Interview mit Pariter Fortis „Kunst kann nicht jeder“

Arne Freiherr von Neubeck (l.) und Stefan R. Haake (r.) vom Family Office Pariter Fortis mit dem Mandanten Benjamin Kern: Im Gespräch berichten die drei über das Kunst-Investment des Family Office.

Arne Freiherr von Neubeck (l.) und Stefan R. Haake (r.) vom Family Office Pariter Fortis mit dem Mandanten Benjamin Kern: Im Gespräch berichten die drei über das Kunst-Investment des Family Office.

private banking magazin: Pariter Fortis hat zusammen mit zwei Familien die fotografische Sammlung „In Our Time“ erworben. Reine Kunst-Liebhaberei oder auch kaufmännischer Sachverstand?

Arne von Neubeck: Ganz klar kaufmännischer Sachverstand! Was nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass eine gehörige Portion Leidenschaft mitschwingt. Am Anfang steht der Business Case, aber die zunehmende Identifikation mit der Sammlung lässt sich kaum vermeiden.

Woher kommt die Rendite?

Stefan R. Haake: In der Regel ist es das Delta zwischen Ein- und Verkauf. Insofern folgt der Kauf von Kunst denselben Motiven wie der Erwerb anderer Güter. Laufende Erträge wirft Kunst dann ab, wenn man in der Lage ist, eine Sammlung an kommerziell agierende Museen zu vermieten und dafür eine Leihgebühr zu erzielen. Damit einhergehen kann die Beteiligung an Eintrittsgeldern oder Katalogverkäufen. Um das erfolgreich zu gestalten, bedarf es aber einigen Know-hows und eines Netzwerks.

von Neubeck: Ein gut funktionierendes Netzwerk ist auch im Kunsthandel wichtig. Vieles, was am Markt angeboten wird, ist entweder zu teuer und/oder bereits durch den Markt getrieben worden. Entscheidend ist es also, sich auf Projekte zu konzentrieren, die marktfrisch sind, zu denen man direkten Zugang bekommt und die einer kaufmännischen Überprüfung standhalten. Bei „In Our Time“ hatten wir direkten Zugang zum Nachlass des verstorbenen Inhabers der Sammlung.

Benjamin Kern: Mich hat diese Sammlung von Beginn an fasziniert. Die Zahlen waren schlüssig, der Business Case klar. Ein Investment war da nur die Konsequenz. Genau diese flexible Herangehensweise, den Blick über den Tellerrand, schätze ich sehr.

Herr Kern, Sie sind Mandant der Pariter Fortis. Über diese reden Family Officer nicht. Nun sprechen Sie selbst mit uns?

Kern: Natürlich ist das immer eine Frage, ob man sichtbar sein möchte. An sich agiere ich auch lieber im Hintergrund, habe aber als Sportler schon in jungen Jahren den Umgang mit der Öffentlichkeit lernen dürfen. Da sammelt man so seine Erfahrungen – positive wie negative. Die Zeit als Fußballer ermöglicht mir heute, unternehmerisch zu agieren und spannende, durchaus auch außergewöhnliche Investitionen zu tätigen.

Warum die Sammlung „In Our Time“?

von Neubeck: Insgesamt gab es davon sechs Sätze. Vier sind heute in Museen. Ein weiterer Satz wurde in Einzelteile zerlegt. Den einzig im Markt verbliebenen, vollständigen Satz dürfen wir nun unseren nennen. Aufgelegt wurde dieses Ausstellungsportfolio von der Foto-Agentur Magnum, einem Fotografenkollektiv rund um den Franzosen Henri Cartier-Bresson. Anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Agentur wurden dann die wichtigsten 300 Arbeiten zusammengetragen.

Kern: Auf dem Papier mag das erst einmal nüchtern klingen. Wenn Sie den Werken gegenüberstehen, aufgenommen von einer Reihe der wichtigsten Reportage-Fotografen der Welt, zu einer Zeit, als das Internet noch nicht einmal als Idee vorstellbar war, dann begegnet man dieser Sammlung und ihren Schaffern mit großem Respekt.

von Neubeck: Diese Fotografen hatten einen Auftrag, nämlich die Welt zu zeigen, wie sie war. Während wir heute von Fake News überschüttet werden, war die authentische Berichterstattung wesentliches Merkmal dieser Fotografen. Die Welt ist technologisiert, digitalisiert und eine völlig andere als vor 50 Jahren. Aber auch heute begeben sich Journalisten in erhebliche Gefahren. Es geht uns also nicht um ein modisches Set-up, den Erwerb einer Sammlung, die heute hipp ist, morgen aber vielleicht nicht mehr. Im Fokus steht hier vielmehr ein historisch-kultureller Schatz.