Arten des Risikomanagements, Teil 1 Das Einmaleins des Risikomanagements

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An dieser Stelle sollten Sie die Kaufbegründung der Aktie zu Rate ziehen. Ihre Einschätzung des Unternehmens war positiv, die Branchenaussicht vielversprechend. Sich über die Peergroup abzusichern, indem man einen Branchenindex verkauft, würde Ihre Einschätzung also konterkarieren. Damit würde Ihre Bewertung der Automobilbranche neutralisiert und Ihre Renditequelle auf eine relative Über-Performance Ihrer Aktie im Konkurrenzvergleich reduziert werden. Das Autohersteller-Risiko möchten Sie also behalten.

Gleichzeitig ist die Aktie Mitglied eines nationalen Aktienindex, welcher Unternehmen aus verschiedenen Branchen vereint. Kippt die Stimmung bei den Börsianern, besteht die Gefahr, dass Ihre Aktie als Teil des Gesamtpakets abverkauft wird. In Zeiten marktbeherrschender Stellungen von Index-ETFs ist dies ein ernstzunehmendes Risiko. Hier könnten Sie also das Marktrisiko als immanente Gefahr mit in die dritte Runde des Fragebogens nehmen. Hinzu kommt, dass Sie kein gutes Gefühl bei der Investition in nur eine einzelne Aktie der Branche haben, auch wenn diese im Vergleich am attraktivsten aussieht.

Wenn ja, was kann ich tun?

Im vorliegenden Beispiel haben Sie sich nun gegen das Adressieren von Risiken durch Änderung der rechtlichen Rahmen sowie einer generellen Schwäche der Automobilbranche entschieden. Das Emotionale im Börsenmarkt und das unwahrscheinliche Pleiterisiko des Unternehmens Ihrer Wahl möchten Sie jedoch absichern.

Nun geht es um die Wahl der Waffen. Das allgemeine Marktrisiko können Sie über den Verkauf eines Index darstellen, doch sollten Sie dabei auf die Portionierung achten. Zu viel des Guten kann Ihnen die Freude am Bullenmarkt verderben, während homöopathische Dosen eher Kosten als Wirkung entfalten. Kennzahlen wie das Beta können hier eine Indikation geben.

Das Einzeltitelrisiko können Sie dabei verringern, indem Sie die Anlage auf mehrere Schultern verteilen. Eine durchdachte Streuung nimmt der Rendite vielleicht ein paar Spitzen nach oben, reduziert das Risiko des Portfolios jedoch ungemein. Was Sie hierbei unbedingt beachten sollten, lesen Sie im nächsten Artikel zum Thema Diversifikation.

Fazit

Strukturieren Sie den Risikoprozess vor Kaufentscheidungen und messen sie stets mit demselben Maß. Ein einheitlich dokumentierter Prozess hilft Ihnen zudem Klumpenrisiken früh zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Denken Sie unbedingt daran auch die Wirksamkeit der im Anschluss genutzten Methoden laufend kritisch zu prüfen und gegebenenfalls zu überarbeiten.

Bisher erschienene Artikel der Serie:
Teil 2 – Alles Wissenswerte zur Diversifikation

Teil 3 – Die Grenzen der Risikostreuung
Teil 4  Taktisches RisikomanagementTeil 5 Die drei häufigsten Backtesting-Fehler

 


Über den Autor:

Paul Skiba verantwortet beim Vermögensverwalter BPM – Berlin Portfolio Management die Bewertung von Portfoliorisiken und Absicherungsstrategien. Er studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität Mannheim und am University College Dublin sowie Finanzmathematik an der Cass Business School in London.

Für Fragen und Anregungen steht Herr Skiba gerne zur Verfügung: www.berlin-pm.com

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