Anlagepolitik des Atomfonds Der norwegische Staatsfonds als Vorbild

Seite 3 / 3

Anleihe-Investments nur selektiv

Aufgrund des Zinsumfeldes würde ich mit einer historisch niedrigen Quote von lediglich 10 Prozent in Anleihen investieren. Tatsächlich ist diese Quote anfänglich um ein Vielfaches höher. Das liegt auch am langen Vorlauf, den zum Beispiel Immobilieninvestitionen benötigen.

Zudem müsste Geld in liquiden, geldmarktnahen Positionen geparkt werden, um Strafzinsen zu vermeiden und dann sukzessive in Aktien, Gold und Unternehmensanleihen investieren zu können.


Stabiles politisches und wirtschaftliches Umfeld für Immobilien

Natürlich sollte in der Anlagepolitik des Entsorgungsfonds auf Immobilien und da auf die großen Metropolen gesetzt und dem Trend zur Verstädterung Tribut gezollt werden. Das gilt sowohl für Gewerbe- als auch für Wohnimmobilien. Besonders bei Immobilien sollte auf die Expertise von lokalen Unternehmen zurückgegriffen werden.

Ähnlich wie für Aktieninvestitionen plädiere ich bei Immobilien auch für Sonderthemen wie Infrastruktur in Form von Brücken-, Tunnel-, Autobahnstrecken oder Mobilfunkmasten. Auch Logistikimmobilien sind in vielen Regionen interessant. Der von mir vorgeschlagene Anteil von 15 Prozent in Immobilien mag niedrig aussehen, ist aber mit gut 3,6 Milliarden Euro in der Ausgangssituation eine beachtliche Größe.

Gold physisch, Rohstoff als Aktien

Gold darf in einem globalen Portfolio nicht fehlen. Mit 5 Prozent setze ich die Quote relativ gering an.

Bevorzugen würde ich im gesamten Segment der Rohstoffe jedoch Aktieninvestitionen von Unternehmen, die in diesem Sektor – ob in der Förderung, dem Handel oder der Verarbeitung – tätig sind. Sofern diese Unternehmen über gute Wettbewerbspositionen verfügen, solide nachhaltige Erträge erwirtschaften und Dividenden zahlen, ist Aktien der Vorzug vor jeglichen physischen Beständen zu geben.

Risikomanagement Top-down

Das Team um Anja Mikus erwartet die Herkulesaufgabe, ein effektives Portfoliomanagement aufzubauen, bei dem die zentralen Aufgaben aus Deutschland herausarbeiten. Dazu zählt insbesondere das gesamte Risikomanagement, darunter Länderrisiken, Zahlungsrisiken, IT-Risiken, Compliance et cetera.

Zudem würde ich ein Team erfahrener Aktienanalysten engagieren, um unabhängig von Investmentbanken Bewertungen vornehmen zu können. Anbieten würden sich vor allem Sektoranalysten, die in ihren jeweiligen Branchen globale Trends überblicken.

Daneben sind Experten gefragt, die die Fondsselektion vornehmen können beziehungsweise die Auswahl ausländischer lokaler Partner vorantreiben. Volkswirte sollten als Analysten politische und makroökonomische Trends auf den verschiedenen Kontinenten im Blick behalten. Bei diesen gewaltigen Aufgaben wäre es sinnvoll, bereits vorhandene Ressourcen in Deutschland sinnvoller einzusetzen – siehe Exkurs oben – und dem Entsorgungsfonds entsprechend seiner Bedeutung einen ganz eigenen Rechtsrahmen zu geben.

Der Blick nach Norden

Ich wünsche dem Team im Entsorgungsfonds einen erfolgreichen Start. Mögen Sie den Mut haben, in vielen Dingen dem leuchtenden Vorbild aus Norwegen zu folgen.

Eines ist gewiss: Die globale Investmentbranche wird ihre Arbeit intensiv verfolgen. Haben Sie den Mut zu größtmöglicher Transparenz, keine Angst vor Kursrückgängen und bleiben sie langfristig in den richtigen Investments als zuverlässiger Anleger an Bord. Bleiben sie standhaft, um sich gegen kurzfristige politische Forderungen – egal von welcher Seite – zu wehren. Sonst kann langfristig erfolgreiches Investment nicht funktionieren.

>>Wie eine Kommunikation eines Staatsfonds aussehen kann.



Über den Autor:
Christoph Vogt ist geschäftsführender Gesellschafter des Hamburger Vermögensverwalters Format Asset Management. Vor seinem Wechsel in die Selbstständigkeit managte er von 2005 bis 2012 beim Versorger Vattenfall die Risikorückstellungen für das Betreiben von Atomkraftwerken. Weitere Berufsstationen umfassen die ehemalige Vereins- und Westbank sowie M.M. Warburg.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen