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Schwellenländer Weithin Aufwärtspotenzial am Währungsmarkt

Ungarns Hauptstadt Budapest

Ungarns Hauptstadt Budapest: Die Zentralbank des Landes hat jüngst eine restriktivere Geldpolitik angekündigt. Das sollte den Forint stützen. Foto: imago images / agefotostock

Gautam Kalani, BlueBay AM

Bei allen Unterschieden in der Pandemiebekämpfung – ein Mittel gegen die negativen wirtschaftlichen Folgen von Covid-19 kam weltweit zum Einsatz: Wie ihre Pendants in den entwickelten Ländern senkten die meisten Zentralbanken in den Schwellenländern ihre Leitzinsen nahezu oder sogar komplett auf Null. Ein solches Niveau hätte man dort vielerorts nie erwartet.

Viele Marktteilnehmer befürchteten, dass diese Zinssenkungen nur langsam wieder rückgängig gemacht werden. Denn seien wir ehrlich: Welches Land wünscht sich nicht ein höheres Wachstum und niedrigere Zinsen?

Zinsen steigen in vielen Schwellenländern

Diese Bedenken wurden jedoch weitgehend ausgeräumt. Mehrere Zentralbanken aufstrebender Volkswirtschaften erkennen den Anstieg der Inflation ebenso an wie die Tatsache, dass sie anders als die US-Notenbank nicht den Luxus haben, sich die Frage nach ihrem vorübergehenden oder dauerhaften Charakter zu stellen. Stattdessen haben sie aus den vergangenen Phasen hoher Teuerungsraten gelernt und die Zinsen erhöht.

Zwar gibt es Ausnahmen, zu den Vorreitern aber gehören Russland, Brasilien, Chile, Mexiko, Ungarn und die Tschechische Republik. Und in denjenigen Ländern, die wie Kolumbien noch nicht mit Zinserhöhungen begonnen haben, wurde ein entschiedener Kurswechsel vollzogen und eine baldige Erhöhung angekündigt.

Keine Angst vor steigenden US-Zinsen

All dies deutet darauf hin, dass die meisten aufstrebenden Volkswirtschaften zum Zeitpunkt einer Zinsanhebung in den USA bereits einen gesamten Zinserhöhungszyklus hinter sich haben dürften. Dies ist von entscheidender Bedeutung. Denn vergleicht man die heutige Situation mit der zur Zeit des Taper Tantrums im Jahr 2013, als die Ankündigung einer Abkehr von der lockeren Geldpolitik seitens des damaligen Fed-Chefs Ben Bernanke für massive Verwerfungen an den Kapitalmärkten in den Schwellenländern sorgte, fällt auf: Damals waren die realen Zinsen innerhalb der Ländergruppe auf dem niedrigsten Stand seit 15 bis 20 Jahren. Heute hingegen gehen wir davon aus, dass sie während der ersten US-Zinserhöhung am oberen Ende des Zinsspektrums liegen werden.

Leistungsbilanz deutlich verbessert

Neben der günstigeren Zinssituation ist die Leistungsbilanz so gut wie seit 15 Jahren nicht mehr. Die gestiegen Rohstoffpreise haben die Exporte gestützt. Daher sind die aufstrebenden Volkswirtschaften, in denen die Ausfuhr von Metallen oder Öl eine wichtige Rolle spielen, unserer Ansicht nach ziemlich robust. Auf der Importseite sind viele Schwellenländer aufgrund der niedrigen Impfquoten nach wie vor noch nicht vollständig geöffnet. Dies hat zwar das Wachstum gebremst, aber auch zu einer Verringerung der Einfuhren beigetragen.

Ein extremes Beispiel für diese Konstellation ist Südafrika: Die Exportseite wird durch die steigenden Metallpreise gestützt, während die Importe relativ stark gefallen sind. In der Konsequenz beträgt die Leistungsbilanz in diesem Jahr 3 bis 4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – zum Zeitpunkt des Taper Tantrums 2013 waren es noch -4 Prozent. Dieses Phänomen ist auch in mehreren anderen Schwellenländern zu beobachten – darunter Indien, Indonesien und Russland.

Geldpolitische Wende in Ungarn

Wir sehen Chancen in aufstrebenden Volkswirtschaften, die sich zuletzt weniger gut entwickelt haben und deren Zentralbanken einen restriktiven geldpolitischen Kurs verfolgen. Ein Beispiel ist Ungarn. Die dortigen Währungshüter haben eine sehr deutliche Wende hin zu einer hawkischen Rhetorik vollzogen und damit die Marktteilnehmer überrascht. Lange Jahre hatte sich die Landeswährung ausschließlich wegen der unangemessen lockeren Geldpolitik unterdurchschnittlich entwickelt. Daher könnte der Forint künftig aufwerten.

Unsere wichtigste Erkenntnis ist: Im weiteren Jahresverlauf dürften Schwellenländerländerwährungen Aufwärtspotenzial bieten – und Anleger mit einem passenden aktiven Ansatz davon profitieren können.

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