Demografie, Digitalisierung, Dekarbonisierung Das Vermögen von Morgen

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Auch die Dekarbonisierung stellt einen ähnlich grundlegenden Wandel in der Wirtschaft dar, da die Fragen von Ressourcenverbrauch und Produktion neu beantwortet werden müssen. Fossile Produktionsweisen werden entwertet, saubere dagegen aufgewertet. Der Klimawandel erzeugt zwar kein neues Vermögen, aber er führt zu einer gesellschaftlichen Neubewertung natürlicher Ressourcen. Zugleich werden neue Technologien entwickelt, die in Relation zu den alten an Wert gewinnen.

Schließlich hat die Demographie einen wichtigen Einfluss auf die Entscheidungen von Vermögensbildung und Investition. Die Wirkung auf die Vermögensbildung einer Gesellschaft erfolgt über verschiedene Kanäle. Ein Wirkungskanal ist zum Beispiel die Innovationsfähigkeit, die bei älteren Gesellschaften oftmals geringer ist. Um den erreichten Besitzstand zu wahren, steigt mit zunehmendem Alter die Risikoaversion, mit der Folge einer geringeren Innovationsdynamik, was wiederum das Wachstum der Volkswirtschaft bremst. Vor diesem Hintergrund laufen Anleger Gefahr, einer gefährlichen Vermögensillusion zu unterliegen.

Humankapital wird das künftig wichtigste Vermögen

Vor dem Hintergrund der rasanten technologischen Entwicklungen und aufgrund verkürzter Innovationszyklen müssen sich auch Bildung und Ausbildung anpassen. Der heute größte Teil der Bildungsausgaben wird bis zu einem Lebensalter von rund 25 Jahren ausgegeben – für ein Humankapital, das mehr als vier Jahrzehnte ein gesichertes Einkommen erzielen soll. Dieses Muster wird sich drastisch ändern.

Da Humankapital das wichtigste Vermögen sein wird und lebenslanges Lernen notwendig ist, um dieses zu erneuern, muss das lebenslange Investieren in Humankapital für jeden sichergestellt werden. Wer bereits heute ein Vermögen besitzt oder anfängt, eines aufzubauen, sollte daher genau analysieren, welche Werte in Zukunft beständig sind. Neben Sachwerten wird Humankapital – also eigenen Erfahrungen und Fertigkeiten – eine immer größere Bedeutung zukommen. Routinetätigkeiten, wie etwa in der Sachbearbeitung, werden zunehmend durch Maschinen erledigt.

Für Menschen hingegen werden die sogenannten Soft Skills, verbunden mit der Notwendigkeit, diese über das ganze Berufsleben hinweg weiter zu optimieren, immer wichtiger. Künftig wird daher Bildung und Ausbildung eine entscheidende Bedeutung zukommen, um in einem permanenten und sich beschleunigenden Veränderungsprozess dauerhaft erfolgreich Erwerbseinkommen generieren zu können. Humankapital wird zum wichtigsten Vermögen. In Zukunft wird es allerdings weniger darum gehen, hochspezialisierte Berufe zu erlernen, sondern eher darum, sich flexible Fähigkeiten anzueignen, um damit ständig neue Tätigkeiten auszuführen. Lebenslanges Lernen wird eines der zentralen Charakteristika künftiger Gesellschaften sein.

Das Vermögen der Zukunft wird in Technologie sowie in dem Wissen liegen, sie anzuwenden und weiterzuentwickeln. Entsprechend ist die Teilhabe an technologischer Wertschöpfung und kreativer Bildung der entscheidende Zugang zu Vermögen. Die Herausforderungen des Wandels für Politik und Gesellschaft liegen in der Sicherstellung einer möglichst breiten Teilhabe aller Bevölkerungsschichten und die konsequente Beachtung von Nachhaltigkeitsaspekten, um das wichtigste kollektive Vermögen, die Umwelt, zu bewahren.