Schweizer Aufsichtsbehörde Finma-Chef tritt überraschend ab

Urban Angehrn verlässt die Finma

Urban Angehrn verlässt die Finma: Seit 2021 war Angehrn Direktor der Schweizer Aufsichtsbehörde. Foto: Finma

Urban Angehrn tritt Ende September von seinem Posten als Direktor der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma zurück. Grund sind laut Angehrn gesundheitliche Probleme, die durch die außergewöhnlichen Belastungen ausgelöst wurden. Die Behörde ernennt die Stellvertreterin des Direktors, Birgit Rutishauser, per 1. Oktober 2023 zur Direktorin ad interim. Angehrns Abgang wird in den Schweizer Zeitungen wie der „Neuen Zürcher Zeitung“ als „überraschend“ bewertet – zuletzt spielte Angehrn als Finma-Direktor bei der Zwangsfusion von UBS und Credit Suisse eine tragende Rolle. Die Aufsichtsbehörde wurde für ihre Rolle beim Zusammenschluss der Großbanken teilweise kritisiert.

Kritik an der Rolle der Finma in der Schweizer Bankenkrise

Bei der Aufarbeitung der Bankenkrise durch die parlamentarische Untersuchungskommission dürfte die Rolle der Finma dementsprechend beleuchtet werden. So schreibt etwa die Neue Zürcher Zeitung, dass der Behörde vorgeworfen werde, zu „spät und zu wenig rigoros auf das jahrelange Missmanagement der Großbank reagiert zu haben“. Auch habe man zu wenig Mitarbeiter zur Überwachung der Credit Suisse eingesetzt, die Behörde sei zu technokratisch aufgetreten. So wäre die Finma im Umgang mit kleineren Bankinstituten recht strikt, bei der Credit Suisse habe man dagegen „Beißhemmungen“ gehabt. Außerdem hatte die Finma der Credit Suisse vor dem Zusammenbruch noch genügend Kapital und Liquidität bescheinigt.

 

Angehrn selbst hatte im Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ (Bezahlschranke) abgestritten, eine Mitschuld am Ende der Credit Suisse zu tragen. Verantwortlich für das Scheitern der Bank nach über 160 Jahren Geschäftstätigkeit seien die strategische und die operative Führung der Credit Suisse, die Behörde selbst könne nicht operativ für die Bank tätig werden oder die Rolle der Eigentümer und Aktionäre übernehmen.

Angehrn arbeitete jahrelang im institutionellen Asset Management

Der scheidende Finma-Direktor Angehrn übernahm die Funktion und Verantwortung am 1. November 2021. Zuvor war er von 2015 bis 2021 Mitglied der Konzernleitung und Investmentchef der Zurich Insurance Group (Zurich). Von 2007 bis 2015 war Angehrn bei Zurich Leiter für Alternative Investments, davor Leiter für die Strategie-Implementation sowie regionaler Investmentmanager in Europa. Insgesamt bekleidete er verschiedene Positionen im Asset Management, weitere berufliche Stationen waren die ehemalige Winterthur, die heute als Axa firmiert, sowie die Credit Suisse First Boston und JP Morgan.

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