Kann man den Klimaschutz-Beitrag genau bemessen?
Czupryna: Das firmeneigene Tool zur Messung des Klimaschutz-Beitrags umfasst Themen wie Energieeffizienz, alternativer Energiemix, Speicherung, Anpassung an die Verschmutzung und an den Klimawandel. Der erste Schritt besteht darin, den jeweiligen Beitrag im Verhältnis zum Umsatzerlös zu bestimmen. Energieeffizienz ist logischerweise bei Weitem der größte Anlagebereich. Schätzungen zufolge dürften 45 Prozent aller CO2-Ziele durch Effizienzlösungen erreicht werden.
Sie kompensieren die CO2-Bilanz der Unternehmen im Portfolio, indem Sie zertifizierte grüne Projekte finanzieren. Ist die Netto-0-Emissionsstrategie für Kohlendioxid nicht bloß moderner Ablasshandel?
Czupryna: Das ist eine Frage der Größenordnung. Wir sind überzeugt davon, dass unser Aktienauswahlprozess mit Maßnahmen für den CO2-Ausgleich einhergehen muss. Zwar bieten die Unternehmen, in die wir investieren, Lösungen zur Reduzierung oder Beseitigung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch erzeugen sie natürlich selbst ein gewisses Maß an CO2-Emissionen, selbst wenn es nur das Bürogebäude und einige Geschäftsreisen sind. Daher haben wir einen Mechanismus eingerichtet, mit dem wir diesen hoffentlich kleinen CO2-Fußabdruck ausgleichen, zum Beispiel durch die Finanzierung zertifizierter Umweltprojekte. So gestalten wir unsere Anlageverwaltung doppelt umweltfreundlich: Sie ist CO2-neutral, und wir investieren in Lösungen, die zur Energiewende beitragen.
Wie erfolgt die Auswahl der Projekte?
Czupryna: Unsere Tochterfirma Candriam Belgium setzt die Ausgleichsmaßnahmen um. Die Strategie selbst ist nicht in den Ausgleichsmechanismus involviert.
Microsoft ist eine Top-Position im Fonds: Wie passt der Tech-Konzern in eine Ihrer beiden Kategorien Eindämmen oder An-passen?
Popleu: Microsoft ist definitiv ein Unternehmen in der Kategorie Eindämmen, weil seine Cloud-Produkte Energie sparen. Wie gesagt, Energieeffizienz wird voraussichtlich den Großteil an geringeren Treibhausgas-Emissionen bewirken. Dank intelligenter Cloud-Software und -Anwendungen können Kunden Energie einsparen und CO2-Emissionen verringern. Auf diese Datenzentren entfallen fast 30 Prozent der Einnahmen von Microsoft.
Welche Investments haben seit Auflegung die Erwartungen erfüllt, welche hängen hinterher?
Popleu: Unser Klimaschutz-Ansatz ist eine Buy-and-hold-Anlagestrategie mit einer langfristigen Philosophie. Die Erfolgsbilanz reicht noch nicht lange genug zurück, um langfristige Zahlen vorlegen zu können. Bisher sind wir jedoch mit unseren Anlagen zufrieden.
Über die Interviewten:
David Czupryna arbeitet seit September 2018 als Client-Portfoliomanager bei Candriam. Zusammen mit den SRI-Analysten und Portfoliomanagern vermittelt er Investoren die SRI-Expertise von Candriam. Zuvor war er bei Sycomore Asset Management und bei Erste Asset Management tätig.
Koen Popleu ist seit November 2018 im Thematic-Global-Equity-Team von Candriam, in dem er als leitender Portfoliomanager die Klimaschutz-Strategie entwickelte und managt. Er startete seine Karriere 1999 bei KBC Asset Management als Finanzanalyst für die Energie- und Materialbranche.