Betriebliche Altersvorsorge Ausfinanzierungsgrad der Dax-Pensionswerke hält fast Rekordniveau

Hanne Borst, Leiterin Altersvorsorge Deutschland von WTW.

Hanne Borst, Leiterin Altersvorsorge Deutschland von WTW. Foto: WTW

Dass sich der Kapitalmarkt im Geschäftsjahr 2023 erholte, wirkt sich auch positiv auf die Pensionswerke der Dax-Unternehmen aus. Der Ausfinanzierungsgrad – das Verhältnis von Pensionsvermögen zu Pensionsverpflichtungen – blieb trotz fallender Zinsen mit 79 Prozent stabil und verpasste nur knapp das Rekordniveau aus 2022. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie Dax-Pensionswerke 2023 der Unternehmensberatung WTW.

Die Pensionsvermögen stiegen im vergangenen Jahr auf 257 Milliarden Euro, ein Plus von 4,9 Prozent. Zwar gab zum Jahresende der Rechnungszins nach und erhöhte dadurch die Pensionsverpflichtungen auf 326 Milliarden Euro (5,8 Prozent). Die Pensionsvermögen konnten den rechnungszinsbedingten Anstieg allerdings weitgehend kompensieren.

Rechnungszins sinkt zum Jahresende auf Tiefstand

Bei den Gewinnen zeigen sich jedoch Unterschiede in den einzelnen Anlageklassen. Während Aktien signifikant zulegen konnten, knüpften Immobilieninvestments und andere illiquide Anlageklassen nicht an die Zuwächse der letzten Jahre an. Mit 43 Prozent dominieren Anleihen, ein Drittel machen Bargeld, Rückdeckungsversicherungen und alternative Investments aus, schreibt die FAZ. Immobilien liegen bei 6 Prozent. „Das ist ein in Summe solides und auf Diversifikation ausgelegtes Portfolio“, sagt Johannes Heiniz, Leiter Altersvorsorgeberatung Deutschland bei WTW, der Zeitung.

Der Rechnungszins bewegte sich in den ersten acht Monaten des vergangenen Jahres lediglich seitwärts. Im vierten Quartal änderte sich die Lage jedoch. „Angesichts von Rezessionsängsten und bereits deutlich zurückgegangener Inflation ist die Markterwartung auf eine baldige Leitzinssenkung gestiegen, was sich auf den Rechnungszins auswirkte“, erklärt Hanne Borst, Leiterin Retirement Deutschland bei WTW. Zum 31.12.2023 erreichte der Rechnungszins mit 3,32 Prozent einen Tiefstand und erhöhte die Pensionsverpflichtungen, die 2023 insgesamt um 5,8 Prozent gestiegen sind.

 

Auch wenn sich die Inflation im Jahr 2023 langsam abgeschwächt hat, wirkt sich die hohe Inflation der vergangenen Jahre auch in 2023 auf die im 3-Jahres-Rhythmus anstehende Rentenanpassung aus. Aufgrund der sogenannten aufgelaufenen Inflation in 2023 sind geschätzt jährliche Mehrbelastungen in den Rentenzahlungen von circa 200 Millionen Euro zu verzeichnen.

Unternehmen investieren 4,7 Milliarden Euro in betriebliche Altersvorsorge

Mit 4,7 Milliarden Euro investieren Unternehmen zwar weniger in die betriebliche Altersvorsorge als im Jahr zuvor (6,7 Milliarden Euro in 2022). Dennoch haben einzelne Unternehmen auch im herausfordernden Umfeld des Jahres 2023 Dotierungen in beträchtlicher Höhe vorgenommen. Bei Siemens waren es etwa mehr als eine Milliarde Euro, bei VW 900 Millionen Euro.

 

Die Pensionswerke unterliegen einem komplexen Zusammenspiel aus Inflation, Rechnungszins und der Entwicklung des Kapitalmarktes. Wirkte sich 2022 die Inflation maßgeblich auf die Entwicklung der Pensionsverpflichtungen aus, sind die Veränderungen in 2023 vor allem auf die positive Kapitalmarktentwicklung zurückzuführen. Weil die Leitzinsen bislang noch nicht gesenkt wurden, ist der Rechnungszins im Januar und Februar 2024 erneut moderat gestiegen. Spätestens wenn die Leitzinsen tatsächlich gesenkt werden, ist wieder mit einem fallenden internationalen Rechnungszins zu rechnen. Der Rechnungszins dürfte jedoch eher moderat zurückgehen, weil ein Teil dieses Zinsrückgangs bereits im Vorjahr antizipiert worden war.

Die Studie „Dax-Pensionswerke 2023“ basiert auf den Geschäftsberichten der 40 Dax-Unternehmen, einschließlich der Anhangangaben zu den Pensionsverpflichtungen sowie weiterer öffentlich zugänglicher Daten. Per 22. März 2024 hatten 34 Indexmitglieder ihre Zahlen für das Geschäftsjahr 2023 vorgelegt. Bei sechs Unternehmen, deren aktuelle Daten noch nicht veröffentlicht sind, hat WTW die Vorjahreswerte berücksichtigt und damit Hochrechnungen durchgeführt.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen