Fünf Fragen an Alexander Etterer (Reportify Analytics) „In Beratungsgesprächen wird immer noch stark auf den Sympathiefaktor gesetzt“

Alexander Etterer, Geschäftsführer von Reportify Analytics

Alexander Etterer, Geschäftsführer von Reportify Analytics: Das Beratungsunternehmen verleiht gemeinsam mit dem private banking magazin in diesem Jahr die Auszeichnung des Transparenten Bullen. Foto: Reportify Analytics

private banking magazin: Hat sich die Reportingqualität von Banken und Vermögensverwaltern in den vergangenen Jahren verbessert?

Alexander Etterer: Ich habe in den letzten 15 Jahren etwa 150 Auswahlverfahren zur Findung geeigneter Vermögensverwalter, Banken oder sonstiger Kapitalanlagedienstleister aktiv begleitet. 95 Prozent aller möglicher Anbieter, die ich in diesem Zusammenhang kennenlernen durfte, möchten mit ungeprüften  

Rendite- und Risikozahlen und häufig vielmehr nur mit der Unterstützung ihrer Marketing-Abteilung mögliche Neukunden von ihren Vermögensverwaltungsleistungen überzeugen. Generell entsteht der Eindruck, dass wenig Wert darauf gelegt wird, interessierten Anlegern genau zu erklären, wie das Vermögen konkret bewirtschaftet werden soll, wie Risikomanagement in der Praxis gelebt wird wie der Maschinenraum der Vermögensverwaltung konkret ausgestattet ist und mit dem Kundenvermögen arbeitet und sich von Wettbewerbern abgrenzt.

Stattdessen wird im ersten Kennlerngespräch mit potenziellen Neukunden immer noch sehr auf den Sympathiefaktor und die Unerfahrenheit gesetzt. Gerade für Vermögensinhaber, die aufgrund ihrer beruflichen Laufbahn eine professionelle Herangehensweise an die Entscheidungsfindung gewohnt sind, ist das zu wenig. Gefordert sind Zahlen und Daten, die verlässlich die Realität widerspiegeln und keine Phantasiewelten abbilden. Und eine Gesprächsführung, die das Ziel verfolgt, dem möglichen Neukunden in einer verständlichen Sprache zu erklären, wie sein Vermögen konkret bewirtschaftet werden wird.

 

Schaut die Branche zu sehr auf die Performance als ultimative Erfolgskennzahl? Oder anders: Wird der Weg dorthin zu wenig beleuchtet?

Etterer: Sowohl als auch. Viele Marktteilnehmer lassen sich häufig nur von der erzielten Rendite beeindrucken, statt vielmehr zu hinterfragen, wie diese im Detail zustande kommt. Die Gewinner von heute sind häufig nur noch im Mittelfeld von morgen. Immer mehr Anleger wissen das mittlerweile und denken deshalb sowieso mittel- bis langfristig. Um die wahren Erfolgsfaktoren eines Vermögensverwalters ausfindig zu machen, empfiehlt es sich, tiefer zu blicken und die dunkleren Ecken auszuleuchten. Beispielsweise aus welchen Anlageklassen und Subkategorien kommen die Ergebnisbeiträge, wie hat das Risikomanagement bei Kursrückgängen wirklich vor Verlusten geschützt und wie schnell konnten Kursverluste wieder aufgeholt werden, welchen Mehrwert brachte die Diversifizierung, inwieweit werden Kursverluste begrenzt und Kursgewinne realisiert, mit welcher Konsequenz hat der Vermögensverwalter die Umsetzung seines Konzeptes verfolgt und so weiter. Vermögensverwalter, die in diese Felder einen weiten Einblick gewähren, sind es nur wenige, und davon aber immer mehr.

„Jahrzehntelang war Intransparenz ein Erfolgsfaktor für die Finanzwelt“

Wieso scheuen viele Anbieter offenbar maximale Transparenz?

Etterer: Hier spielen unterschiedliche Gründe eine Rolle. Je intransparenter und oberflächlicher etwas dargestellt wird, desto weniger Fragen werden oft auch gestellt. Jahrzehntelang  war Intransparenz ein Erfolgsfaktor für die Finanzwelt. Insofern hat jede Finanzkrise in den vergangenen Jahren auch ein ganzes Stück weit die Transparenz gefördert. Die enorm positive Entwicklung der ETFs war nicht nur der hohen Kosteneffizienz, sondern vor allem auch der hohen Transparenz geschuldet. Der Anspruch, genau zu wissen und zu verstehen, was sich im Anlageportfolio befindet, setzt sich bei den Kapitalanlegern immer mehr durch. In Verbindung mit nachhaltiger Geldanlage hat die Schaffung von Transparenz nochmals eine völlig neue Bedeutung gewonnen für Anleger und Vermögensverwalter/Banken gleichermaßen

Was haben die Vermögensverwalter und Banken von einer Transparenz-Offensive?

Etterer: Kapitalanleger sollen grundsätzlich eigenverantwortlich und umfassend informiert Entscheidungen treffen können. Und das wiederum kann nur auf der Grundlage verlässlicher und realer Daten und Zahlen basieren. Vermögensverwalter und Banken möchten ihrem Anspruc

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h gerecht werden, transparente, integre und qualitativ hochwertige Dienstleistungen zu erbringen. Die Transparenz- und Integritätsprüfung von Reportify Analytics soll die Interessen der Kapitalanleger und Vermögensverwalter und Banken vereinen. 

Als Spezialist für die Erfassung, Abbildung und Analyse von Vermögensanlagen können wir mit Hilfe unserer Wertpapierbuchhaltung und unseren digitalen Tools die Transparenz- und Integritätsprüfung durchführen. Bei der Erstellung des Transparenz-Nachweises arbeitet Reportify mit Rödl & Partner Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft als exklusivem Vertragspartner zusammen. Rödl & Partner trägt über die Zertifizierung sowie die Entwicklung von Standards und Dienstleistungen zur Qualitätssicherung transparenter Geldanlagen bei.

„Immer mehr Vermögensverwalter möchten diesem Anspruch gerecht werden“

Der Nachweis soll vor allem Kapitalanlegern – objektiv, neutral und bankenunabhängig – Informationen über Vermögensverwaltungsstrategien im Hinblick auf Verständnis, Zuverlässigkeit, Glaubwürdigkeit und Vergleichbarkeit zur Verfügung stellen. Auf dieser Grundlage können besser begründete Entscheidungen – gerade im Zusammenhang mit einem Vermögensverwalter-Auswahlprozess – getroffen werden. Gleichzeitig erhalten Vermögensverwalter und Banken ein Online-Reporting-Tool über ihre eigenen Strategien an die Hand, mit dem sie ihre Vermögensverwaltungsleistungen zielgerichtet, überzeugend und geprüft durch einen neutralen Dritten, interessierten Kunden näherbringen können.

Welche Mission verfolgen Sie mit dem Transparenten Bullen?

Etterer: Der Transparente Bulle ist das Leitbild für Transparenz und Integrität in der Vermögensverwaltung. Der Transparente Bulle fördert den Anspruch, dass Kapitalanleger grundsätzlich eigenverantwortlich und umfassend informiert Entscheidungen treffen können. Denn immer mehr Vermögensverwalter möchten diesem Anspruch gerecht werden, nämlich beispielsweise in Neukunden-Gesprächen ihr Vermögensverwaltungs-Know-how tiefgehend, verständlich und mit geprüften Ergebniskennzahlen darstellen – also eine Gesprächsgrundlage schaffen, die von Vertrauen und Glaubwürdigkeit geprägt ist. Nur so können interessierte Vermögende ein Gespür für die eigentliche Arbeit des Vermögensverwalters gewinnen und so besser begründete Entscheidungen treffen.


Alexander Etterer ist Gründer und Geschäftsführer von Reportify Analytics. Der Reporting-Spezialist verleiht in Zusammenarbeit mit Rödl & Partner Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft in diesem Jahr gemeinsam mit dem private banking magazin den Transparenten Bullen. Die Auszeichnung erfolgt im Rahmen des private banking kongresses am 26. April. Dann macht Deutschlands größtes Wealth-Management-Forum im Sofitel Hotel in München Station (Informationen zum Kongressprogramm und Anmeldung finden Sie hier).

 

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