Jie Song von UBS Asset Management „Wir verlieben uns nicht in Unternehmen“

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Nun sind beispielsweise die großen US-Techkonzerne Facebook, Google und Amazon sehr stark gestiegen in den vergangenen Jahren. Dividenden gibt es da nicht.

Song: Das sind sicherlich ganz großartige Unternehmen und ich gönne jedem Investor die Kursgewinne. Nur zu unseren Anlegerbedürfnissen passen diese Aktien momentan nicht. Unsere Anleger möchten explizit eine hohe Ausschüttung. Wir messen uns daher eher an der defensiven Substanz unserer Unternehmen und an den Ausschüttungen. Von uns bekommen Sie im High Dividend jährlich gut 4 Prozent, im High Income Fonds sind es 7 Prozent. Der weltweite Durchschnitt liegt bei rund 2 Prozent.

Besonders defensive Titel galten zuletzt häufig als Ersatz zu Rentenpapieren. Das Wort Bond-Proxy wurde bemüht.

Song: Das ist nicht angebracht. Nur weil ein Unternehmen Dividenden ausschüttet, ist das natürlich nicht gleich einer Zinszahlung. Ein Rentenprodukt zahlt Ihren Einsatz in der Regel zu 100 Prozent zurück. Diese Garantie haben Sie bei Aktieninvestitionen nicht. Daher ist dieser Vergleich eher fahrlässig.

Müssen Sie trotz des quantitativen Selektionsprozesses ein konjunkturbasiertes Weltbild haben?

Song: Unser Prozess ist in diesem Sinne nicht konjunkturabhängig. Das Ziel ist es, in allen Wirtschaftslagen ein Portfolio zusammenzustellen, welches eine höhere Dividendenrendite aufweisen kann und defensiver aufgestellt ist, als im Vergleich zum breiteren Markt. Wir arbeiten aber kontinuierlich daran, unseren quantitativen Selektionsprozess zu verbessern.

 Fonds von Wettbewerbern haben Schwierigkeiten auf der Währungsseite gehabt. Kursgewinne in US-Dollar wurden durch Währungsentwicklungen zwischen Euro und Dollar mitunter zunichte gemacht. Wie gehen Sie da vor?

Song: Unser Fonds ist währungsgesichert, so dass Schwankungen aus diesem Bereich eliminiert werden. Je nachdem, wie sich die Wechselkurse entwickeln, kann eine Währungssicherung natürlich auch einmal Performance kosten. Deshalb sollte der Anleger sich die Frage stellen, wieviel Währungsrisiko er im Aktienportfolio halten möchte.


Über den Interviewten:

Der Schweizer Aktienexperte Jie Song von UBS Asset Management sitzt in Zürich. Er widmet sich vor allem Dividendenstrategien und Income-Lösungen.

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