Arten des Risikomanagements, Teil 4 Taktisches Risikomanagement – Nicht dabei sein, wenn es knallt

Paul Skiba vom Vermögensverwalter Berlin Portfolio Management: Der Leiter Risikomanagement erklärt, wo die Risikostreuung ihre Sweet Spots hat.

Paul Skiba vom Vermögensverwalter Berlin Portfolio Management: Der Leiter Risikomanagement erklärt, wo die Risikostreuung ihre Sweet Spots hat. Foto: PBM

Wer wünscht sie sich nicht, die Gabe der Voraussicht an den Börsen. So mancher Guru hat sich seinen Ruhm durch präzise Vorhersagen vor und während einer Finanzkrise gesichert. Wer jedoch ständig vor Wölfen warnt und dann alle paar Jahre Recht bekommt, hat noch lange keine erfolgreiche Anlagestrategie parat.

Die Kunst erfolgreicher taktischer Allokation liegt vielmehr in der Einschätzung geeigneter Zeitfenster für den Kauf und Verkauf einer Anlage. Hierbei lassen sich professionelle und semi-professionelle Investoren häufig in zwei Lager aufteilen: Die direktionalen Trader und die taktischen Absicherer.

Erstere Gruppe strebt einen Gewinn durch kurzfristige Partizipation an einer bestimmten Bewegung eines Wertes an. Ob dieser steigt oder fällt ist zunächst zweitrangig, solange die „Vorhersage“ stimmt.

Die zweite Gruppe verfolgt einen eher langfristigeren Ansatz und ist die meiste Zeit in den Kapitalmärkten investiert. Tägliche Schwankungen sind hier von keiner größeren Bedeutung, da das breit aufgestellte Portfolio in normalen Marktphasen einen stetigen Wertzuwachs erzielen soll.

Was dieser Gruppe weniger schmeckt, sind extreme Markteinbrüche, welche die Diversifikationseigenschaften ihres Anlage-Mix ruinieren. Daher soll durch eine rechtzeitige taktische Umschichtung das Schlimmste vermieden werden.

Volkswirt oder Charttechniker

Beide Gruppen unterscheiden sich dabei vor allem in ihren Anlagezielen und weniger in den gewählten Methoden oder genutzten Instrumenten. Doch welche Indikatoren können Investoren und Portfoliomanager dabei für ihre Handelsentscheidung nutzen?

Branchenüblich ist die Unterscheidung von technischen und fundamentalen Indikatoren. Letztere beruhen auf ökonomischen Kennzahlen und Analysen sowie deren Implikation auf die Entwicklung der Kapitalmärkte. So kann das zunehmende Wachstum von Konsumentenkrediten innerhalb einer Volkswirtschaft als absatzfördernd für den Einzelhandel gewertet werden. Gleichzeitig lässt sich die wachsende Verschuldung privater Haushalte aber auch als Warnsignal auffassen und mit zukünftig steigenden Ausfallraten assoziieren.

Fundierte wirtschaftliche Einschätzungen ermöglichen Analysten einen Wettbewerbsvorteil bei der Kapitalanlage sowie das Vermeiden struktureller Risiken. In Zeiten irrationaler Märkte leiden fundamentale Indikatoren jedoch häufig an der Trägheit ihrer Variablen sowie der ungewissen Abhängigkeit zwischen realwirtschaftlichen Daten und kurzfristigen Entwicklungen an den Börsen.

Als technischer Indikator dagegen gilt eine Analyse, welche vor allem aus Preis- und Preisänderungsdaten des Wertpapiers eine Handelsempfehlung ableitet. Die historische Wertentwicklung eines Investments verrät hier also etwas über dessen zukünftigen Verlauf. Populärstes Beispiel dieser Methode ist die sogenannte Charttechnik, welche bestimmte Muster und Verläufe eines Preischarts in die Zukunft projiziert.