Insight Index, Teil 6 Warum beim Standardindex MSCI ACWI ein zweiter Blick nötig ist

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Erste Überraschung: Nur in acht von 20 Ländern sind alle elf Branchen vertre­ten. Die Aktien aus Russland teilen sich auf nur sechs Sektoren auf – es fehlen Unternehmen aus dem IT- ­, NichtBasis­konsumgüter­, Gesundheits, Industrie und Immobiliensektor. In Dänemark sind vier der elf Bereiche nicht enthalten.

Zweite Überraschung: Der Finanz­sektor ist der einzige, der bei allen Top­-20-­Ländern vertreten ist. In 16 Ländern ist sein prozentualer Anteil mindestens zweistellig, in 14 Ländern zählt er sogar zu den Top­-3­-Sektoren des Landes. Am größten ist sein Anteil mit 42 Prozent in Hongkong, mit Abstand am kleinsten ist der Finanzbereich mit gut 4 Prozent in Dänemark. Am seltensten ist der Immobi­liensektor in den Top­-20-­Ländern vertre­ten: In sieben Ländern fehlt er völlig, in weiteren elf Ländern liegt seine Gewich­tung unter der Marke von 5 Prozent. Nur in Australien mit knapp 7 und in Hongkong mit gut 19 Prozent ist er größer. In Hongkong schaffen es die Immobilienak­tien gar unter die drei größten Sektoren.

Der IT-Sektor dominiert den Index – aber nicht die enthaltenen Länder

Spannend ist auch die aktuelle Aufteilung der Länderindizes auf die drei größten Branchen: Der IT­-Sektor, größter Sektor innerhalb des MSCI ACWI, ist nur in vier Ländern die größte Branche – in den USA, Taiwan, Südkorea und den Nie­derlanden. Was Anleger noch mehr über raschen dürfte: Bei diesem Quartett ist der IT­-Sektor in den USA mit 30 Prozent noch am kleinsten. In Taiwan liegt sein Anteil dagegen bei ganzen 60 Prozent.

Nicht nur Taiwan zeigt, warum ein Blick auf die drei wichtigsten Branchen lohnt. In drei weiteren Ländern macht al­lein die TopBranche mehr als die Hälfte des im Index gesammelten Börsenwerts aus. In den Niederlanden ist es, genau wie in Taiwan, der IT-­Sektor, in Däne­mark der Gesundheits­ und in Russland der Energiesektor. Dort ist das Klum­penrisiko besonders hoch, weil die drei größten Branchen auf mehr als 90 Pro­zent des Indexgewichts kommen. Aber auch sonst liegt die addierte Gewich­tung der jeweils drei größten Sektoren nur in Großbritannien und Deutschland bei unter 50 Prozent.

Was Investoren zudem beachten soll­ten: Eine solche Betrachtung ist lediglich eine Momentaufnahme. Im Laufe der Zeitschwanken die Gewichtungen der Sekto­ren stark. Wir haben uns die Veränderun­gen seit dem Jahr 1998 angeschaut.


Der aktuell größte Sektor im MSCI ACWI, der IT-Sektor, hat auch im Vergleich zu seiner historischen Gewich­tung das höchste Gewicht. Auf Platz zwei folgt aktuell der Finanzsektor, dabei ist sein aktuelles Gewicht so gering, wie es selten in seiner Historie war. Selbst zu seinen schlechtesten Zeiten war der Finanzsektor größer als acht der zehn anderen Branchen zu ihren besten Zei­ten. Zum Teil war die Branche sogar grö­ßer, als es der IT-Sektor heute ist. Die Nicht­-Basiskonsumgüter dagegen, die aktuell auf dem dritten Platz liegen, wa­ren auch in der Historie sehr selten hö­her gewichtet.

Am Ende der Liste der aktuell größ­ten Bereiche befindet sich der Immo­biliensektor. Diese Branche war aller­dings auch in der Historie nie sehr groß. Selbst zu ihren besten Zeiten war sie mitschmalen 3,5 Prozent so klein, dass in der Vergangenheit nur die Versorger und der Energiesektor darunter lagen. Ein sehr konstantes Gewicht hat der Indus­triebereich. Er bewegte sich stets zwischen 9,3 und 11,5 Prozent. Der Gegen­pol dazu ist die schon viel besprochene IT­-Branche mit einer Schwankungsbreite von 13,5 Prozentpunkten. Aber auch im Finanz­ und Energiesektor schwankten die Gewichte in der Vergangenheit um mehr als 11 Prozentpunkte. So zählte der Energiesektor mit 13,6 Prozent in seiner Hochzeit zu den größten Branchen überhaupt, rangiert nun aber nur noch am unteren Ende der Gewichtungen.