Michael Leinwand von der VBL „In Sachen ESG gehen wir lieber gründlich als zu schnell vor“

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Ich bin überzeugt davon: Langfristig können wir über die SAA den größten Beitrag zur Performance liefern. Im dritten Schritt wird die SAA dann implementiert. Themen sind hier zum Beispiel die Differenzierung innerhalb einer Anlageklasse und gegebenenfalls auch die Auswahl externer Manager.

leitwolf: Der Fixed-Income-Bereich ist weiterhin von niedrigen Zinsen geprägt. Wie versuchen Sie, hier Risikoprämien zu vereinnahmen?

Leinwand: Der Trend geht auch bei uns zu höheren Risiken im Portfolio. Das Risikomanagement spielt daher eine ­große Rolle, denn wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht versteckte Risiken ins Portfolio holen. Wenn wir auf die Risikoprämie „Illiquidität“ setzen, soll es das Illiquiditätsrisiko sein und kein anderes. Wir werden allerdings aus „Hygienegesichtspunkten“ immer auch sichere Staats- und Unternehmensanleihen halten, die auch Teil unserer SAA sind.

leitwolf: Wie diversifizieren Sie im Aktienbereich? Handelt es sich um aktiv oder passiv gemanagte Anlagen?

Leinwand: Im Aktienbereich setzt die VBL weniger als früher auf Market Timing, da dies nicht meinem Verständnis des langfristigen Investierens entspricht. Wir investieren vielmehr strategisch. Mit der Aufteilung innerhalb des Aktienbereichs haben wir uns intensiv beschäftigt und uns letztlich für die klassische regionale Aufteilung entschieden. Innerhalb der regionalen Strukturen analysieren wir aber auch, ob ein bestimmter Stil von Vorteil sein könnte.

 

 

 


Die Ziel­quoten sind im Übrigen nicht fix, sondern mit Bändern von rund drei Prozent nach oben und unten versehen, welche wir auch nutzen. Bei Marktrücksetzern können wir so zukaufen. Wenn etwas gut ­gelaufen ist, trennen wir uns davon. Was das Thema aktiv/passiv angeht, bin ich davon überzeugt, dass bestimmte Manager mit bestimmten Stilen durchaus Alpha generieren können. Ihnen gilt unsere Präferenz. Wir setzen aber auch auf passive Strategien, vor allem, wenn es um kurzfristige taktische Engagements jenseits der langfristigen SAA geht.

leitwolf: Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Asset Manager aus?

Leinwand: Es kommt natürlich auf die Anlageklasse an. Grundsätzlich ­suchen wir Manager, die über viele Jahre nachgewiesene Erfahrung in ihrem Segment haben und die zu uns passen. Wir schauen auch konkret auf die Unternehmenskultur: Wird in Teams gearbeitet oder handelt es sich um einen Star-Manager? Wie sieht das Risikomanagement aus? Wir wollen Partner, die auch noch in fünf oder zehn Jahren am Markt sind und die ihrem Stil treu bleiben, sich gleichzeitig aber auch entwickeln und auf neue Gegebenheiten einstellen.

leitwolf: Welche Rolle spielen historische Performance und Fees für Sie?

Leinwand: Dass die historische Wertentwicklung keine Rolle spielt, wie mancher behauptet, würde ich nicht unterschreiben. Auch die Fee ist nicht unwichtig. Eine Anlageklasse darf ihren Charme durch die Fee nicht verlieren.