Bethmann-Verantwortliche im Gespräch „Der ganz große IT-Wurf kommt 2022“

Vorstandschef Hans Hanegraaf (re.) und Bankbetriebsleiter Eric van der Deijl von der Bethmann Bank

Vorstandschef Hans Hanegraaf (re.) und Bankbetriebsleiter Eric van der Deijl von der Bethmann Bank: Das Bankhaus modernisiert derzeit die IT-Infrastruktur und hat dabei eine ideale Bank vor Augen. Foto: Bethmann Bank

private banking magazin: Banken wird oftmals unterstellt, dass sie die Digitalisierung verschlafen. Wann gab es die letzte IT-Neuerung bei der Bethmann Bank?

Eric van der Deijl: Die jüngste Neuerung ist im vierten Quartal 2020 live gegangen. Dabei handelt es sich um das neue CRM-Tool MSD 365, mit dem die Berater und Assistenzen alle kundenrelevanten Informationen verwalten und bearbeiten können. Das war ein größeres IT-Projekt. Ansonsten gehen fast jeden Tag kleinere Innovationen in unserer IT-Landschaft live.

Hans Hanegraaf: Den ganz großen Wurf haben wir noch vor uns. Zusammen mit unserer Muttergesellschaft ABN Amro schaffen wir derzeit für uns und unsere Private-Banking-Schwestern aus Frankreich und den Benelux-Ländern eine einheitliche Systemlandschaft. Wir nennen das die Model Bank – damit meinen wir das zeitgemäße und zukunftssichere Ideal einer Bank. Der Weg dorthin geht mit zahlreichen technologischen Veränderungen einher, denn es gilt, die unterschiedlichen IT-Infrastrukturen der einzelnen Länder in einer gemeinsamen Plattform zusammenzuführen. In dieses Projekt investiert die ABN Amro rund 200 Millionen Euro, gestreckt über drei Jahre. Der Grund ist klar: Unsere Branche und wir als Bankkonzern benötigen Skalierbarkeit. Nur dann können wir auch in Zukunft geschäftsfähig und erfolgreich sein.

Machen Ihnen die verschiedenen nationalen Regulierungen keinen Strich durch die Rechnung?

Hanegraaf: Natürlich gibt es vereinzelt Unterschiede in der Regulierung oder auf Kundenseite, etwa mit Blick auf die Sprache. Insgesamt stimmen die regulatorischen Vorgaben in den einzelnen EU-Ländern aber zu 90 bis 95 Prozent überein. Nationale Besonderheiten finden bei der Implementierung in den jeweiligen Ländern Berücksichtigung.

Hört sich nach Business-as-usual an.

Van der Deijl: Teils ist es das, teils nicht. Alle 12 bis 15 Jahre benötigt eine Bank eine neue IT-Systemlandschaft. Wir haben bereits vor vier Jahren mit der Erneuerung begonnen. Die Notwendigkeit zur Veränderung resultiert aber nicht nur aus regulatorischen Vorgaben. Dahinter stehen auch gesellschaftliche Veränderungen, eine veränderte Nachfrage etwa und neue technologische Möglichkeiten. So berücksichtigen wir in der Entwicklung natürlich auch die Erwartungen gerade jüngerer Kundengenerationen im Private Banking.


Wann kommen die nächsten größeren Schritte bei der Bethmann Bank?

Van der Deijl: Die größten Projekte in Deutschland sind aktuell die Umstellung auf das neue Kernbankensystem T24 von Temenos und die Einführung eines neuen IT-Systems für das Portfoliomanagement. Beides wollen wir bis zum vierten Quartal 2022 umgesetzt haben.

Was wären denn kleinere IT-Neuerungen?

Van der Deijl: Nehmen Sie den Alltag eines Investment-Spezialisten. Der muss momentan einen großen Teil seiner Arbeitszeit für die Befolgung regulatorischer Vorgaben aufwenden. In unserer heutigen IT-Landschaft muss er vielleicht drei bis vier Systeme öffnen. Effizienter wäre es, alle regulatorischen Themen in einem zentralen System zu erfassen und zu dokumentieren. Letztlich sollte er dadurch Arbeitszeit für Kundengespräche zurückgewinnen – was wir als Bank ja wollen.