Moonfare-Gründer zu Private Equity „Die Haltedauer wird sich erhöhen, bis der Gesamt-Return wieder stimmt“

Steffen Pauls ist Gründer von Moonfare

Steffen Pauls ist Gründer von Moonfare Foto: Moonfare

Herr Pauls, die ersten Moonfare-Fonds sind schon vor einigen Jahren ins Rennen gegangen. Was erwarten Sie für eine Performance nach Kosten? 

Steffen Pauls: Die Investitionsphase eines Private-Equity-Fonds beträgt in der Regel vier bis fünf Jahre. Unsere ersten Fonds haben wir 2018 aufgelegt. Das heißt, dass die allerersten – ein Bruchteil unserer Assets under Management – jetzt ausinvestiert sind, während der Großteil der anderen Fonds noch gar nicht voll investiert ist. Deswegen ist die Frage schwierig zu beantworten. 

Außerdem muss man unter Buy-out-Segmenten und Technologie- und Wachstumsfonds unterscheiden. Bei den Buy-out-Segmenten sind aus historischer Sicht Renditen von 15 bis 20 Prozent zu erwarten. Bei den Growth- und Tech-Werten hängt die Rendite davon ab, wie stark die Fonds in den Hype-Jahren 2020 und 2021 in den zu jener Zeit heiß gelaufenen Markt investiert haben. Investierten Fonds in diesen beiden Jahren stark, dürften sie im Vergleich zur historischen Rendite unterdurchschnittlich performen. 

Kurz gesagt: Auch die Private-Equity-Branche könnte in den Zeiten, in denen Geld billig war, zu viel bezahlt haben.

Pauls: Das kommt immer auf den Sektor an. Viele Private-Equity-Firmen haben in den vergangenen Jahren ihr Geschäftskonzept oder ihre Investmentschwerpunkte verändert, von sehr stark industriell geprägten Segmenten hin zu Technologie und Health Care. In den beiden letzteren Bereichen sind höhere Multiples zu zahlen, weil sie höhere Wachstumsraten haben. Aber ja, insgesamt hat die Private-Equity-Industrie in den vergangenen zwei Jahren eher höhere Multiples gezahlt. Jetzt muss das Wachstum folgen, damit die Kalkulation aufgeht.

 

Und wenn sich Wachstum nicht von heute auf morgen einstellen will?

Pauls: Ich glaube nicht, dass die Gesamt-Returns nach unten gehen. Vielmehr dürfte sich die Haltedauer verlängern. Klar, bei der jährlichen Rendite sind Abstriche zu machen, weil die Unternehmen nun länger gehalten werden. Über die nächsten zwei, drei Jahre wird es zu weniger Rückflüssen kommen. Aber das wird sich durch eine längere Halteperiode ausgleichen. In summa erhalten die Anleger die erwarteten Gelder. 

Steffen Pauls (l.) und Malte Dreher

Zum Stichwort „verlängerte Haltedauer“: Haben Sie da eine Zahl?

Pauls: Lag der Durchschnitt bislang bei bis zu fünf Jahren, würde ich jetzt zweieinhalb hinzuaddieren, womit der Durchschnitt eher Richtung sieben Jahre tendiert.

Sie haben Moonfare 2016 gegründet. War das in der Rückschau ein guter Zeitpunkt?

Pauls: Ja, allerdings waren wir sehr früh auf dem Markt, sogar fast zu früh. 2015 und 2016 war das Thema Demokratisierung von Private Equity noch ein Nischenthema. Viele Leute haben mir damals gesagt, es sei völlig verrückt, mit solch einem Geschäftskonzept um die Ecke zu kommen. Tatsächlich mussten wir uns ein bisschen gedulden. Aber inzwischen wachsen wir stark.

„Branchenweit wird sich die Haltedauer von Private Equity erhöhen, bis der Gesamt-Return wieder stimmt.“

Die aktuelle Marktlage ist aber ein Belastungstest, oder?

Pauls: Weniger auf der finanziellen als auf der mentalen Ebene. Wir haben mit der Ukraine und Gaza zwei Kriege, wir hatten die Krise der Regionalbanken in den USA, erleben die Nachwehen von Covid und beobachten den schwelenden Konflikt mit Taiwan und China. Zur geopolitischen Unsicherheit kommt die globale Wachstumsschwäche hinzu, die aber bereits Anzeichen der Besserung zeigt. 

Wie gehen die großen Private-Equity-Fonds mit dieser Situation um? 

Pauls: Da sind zum einen die Unternehmen, die bereits gekauft sind. Bei denen liegt der Fokus darauf, ihre Profitabilität zu steigern, Wachstum zu fördern und die relativ teuer bezahlten Multiples über Wachstum und bessere Profitabilität wieder hereinzuholen. Angesichts der Weltlage wird das aber, wie gesagt, nicht in fünf Jahren passieren, sondern das braucht Zeit. Branchenweit wird sich die Haltedauer von Private Equity erhöhen, bis der Gesamt-Return wieder stimmt.

 

Zum anderen ist die Exit-Route mittels Börsengang mehr oder weniger versperrt, IPOs werden in der derzeitigen Marktlage verschoben. Derweil sitzt der Private-Equity-Sektor auf einem Rekordvolumen von nicht investiertem Kapital – obwohl es enorme Chancen gibt, etwa über M&A. In Rezessionszeiten entstehen viele Konsolidierungsmöglichkeiten; Chancen sehen wir zum Beispiel in den Bereichen Energie, Militärausgaben und Health Care. Im Grunde genommen bewegt sich die Private-Equity-Industrie aktuell in einem Schlaraffenland – und deswegen sind die Private-Equity-Unternehmern jetzt, was neue Investitionsziele angeht, sehr positiv gestimmt. 

Viele Fonds sind eher im Large-Cap-Bereich tätig. Gibt es auch hier noch verlockende Chancen oder trifft das eher auf Small und Mid Caps zu?

Pauls: Eine hochinteressante Frage. Pensionskassen und Versicherungen stellen für die Private-Equity-Industrie, vor allem für die Large Caps – also die Buy-outs – Gelder zur Verfügung. Die Mittel fließen in das große Buy-out-Segment, weil hier auch die Opportunitäten groß sind. Das heißt nicht, dass es bei Small und Mid Caps nichts zu holen gibt, aber die Dickschiffe bieten eben besonders große Opportunitäten. Davon profitieren die KKRs, Blackstones, EQTs und CVCs dieser Welt – sie werden gestärkt aus der Krise hervorgehen.