Erbschlacht geht weiter Das ungeordnete Erbe von Heinz Herrman Thiele

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Das ungeordnete Erbe von Heinz Herrman Thiele
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Heinz Herrmann Thiele starb 2021

Heinz Herrmann Thiele starb 2021: Vor seinem Tod gründete der Patriarch eine Familienstiftung, geregelt ist sein Erbe durch diese aber bislang nicht. Foto: Imago Images / Itar Tass

Mit 79 Jahren ist Heinz Hermann Thiele, der Eigentümer von Knorr-Bremse, im Februar 2021 verstorben. Er hinterlässt eines der größten Vermögen Deutschlands, das auf gut 16 Milliarden Euro geschätzt wird. Der Unternehmenslenker hatte 1969 in der Patentabteilung von Knorr-Bremse angefangen. In den Jahren 1984 und 1985 übernahm er den Automobilzulieferer von den damaligen Eigentümern und baute ihn zu einem Weltmarktführer auf.

Thiele-Erbe: Rinderzucht in Uruguay und Fruchtplantage in Südafrika

Vor seinem Tod verfügte Thiele per Testament, dass die über verschiedene Holding-Gesellschaften (KB Holding, TIB Vermögens- und Beteiligungsholding) gehaltenen Anteile von 59 Prozent an der Knorr-Bremse in eine Familienstiftung zu übertragen sind. Hinzu sollen die 50,09 Prozent Aktienbeteiligung am Bahntechnik-Hersteller Vossloh kommen. Außerdem gehörten Thiele laut Medienberichten unter anderem eine Rinderzucht in Uruguay, eine Fruchtplantage in Südafrika und Immobilien im Wert von zusammen gut einer Milliarde Euro.

Diese Vorkehrungen waren aber – Stand heute – nicht ausreichend, um das Erbe nachhaltig zu regeln. Es tobt ein erbitterter Streit. Thieles Sohn Henrik klagt auf 4,5 Milliarden Euro. Er hatte sich 2015 mit dem Vater überworfen, bekam 2017 nach einer Abmachung mit ihm die verhältnismäßig geringe Summe von 25 Millionen Euro. Sein Vater sei eine extreme Belastung für ihn gewesen, sagt Thiele Junior, der den Tod des Patriarchen als Befreiung beschrieben haben soll und verklagt seine Stiefmutter Nadja, will, dass die einstige Abmachung für nichtig erklärt wird.

 

Falls es etwas geben könnte, was Thieles Sohn und seine Witwe eint, dann anscheinend die Abneigung gegen den Testamentsvollstrecker Robin Brühmüller. Beide gehen anwaltlich gegen ihn vor. Nadja Thiele hat ihrerseits nach Informationen des Magazins Spiegel jüngst beim Verwaltungsgericht München eine Unterlassungsklage gegen den Freistaat Bayern eingereicht. Diese steht im Zusammenhang mit den Erbstreitigkeiten zwischen ihr und Brühmüller. Dieser hatte eine Satzung für besagte Familienstiftung eingereicht. Die bei der oberbayerischen Landesregierung angesiedelte Stiftungsaufsicht teilte mittlerweile mit, dass dieser Entwurf einer Stiftungssatzung anerkennungsfähig sei.

Letzter Wille von Heinz Herrmann Thiele missachtet?

Das Problem für Nadja Thiele dabei: Im Entwurf soll der Stiftungsrat, in dem ihr ein Sitz zusteht, nicht genügend Kontrollrechte gegenüber dem Vorstand bekommen. In diesem wiederum sollen Bruhmüller selbst, Thieles Tochter Julia Thiele-Schürhoff und eine noch zu benennende Person sitzen. Damit missachte Brühmüller laut Naja Thieles Anwalt, dem ehemalige CSU-Politiker Peter Gauweiler, bei der Ausgestaltung der Stiftung den letzten Willen ihres Mannes. Dass Thiele-Schürhoff einen Sitz haben wird, steht dabei anscheinend außer Frage. Sie hält laut Manager Magazin 17 Prozent an Knorr-Bremse.

Gauweiles Kanzlei hatte im Auftrag der Witwe bei der Staatsanwaltschaft München bereits Ermittlungen gegen Brühmüller wegen des Anfangsverdachts der Untreue und des Betrugs angestoßen, da er sich in seiner Funktion als Testamentsvollstrecker zu viel Gehalt ausgezahlt haben soll. Brühmüller soll, so steht es im Testament, die übliche Vergütung für seine Aufgaben bekommen. Da dort kein genauer Betrag festgelegt ist, beläuft sich seine Entlohnung auf 1,5 Prozent der Erbsumme. Also etwa 250 Millionen Euro.