
Es klingt paradox: Infolge der Corona-Pandemie hat sich die Kreditqualität im High-Yield-Universum (HY) deutlich verbessert. Die Erklärung ist jedoch so einfach wie nachvollziehbar: Aufgrund der Krise konnten schwächere Unternehmen ihre Kredite nicht mehr bedienen und fielen daher aus dem Segment heraus – während Konzerne aus dem Investment-Grade-Bereich heruntergestuft wurden und als „Fallen Angels“ in den HY-Bereich eintraten. „Daher sind die Kreditrisiken insgesamt gesunken und die Zinsaufschläge liegen wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie“, sagt Justin Jewell, der bei BlueBay Asset Management den BlueBay High Yield Bond Fund (ISIN: LU0241882728) managt.
Ausfallraten dürften niedrig bleiben
Das spiegele sich auch in den 2021 bislang äußerst niedrigen Ausfallraten wider. Jewell geht davon aus, dass diese auch in naher Zukunft nicht drastisch steigen werden. „Das auch angesichts der fortschreitenden Impfungen anziehende Wirtschaftswachstum sollte hier unterstützen.“ Außerdem dürfte es sich positiv auf die Ertragslage der Unternehmen auswirken und ihre Kreditkennzahlen verbessern.
Europa hinke bei der konjunkturellen Erholung zwar den USA hinterher. Insbesondere im Dienstleistungssektor helle sich der Ausblick jedoch auf. „Europäische Konsumenten schränkten ihre Ausgaben während der Lockdowns deutlich ein. Es gibt daher einen erheblichen Nachholbedarf.“ Weil sich auch das Verbrauchervertrauen verbessert, könnte das Wachstum in Europa in der zweiten Jahreshälfte 2021 positiv überraschen. Daher scheine die Region aktuell interessanter als die Vereinigten Staaten. Auf Sektorenebene tendieren Jewell und seine Kolleginnen und Kollegen zu Branchen, die von der Reflation und der neuen Konsumlust profitieren sollten – beispielsweise Freizeit und Einzelhandel.
Hohe Resistenz gegenüber geldpolitischen Veränderungen
Gestützt wird das Wachstum außerdem durch die weiterhin expansive Geldpolitik der bedeutenden Zentralbanken. „Die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer verlagert sich allerdings zunehmend auf einen möglichen Wendepunkt in der Fiskal- und Geldpolitik in der zweiten Jahreshälfte 2021“, sagt Jewell. Vor diesem Hintergrund könnten die Kapitalzuflüsse in den HY-Markt steigen. Denn im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere verfügen Hochzinsanleihen global gesehen über eine vergleichsweise kurze Duration von aktuell rund 3,6 Jahren und reagieren damit weniger empfindlich auf steigende Zinsen als Investment-Grade-Papiere, deren Duration 7,1 Jahre beträgt. „In Kombination mit ihrer höheren Rendite sollten Hochzinsanleihen eine möglicherweise eintretende Normalisierung der Zinskurve in den USA besser wegstecken können als bonitätsstarke Anleihen.“
Jewell macht aber keinen Hehl daraus, dass geldpolitische Veränderungen zu Schwankungen führen könnten. Daher sei Flexibilität geboten. „Der Markt für Hochzinsanleihen wird im Jahresverlauf anspruchsvoller werden“, erwartet der Portfoliomanager, vertraut aber darauf: „Für aktive Manager wird es dadurch aber umso mehr Gelegenheiten geben, eine Überrendite zu erzielen.“ Im Bereich festverzinslicher Wertpapiere verfüge das HY-Segment insgesamt über ein interessantes Risiko-Rendite-Profil.
ESG-Analyse verbessert das Risikomanagement
Apropos Risiken: Um diese zu minimieren, integriert BlueBay Asset Management seinen bewährten ESG-Prozess auch bei Hochzins-Investments. „Wir sind der Meinung, dass ESG uns helfen kann, Risiken besser zu verstehen und zu verwalten“, sagt Jewell. Dazu komme der Dialog mit den Geschäftsführern der Portfolio-Unternehmen. „Die Zusammenarbeit mit den Managementteams war schon immer das Herzstück unseres Anlageprozesses. Wir stellen fest, dass für immer mehr von ihnen der Austausch über Umwelt-, soziale und Governance-Themen einen höheren Stellenwert gewinnt.“ Darüber hinaus habe BlueBay Asset Management Tools entwickelt, um entsprechende Kennzahlen zu überwachen. So könne man Portfolios aufbauen, die mit den ESG-bezogenen Anforderungen institutioneller Anleger kompatibel sind.