Interview zu US-Kommunalanleihen „Erhöhte Spreadniveaus, könnten auch eine taktische Chance sein“

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Interview zu US-Kommunalanleihen
„Erhöhte Spreadniveaus, könnten auch eine taktische Chance sein“
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Thilo Wolf von BNY Mellon Investment Management und Clemens Berendt und Timo Steinbusch von der Apobank und  (v.l.)

Thilo Wolf von BNY Mellon Investment Management und Clemens Berendt und Timo Steinbusch von der Apobank und (v.l.): Im Interview sprechen die drei über US-Kommunalanleihen. Foto: BNY Mellon / Apobank

private banking magazin: Herr Wolf, was sind für Sie die Vorteile von US-Kommunalanleihen – auch gegenüber deutschen und europäischen Anleihen?

Thilo Wolf: US-Kommunalanleihen, also Municiple Bonds – auch Munis genannt, zeichnen sich generell durch ihre hohe Qualität aus. Der Bloomberg Municipal Bond Index hat ein durchschnittliches Kreditrating von AA-. Im Vergleich zum Unternehmensanleihemarkt haben die Papiere eine entsprechend niedrige Ausfallrate und können sich insbesondere gegenüber Hochzinsanleihen diversifizierend auf das Portfolio auswirken. Über die vergangenen 51 Jahre lag die Ausfallquote bei 0,08 Prozent. Ein weiterer Vorteil ist, dass dieser Bereich im Vergleich zum übrigen Anleihemarkt weniger vom Research durchleuchtet ist und entsprechend weniger Analysen allgemein zugänglich sind. Das heißt, hier kommen Fachwissen und Wissensvorsprung der jeweiligen Investmentteams zum Tragen.

 

 

 

Zudem waren US-Kommunalanleihen bis vor einigen Jahren nur wenigen Investoren außerhalb der USA ein Begriff. Das hat sich jedoch geändert. Wir beobachten, dass die Nachfrage von Nicht-US-Anlegern an Municipal Bonds steigt.

Was sind die Vor- und was die Nachteile der steuerfreien also tax-exempt und was die Vor- und die Nachteile der steuerpflichtigen, also taxable Variante?

Wolf: Da Nicht-US-Anleger in der Regel keine Steuererleichterung bekommen, wenn sie in US-Kommunalanleihen investieren, bevorzugen viele von ihnen die steuerpflichtige Variante. Diese bietet höhere Bruttorenditen als die steuerbefreite Alternative, oder die von ähnlich bewerteten US-Unternehmensanleihen, was zur Diversifikation eines Anleiheportfolios beiträgt. Steuerpflichtige Kommunalobligationen haben außerdem eine deutlich geringere Kündigungsoption und längere Laufzeiten. Das ist für langfristige Anleger, die Wert auf vorhersehbare und stabile Erträge legen, in der Regel vorteilhaft. Der Markt für steuerpflichtige Kommunalanleihen ist deutlich kleiner als der Markt für steuerbefreite Kommunalanleihen. Der Anteil der steuerpflichtigen Emissionen an den gesamten Kommunalanleiheemissionen ist in den letzten Jahren jedoch gestiegen.

Herr Wolf, im ersten Quartal 2022 warfen Munis die schwächsten vierteljährlichen Erträge seit 40 Jahren ab, das Jahr insgesamt war bislang schwer, wie wird es Ihrer Meinung nach weitergehen?

Wolf: 2022 war bisher für alle Anlageklassen ein schwieriges Jahr. Es ist richtig, dass sich Investoren in historischem Ausmaß aus dem Markt für kommunale Anleihen zurückgezogen haben. In der ersten Jahreshälfte flossen 86 Milliarden US-Dollar ab. Ein Grund waren die Zinserhöhungen der Fed sowie Gewinnmitnahmen von Anlegern. US-Kommunalanleihen schnitten 2021 gegenüber US-Unternehmensanleihen besser ab.

 

 

 

Historisch betrachtet folgen starken Einbrüchen auf dem Markt für Kommunalanleihen jedoch ein- bis zwei-jährige Perioden der Erholung und des Aufschwungs. Generell neigen diese Märkte zu schnellen Veränderungen, wobei die steuerpflichtigen Anleihen in der Regel von stärkeren Rückschlägen betroffen sind und länger brauchen, um sich zu erholen. Da US-Kommunalanleihen im Allgemeinen jedoch eine sehr gute Bonität haben und vergleichsweise attraktive Zinsen bieten, sind wir auf mittel- bis langfristige Sicht optimistisch.

Was können Sie, Herr Wolf, für Herrn Berendt und Herrn Steinbusch konkret tun?

Wolf: Sehr wichtig für unsere Kunden ist der Kontakt und Zugang zu unseren Portfolio-Management-Teams – und das nicht nur auf regelmäßiger Basis, sondern ad hoc. Darüber hinaus spielt auch die Versorgung der Kunden mit detaillierten Marktanalysen und Research-Materialien zu diesem Anlagesegment eine große Rolle, da es sich immer noch um einen Bereich handelt, der viele Investoren trotz steigender Nachfrage noch nicht kennen.

Welche Faktoren sind besonders wichtig, wenn ein institutioneller Investor in US-Munis Geld anlegen möchte?

Wolf: Deutsche Anleger benötigen vor allem ein Fonds-Vehikel, das für den deutschen Markt konzipiert ist, um unnötige Fallen oder Hürden von vornherein auszuschließen. Ein Knackpunkt ist vor allem die Steuertransparenz. Wir sind in diesem Segment bereits seit 1933 tätig und zählen damit in Europa zu den Vermögensverwaltern mit der längsten Erfahrung. Mit 27 Milliarden US-Dollar managen wir eines der größten Volumina von US-Kommunalanleihen für institutionelle Kunden.

In welchem Rahmen ist die Apobank in US-Munis investiert und wie soll sich dieser Rahmen kurz- bis mittelfristig und warum verändern?

Clemens Berendt: Wir nutzen die Anlageklasse als diversifizierendes Element im strategischen US-Anleiheanteil unserer diskretionären Vermögensverwaltungsstrategien. In einem reinen Anleihedepot erachten wir eine Rendite von 3 bis 5 Prozent als zielführend, um einen sinnvollen Effekt auf Gesamtportfolioebene erzielen zu können.