Analyse von HQ Trust Entwickeln sich Aktien und Anleihen wirklich gegenläufig?

Ein Blick auf die einzelnen Jahre seit 1924 zeigt, dass es immer wieder Phasen gab, in denen die Korrelation mehrere Jahre lang stark positiv oder stark negativ ausfiel.

Ein Blick auf die einzelnen Jahre seit 1924 zeigt, dass es immer wieder Phasen gab, in denen die Korrelation mehrere Jahre lang stark positiv oder stark negativ ausfiel. Foto: HQ Trust

Aktien und Anleihen entwickeln sich immer gegenläufig, lautet einer der Grundsätze an den Finanzmärkten. Doch stimmt er tatsächlich auch historisch betrachtet? Damit hat sich Pascal Kielkopf, Kapitalmarktanalyst bei HQ Trust, beschäftigt. Dafür hat er für die vergangenen 100 Jahre jährlich die Zwölf-Monats-Korrelationen zwischen dem S&P 500 und zehnjährigen US-Staatsanleihen ermittelt.

Zum Vorgehen: Bewegt sich ein Wert genau in die gleiche Richtung wie ein anderer, beträgt die Korrelation +1. Bewegt er sich in die entgegengesetzte Richtung, liegt die Korrelation bei –1. Eine Korrelation von 0 bedeutet, dass kein Zusammenhang zwischen den beiden Entwicklungen besteht.

Heraus kam, dass die Annahme, dass Anleihen sich in der Vergangenheit meist gegenläufig zu Aktien entwickelten, nicht stimmt. Im Schnitt war die Korrelation sogar positiv, so Kielkopf zu den Ergebnissen. Im langfristigen Durchschnitt hat die positive Korrelation über die vergangenen 100 Jahre aber nur bei 0,07 gelegen. „Der Zusammenhang zwischen der Entwicklung von Aktien und Bonds fiel langfristig also sehr gering aus“, so der Kapitalmarktanalyst. Ein Blick auf die einzelnen Jahre seit 1924 zeige, dass es immer wieder Phasen gab, in denen die Korrelation mehrere Jahre lang stark positiv oder stark negativ ausfiel. Ab 1966 fiel sie beispielsweise in 32 Jahren nur zweimal negativ aus. Zwischen 2010 und 2020 hat es dafür lediglich ein Jahr mit positiver Korrelation gegeben.

Hier die grafische Übersicht der Ergebnisse:

Ein Blick auf die einzelnen Jahre seit 1924 zeige, dass es immer wieder Phasen gab, in denen die Korrelation mehrere Jahre lang stark positiv oder stark negativ ausfiel.
Ein Blick auf die einzelnen Jahre seit 1924 zeige, dass es immer wieder Phasen gab, in denen die Korrelation mehrere Jahre lang stark positiv oder stark negativ ausfiel. © HQ Trust

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Was bedeutet das nun für Anleger? Dafür hat Kielkopf ein paar Tipps: „Investoren, aber auch Portfoliokonstrukteure, die bislang darauf setzten, dass sich Aktien und Anleihen gegenläufig entwickeln, sollten ihre Annahmen noch einmal überprüfen.“ Um Risikobudgets einzuhalten, könnte es aus seiner Sicht in gemischten Portfolios erforderlich sein, die Aktienquote zu senken. „Eine Lösung könnte zudem sein, neben Aktien und Renten auch weitere Anlageklassen zur Diversifikation beizumischen; etwa Gold oder auch Alternative Investments, wie Hedgefonds oder Infrastruktur.“

Und was bedeuten die Ergebnisse seiner Analyse nicht?:

  • „Das bedeutet jedoch nicht, dass Anleihen ihrer Funktion als sichere Häfen nicht (mehr) gerecht werden: Wenn es am Aktienmarkt in akuten Krisen schnell bergab ging, waren sichere Staatsanleihen – auch in Phasen positiver Korrelation – stets gefragt.“
  • „Eine positive Korrelation sagt nichts über die Rendite aus: Wenn sich Aktien und Anleihen in die gleiche Richtung bewegen, können beide fallen – aber auch steigen.“

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