Umbruch mit Unruhe Störgeräusche im Private Banking der Apobank

Logo-Schriftzug an der Apobank-Zentrale

Logo-Schriftzug an der Apobank-Zentrale: Das Düsseldorfer Institut durchläuft derzeit einen Transformationsprozess im Privatkundengeschäft, mit weitereichenden Folgen für die Private-Banking-Abteilung. Foto: Imago Images / Michael Gstettenbauer

Die Neuausrichtung des Privatkundenvertriebs der Apobank kommt einer Zäsur des Private Banking gleich. Das neue Betreuungsmodell der Bank zielt ursprünglich darauf ab, der Vermögensberatung mehr Gewicht zu verleihen. Die betroffenen Private-Banking-Berater empfinden es jedoch als Einschnitt in die eigenständige Beratung ihrer Kunden.

Die Folge ist eine Abwanderungswelle: Allein zum 30. September dieses Jahres haben zehn Private Banker gekündigt, schildern mit den Vorgängen vertraute Personen. Neben bereits bekannten Teamwechseln in Düsseldorf (zur Merkur Privatbank) und in Köln (zur Braunschweiger Privatbank) gibt es nach Informationen aus Marktkreisen Abgänge in Passau, Würzburg, Mannheim, Hannover und weiteren Standorten.

Auf Anfrage der Redaktion verweist ein Sprecher der Apobank darauf, dass „insgesamt die Fluktuation in der Bank aktuell nur unwesentlich höher als in den vergangenen Jahren ist“. In Veränderungsprozessen komme es vor, dass Mitarbeitende sich neu orientieren. Die Bank respektiere diese individuellen Entscheidungen. Die vakanten Positionen werde sie neu besetzen.

Standard-Beratung und Massengeschäft

Die Konflikte liegen nach Informationen dieser Redaktion jedoch tiefer. Die größte Reibung entsteht durch neue Vertriebsvorgaben in der Vermögensverwaltung. Die Apobank will in diesem Segment stark wachsen, schränkt aber gleichzeitig die Fondspalette ein, aus der die Berater wählen dürfen – auf 30 bis 35 Produkte, wie aus dem Umfeld der Bank zu hören. Hinzukommt der Einsatz von Spezialisten, für die der Berater Platz machen muss, sobald sich die Kunden für Einzeltitel oder Zertifikate interessieren.

In Summe ist es für den Private-Banking-Berater durch den neuen Vertriebsansatz nicht mehr möglich, dem Kunden mehr als eine standardisierte Wertpapierberatung anbieten zu können. Das sorgt für schlechte Stimmung: „Man tritt dem Kunden nur noch mit einem eingeschränkten Repertoire gegenüber“, schildert ein betroffener Private Banker seine Gefühlslage.

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Die Apobank hat sich zum Ziel gesetzt, vor allem das Depotvolumen bei Privatkunden in den kommenden Jahren deutlich zu erhöhen. Nach Einschätzung von Insidern ist damit der Schritt ins Retail-Massengeschäft verbunden, sprich die Betreuung von Vermögen bis 500.000 Euro. Von „echtem“ Private Banking könne keine Rede mehr sein: Die Berater werden in Vertriebsvorgaben gedrängt statt im Kundeninteresse zu handeln, heißt es von ehemaligen Mitarbeitern.

Ein Sprecher der Apobank geht auf Nachfrage nicht näher auf die Vorwürfe ein. „Die Apobank entwickelt ihren Privatkundenvertrieb weiter und richtet sich hier neu aus. Das wirkt sich auch auf das Private Banking aus.“ Grundgerüst in der Beratung ist künftig ein sogenannter Vermögensturm. Dieser steht auf drei Säulen: Leistungen von Versorgungswerken, zukünftiger Praxiswert und Einkommensströme sowie privates Vermögen. Auf diese Weise will die Apobank die individuellen Vermögensbausteine der Kunden ermitteln, Ziel ist ein langfristiger spezifischer Plan für Vermögensaufbau.