Ralf Lochmüller von Lupus alpha „Von einem Tag auf den anderen investierte niemand mehr in Aktienfonds“

Lupus alpha AM Gründungsmitglied Ralf Lochmüller

Lupus alpha AM Gründungsmitglied Ralf Lochmüller: „Wenn ich stattdessen lese, was „bewiesen“ ist oder lauthals versprochen wird, täte es uns nach meinem Empfinden vielleicht ganz gut, wenn wir alle mal unsere Marketingabteilungen für drei Monate ins Sabbatical schicken würden.“ Foto: Lupus alpha

Herr Lochmüller, vor über 20 Jahren waren Sie einer der Gründer von Lupus alpha. Inwiefern hat sich seitdem die Finanzwelt verändert?

Ralf Lochmüller: Es hat sich einiges entwickelt in den vergangenen 20 Jahren. Aber am wichtigsten für jeden Vermögensverwalter ist unverändert: Kapitalanleger wollen risikoadjustiert attraktive Renditen erwirtschaften. Das war vor 20 Jahren so. Das ist heute so. Und das wird auch in 20 Jahren noch so sein. An diesem grundlegenden Zweck der Kapitalanlage richtet sich unsere Arbeit aus. Eine der auffälligsten Entwicklungen ist, dass die Portfolios der Anleger heute viel breiter diversifiziert sind als früher, bei Aktien wie auch bei Renten. Das betrifft die regionale Ausweitung, zum Beispiel auf Emerging Markets und hier besonders China. Das betrifft aber auch spezialisierte Anlageklassen wie Small & Mid Caps, sowie die stark gewachsene Bedeutung alternativer Investments wie Immobilien, Infrastruktur oder Private Equity.

Ein anderer sehr dominanter Trend ist, dass immer mehr Kapital in passiv investierende ETFs fließt. Wie stehen Sie zu dieser Entwicklung?

Lochmüller: ETFs haben die Kapitalanlage demokratisiert. Sie haben Anlegern die Möglichkeit eröffnet, sich preiswertes Marktbeta zu erschließen und so die Welt ins Depot zu holen. Das ist eine hervorragende Entwicklung – ich selbst zum Beispiel habe privat dort ETFs, wo es wegen der hohen Markteffizienz schwierig ist, Alpha zu erzielen. Für eine überdurchschnittliche Rendite braucht es aber mehr. Deshalb bevorzugen gerade institutionelle Investoren unverändert aktive Strategien. Hier lohnt es sich, nach Fondsmanagern zu suchen, die in der Lage sind, überdurchschnittliche Renditen zu generieren.


Wie groß die Unterschiede zwischen den Managern sein können, darauf hat kürzlich in unserer Investorenkonferenz Robert Wallace hingewiesen, der CEO des sehr erfolgreichen Stiftungsvermögens der Stanford University. Nach seiner Erfahrung liegen die Renditeunterschiede etwa bei Venture Capital Fonds bei mehr als zehn Prozentpunkten jährlich zwischen dem Durchschnitt und dem oberen Quartil der Manager. Die Besten zu finden, erfordert allerdings ein ordentliches Stück Arbeit.

In den vergangenen Jahrzehnten gab es einige Finanzkrisen. Welche hat Sie persönlich am stärksten belastet und warum?

Lochmüller: Wir waren mit Lupus alpha ein knappes halbes Jahr am Markt, als im März 2001 die Blase am Neuen Markt platzte und die Dotcom-Krise über uns hereinbrach. Die Risikoaversion der Anleger war von einem Tag auf den anderen so ausgeprägt, dass niemand mehr in Aktienfonds investierte – wir hatten aber nur solche Strategien im Angebot.

„Es gibt keine kurzfristigen Erfolge im Fondsgeschäft“

Zudem sind wir direkt mit einem großen Team von 20 Mitarbeitern gestartet, die meisten davon Fondsmanager und Analysten. Nur so konnten wir Kunden gegenüber unseren hohen Anspruch an Alpha überzeugend darstellen. Deshalb kam für uns ein Downsizing von Lupus alpha überhaupt nicht in Frage. Das war eine existenzielle Belastung für das Geschäftsmodell unserer noch jungen Firma.

Wenn Sie zu Ihrem 60. Geburtstag einen Wunsch in Bezug auf die Finanzwelt frei hätten, welcher wäre das?

Lochmüller: Unsere Branche könnte manchmal eine Portion mehr Produktwahrheit und -klarheit vertragen. Für eine langfristige und vertrauensvolle Kundenbeziehung ist es extrem wichtig, dass Kunden realistisch einschätzen können, was sie von einem bestimmten Produkt erwarten können und was nicht.