Sacha Sadan, LGIM „Das ist Blabla“

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Das ist sicher unbestritten, aber besteht nicht trotzdem die Gefahr, dass Sie solche Themen ansprechen und seitens der Unternehmensführung lediglich ein Lippenbekenntnis erfolgt?

Sadan: Natürlich. Haken dahinter und weiter so. Ein Großteil der Unternehmen hat sich jedoch dem globalen Wettbewerb gestellt. Der ist über die vergangenen Jahre härter geworden und es gibt den sprichwörtlichen „Krieg um Talente“. Nun kann man sich dieser Herausforderungen stellen, Veränderungen eingehen - dabei helfen wir sehr gern. Oder man lässt es bleiben – am Ende gibt es immer Gewinner und Verlierer.

Ihre Analyse beginnt schon beim Studium der Jahresberichte.

Sadan: Ermüdend. Passagen des Vorjahres werden lustlos kopiert und es gibt Phrasen, die von vielen Unternehmen gern genutzt werden. „Unser wertvollster Besitz sind unserer Mitarbeiter“. Das ist Blabla, wenn nicht erklärt wird, warum dem so ist und was man tut, um Mitarbeiter zu fördern und zu fordern. Sie merken daher schon beim ersten Überfliegen der Berichte, wer dazugelernt hat und wer bei Copy und Paste geblieben ist. Ähnliche Phänomene erleben Sie in Quartalsberichten. Wissen Sie, wenn ein Rohstoffkonzern langfristige Förderverträge hat, braucht niemand alle drei Monate eine Bestandsaufnahme. Ist ein Unternehmen indes vom Weihnachtsgeschäft abhängig, möchte ich im November lesen, wie der Absatz eingeschätzt wird und im Januar möchte ich lesen, wie treffsicher die Prognosen war. Unternehmen sind unterschiedlich und so sollte auch das Berichtswesen sein. Warum braucht es Quartalsberichte? Die fördern nicht das langfristige Denken, lenken von wesentlichen Entscheidungen ab. 

Männer dominieren weltweit die Vorstandsetagen. Frauen sind in der Minderheit, wenngleich Studien belegen, dass gerade ein ausgeglichener Geschlechter-Mix vorteilhaft für die Unternehmenskultur ist. Jüngst schrieben Sie dazu Unternehmen an, etwa den Öl-Konzern BP.

Sadan: Absolut richtig. Gender-Diversity ist ein Thema, das uns schon lang und regelmäßig begleitet und wir werden auch nicht müde zu betonen, dass wir als Aktionäre für einen ausgeglichenen Geschlechter-Mix eintreten, ebenso wie für eine gerechte Bezahlung. Auch in dem Bereich sind Frauen häufig im Nachteil. Im vergangenen Jahr haben wir das Geschlechterverhältnis in den 350 größten Unternehmen in Großbritannien untersucht. Die 29 Firmen mit den schlechtesten Ergebnissen haben wir daraufhin angeschrieben und auf eine Verbesserung des Geschlechter-Mixes sowie der Vorstandsbesetzung gedrängt. Wir fordern eine Frauen-Quote von mindestens 25 Prozent.

Wie viele Frauen sitzen im Board ihrer Muttergesellschaft Legel & General?

Sadan: Drei der zehn Vorstände sind weiblich.


Über den Interviewten:
Sacha Sadan ist Director of Corporate Governance und Mitglied des Vorstands bei LGIM. Im September 2016 wurde er in der Financial Times zu einer der „30 einflussreichsten Menschen in der Londoner City“ gekürt. Bei LGIM ist er für den Bereich Corporate Governance einschließlich Environment Social Governance (ESG) verantwortlich.

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