Bei Krankheit und Tod des Patriarchen Was Unternehmer-Ehefrauen im Ernstfall wissen müssen

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Aufschieben und ignorieren

Die Gründe für diese fehlende Planung lauten von „keine Zeit“ bis „ich lebe ewig“ oder „das gibt nur Streit mit den Kindern“ und „ich habe kein Management gefunden, das was taugt“. Auf diese Weise wird die Frage aufgeschoben. Oft gibt es auch Fehlvorstellungen von den Fähigkeiten der Kinder, was dann realistische Lösungen verzögert. Zusammengefasst gehen Unternehmer der Nachfolgefrage gedanklich so lange wie möglich aus dem Weg.

Die Interessen des Unternehmens und der Witwe sind nie automatisch gleichlautend. Dadurch ist die Lage einer Unternehmerwitwe speziell. Sie hat plötzlich viel zu verantworten, aber kennt meist den Betrieb nicht genügend und hat niemanden, der ihr in ihrer Situation helfen kann. Steuerberater, Bankberater und andere Dienstleister hat der Verstorbene ausgesucht: Meist sprechen sie nicht die Sprache der Witwe. Allein auf sich gestellt, ruft sie alle Freundinnen an. Sie weiß, dass sie in kürzester Zeit Rat benötigt.

Mit vorausschauenden Überlegungen, Vorbereitung, Ordnung und mithilfe von unabhängiger Beratung kann sich die Unternehmer- Ehefrau vorbereiten. Zusammen mit ihrem Mann kann sie eine Strategie für sich und die Kinder entwickeln, wie sie im Fall seines Todes oder einer Erkrankung handeln soll. Macht er hierbei nicht mit, muss sie die für sich relevanten Fragen dennoch vorab klären, denn ausweichen kann sie dem Problem nicht. Zentrale Fragen, die eine Unternehmer- Ehefrau heutzutage beantworten muss:

  1. Situationsprüfung: Was wird unmittelbar passieren, wenn meinem Mann etwas geschieht? Mit dem Unternehmen? In der Familie?
  1. Beteiligungsverhältnisse und gesetzliche Regelungen: Wem gehört dann was?
  1. Unternehmenskennzahlen, Überblicke und Stellvertretung: Kenne ich das Unternehmen? Könnte ich es führen? Werkann es sonst führen?
  1. Erbenstreit: Wer ist mein Freund und wer ist mein Feind im Umfeld? In derFamilie? Wo sind Streitpotenziale, wo Begehrlichkeiten? Wem kann ich vertrauen?
  1. Zukunft und Geldanlage: Wie schützen wir mich und die Kinder in Zukunft? Waswird aus mir, wenn mein Mann morgen nicht mehr da ist?

 

Über die Autorin:
Sybille Franzmann-Haag ist Rechtsanwältin und berät speziell Ehefrauen aus Familienunternehmen im Erbrecht. Nach Stationen bei Clifford Chance und in internationalen Konzernen ist die Wirtschaftsanwältin seit 2003 bundesweit für Familienunternehmen tätig.

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