA-Kapitalmarktumfrage für 2024
Diese Gründe sprechen für eine „flache Entwicklung“
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Ingo Mainert, stellvertretender Vorsitzender DVFA

Ingo Mainert, stellvertretender Vorsitzender DVFA: „Die DVFA Investment Professionals bewerten nach wie vor Aktien als attraktivste Anlageform.“ Foto: DVFA

„Unsere Umfrage endete am 1. November und stand damit auch, aber sicher nicht nur unter dem Eindruck der schrecklichen Ereignisse in Israel und deren Folgen. Es überrascht daher nicht, dass bei den größten Unsicherheiten für 2024 die geopolitischen Risiken dominieren, deutlich vor einer drohenden Rezession“, hebt Ingo Mainert hervor, stellvertretender Vorsitzender Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA).

Dennoch oder gerade deshalb: Mehr als 40 Prozent der Teilnehmenden erwarten, dass bis Ende des nächsten Jahres Aktien die anderen traditionellen Vermögensklassen hinsichtlich der Rendite schlagen werden. 32 Prozent sehen dagegen Rentenwerte an der Spitze. In der Umfrage für 2023 lag der Wert bei nur 14 Prozent. 12 Prozent erwarten das für die grundsätzlich gering verzinsten Liquiditätsinstrumente, was die großen Marktunsicherheiten widerspiegeln dürfte. Für das Jahr 2023 sahen in dieser Frage noch 20 Prozent der Befragten Rohstoffe vorn. Doch nun hat sich dieser Anteil für 2024 auf 9 Prozent mehr als halbiert.

Quelle: DVFA e. V.; Umfragezeitraum 25.10.-01.11.2023

Die Antworten der Umfrage sind insgesamt geprägt von einer allgemeinen Vorsicht. Außer für das Gold entfallen die jeweils meisten Antworten aus heutiger Sicht eher auf eine „flache Entwicklung“.

Zinsen für 10-jährige Bundesanleihen

Ende kommenden Jahres sehen 36 Prozent der Befragten die Zinsen 10-jähriger Bundesanleihen zwischen 2,5 und 3  Prozent. Interessant ist hier das „obere Ende“ des Spektrums. 16 Prozent erwarten Zinsen über 3,5 Prozent.

Quelle: DVFA e. V.; Umfragezeitraum 25.10.-01.11.2023, Antworten in %

Prognose für den Dax

Die allgemein verbreitete Unsicherheit fließt auch in die Erwartungen für den deutschen Leitindex ein: Nur 7 Prozent sind richtig „bullish“ für den Dax, das heißt sie erwarten ihn Ende 2024 über 17.000 Punkten. Ein Viertel der Teilnehmer entschied sich für die Antwortkategorie „zwischen 16.000 und 17.000 Punkten“. 49 Prozent erwartet den Dax dagegen zwischen 14.000 und 16.000 Punkten.

Wo erwarten Sie den DAX am Jahresende 2024? 

 unter 13.000 Punkten

   6 Prozent

 zwischen 13.000 und 14.000

 14 Prozent

 zwischen 14.000 und 15.000

 21 Prozent

 zwischen 15.000 und 16.000

 28 Prozent

 zwischen 16.000 und 17.000 

 25 Prozent

 über 17.000 Punkten

   7 Prozent

Quelle: DVFA e. V.; Umfragezeitraum 25.10.-01.11.2023

Wechselkurse Dollar/Euro

Dazu, wie viel ein Euro am Jahresende 2024 in Dollar „kosten“ wird, entscheidet sich 37 Prozent für eine „Seitwärts-Prognose“: Sie sehen den Kurs zwischen 1,05 und 1,10 Dollar je Euro. 33 Prozent rechnen mit „zwischen 1,00 und 1,05“, also einer Abwertung des Euro beziehungsweise einen stärkeren Dollar. Einen bis Ende 2024 noch schwächeren Euro, zwischen 0,95 und 1,00 Dollar, sehen 10 Prozent. Dagegen sind 17 Prozent eher Dollar-Skeptiker, sehen den Euro über 1,10 Dollar.

Gold

Etwas heller ist das Bild für das Gold: 52 Prozent der Antworten entfallen auf Goldpreise über 2.000 Dollar je Feinunze. 14  Prozent trauen sich mit ihren Erwartungen in die Kategorie „2.100 bis 2.200 Dollar“ vor, und 9 Prozent liegen noch darüber. Einen erheblichen Teil der Befragten könnte man als „Gold-Bären“ bezeichnen, denn jeder Fünfte rechnet mit einem Goldpreis zwischen 1.800 und 1.900 Dollar, 4  Prozent sogar mit noch tieferen Werten.

 

Die größten Unsicherheiten 2024

Auf die Frage nach den größten Unsicherheiten für das Jahr 2024 waren bis zu zwei Antworten möglich.

Quelle: DVFA e. V.; Umfragezeitraum 25.10.-01.11.2023, Antworten in % der abgegebenen Stimmen

Geopolitische Risiken stehen mit 43 Prozent der Stimmen an der Spitze. Mit großem Abstand folgt die Erwartung einer Rezession mit 22 Prozent. Auch die anstehende US-Präsidentschaftswahl wirft bereits ihre Schatten, folgt mit 16 Prozent und liegt damit vor der Inflation mit 12 Prozent. Bemerkenswert ist, dass inzwischen die Energiekrise mit 6 Prozent auf dem letzten Platz rangiert.

Ingo Mainert merkt zu den Ergebnissen der Umfrage an: „Die DVFA Investment Professionals bewerten nach wie vor Aktien als attraktivste Anlageform. Das ist ein zusätzlicher Hinweis, sich für ein „Mehr“ an Aktienkultur in Deutschland einzusetzen, insbesondere im Hinblick auf die Sicherung der Altersvorsorge. Es ist deshalb nur zu begrüßen, dass der Sachverständigenrat in seinem jüngsten Jahresgutachten ein Kapitel der Bedeutung und dem Ausbau der Kapitalmärkte gewidmet hat. Wir haben damit eine nützliche Grundlage für eine konstruktive Diskussion mit Finanzexperten und vor allem mit der Politik.“

Er merkt zudem an: „Interessant ist, dass der Sachverständigenrat in einem weiteren Kapitel auf die Defizite in der amtlichen Statistik hinweist. Wenn die deutsche Infrastruktur für Forschungsdaten international auf Augenhöhe käme, könnte das am Ende nicht nur die Qualität von Entscheidungen verbessern, und damit auch private Investitionen und die Kapitalallokation insgesamt.“

Über die Umfrage

Die DVFA-Monatsfrage wendet sich an die 1.400 Mitglieder des Verbandes und widmet sich Themen, die in der Finanzbranche diskutiert werden. Die Ergebnisse der Umfrage werden regelmäßig an jedem 2. Dienstag im Monat veröffentlicht.

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