Arten des Risikomanagements, Teil 2 Alles Wissenswerte zur Diversifikation

Paul Skiba ist Leiter Risikomanagement beim Vermögensverwalter BPM – Berlin Portfolio Management

Paul Skiba ist Leiter Risikomanagement beim Vermögensverwalter BPM – Berlin Portfolio Management

Wer nicht alles auf ein Pferd setzt und nicht alle Eier in einen Korb legt, macht zumindest sprichwörtlich alles richtig. Zahlreiche Börsen-Gurus predigen seit jeher breite Streuung als oberstes Gebot der Kapitalanlage. Das Risiko auf verschiedene Anlagen zu verteilen, soll das Portfolio stabilisieren und den Investor in Krisenzeiten vor dem Totalverlust bewahren.

Doch nicht jeder Experte stößt in dieses Horn und so mahnt sogar Großmeister Warren Buffet: „Diversifikation ist ein Mittel gegen Ignoranz. Wer breit streut, weiß nicht was er tut“.

Wo liegt nun die Wahrheit? Worauf Warren Buffet mit seiner provokanten Aussage hinweisen möchte, ist der Versuch vieler Anleger, ihr Portfolio durch Streuung gegen individuelle Fehleinschätzungen und unvorhersehbare Ereignisse abzusichern. Nicht genau zu wissen, wie sich eine Anlage in der Zukunft entwickelt, ist jedoch keine Schande.

Narrensicheres Risiko-Rendite-Profil

Vielmehr bietet ein diversifiziertes Portfolio für jeden Investor, der weder die Gabe der Voraussicht noch ein Orakel von Omaha besitzt, eine fast narrensichere Verbesserung des Risiko-Rendite-Profils. Während eine taktische und strategische Anpassung der Portfoliogewichte durch den Portfoliomanager das Verlustrisiko verringern kann, kann die Mischung unterschiedlicher Anlageklassen dazu dienen, die Schwankungsintensität und den Maximalverlust deutlich abzumildern.

Anhand eines einfach konstruierten Beispiels lässt sich dieser Effekt aufzeigen. Wir betrachten hierfür ein hypothetisches Portfolio aus Aktien, Anleihen und Gold über den Zeitraum der vergangenen 20 Jahre. Bei den konkreten Investment-Bausteinen bedienen wir uns des MSCI World als globalem Aktienindex, des Bloomberg Barclays US-Treasury-Index als Proxy für US-Staatsanleihen sowie des Marktpreises für Gold. Alle folgenden Rechenbeispiele beziehen sich auf diese drei Instrumente. Dieses Portfolio wollen wir nun auf seine Diversifikationseigenschaften prüfen.

Der globale Aktienindex wies seit Juli 1997 eine durchschnittliche jährliche Rendite von rund 3,40 Prozent aus. Der Goldpreis stieg durchschnittlich um 6,67 Prozent im Jahr und US-Staatsanleihen brachten eine Performance von 4,64 Prozent per annum. Ohne große Optimierungsambitionen wollen wir unser Portfolio mit 50 Prozent Aktien, 25 Prozent Anleihen und 25 Prozent Gold bestücken. Der Griff zum Taschenrechner und die Verrechnung der Renditen mit den jeweiligen Gewichten bringen uns zu einer Portfoliorendite von 4,52 Prozent pro Jahr.

Der Mehrwert der Diversifikation

Doch wie ist es um das Risiko bestellt? Hier offenbart sich der Mehrwert der Diversifikation. Denn während Renditen einfach aufaddiert werden können, ist das Risiko eines diversifizierten Portfolios geringer als die gewichtete Summe seiner Teile. So war der maximale Verlust von Aktien, Staatsanleihen und Gold in den letzten 20 Jahren jeweils 44,7 Prozent, 7,2 Prozent und 59,1 Prozent. Mit unseren Portfoliogewichten verrechnet, ergäbe das einen Maximalverlust von 42,5 Prozent. Betrachten wir jedoch die Entwicklung des hypothetischen Portfolios, können wir lediglich einen Maximalverlust von 32,0 Prozent messen.

Was ist passiert? Da unsere Anlagen sich nicht zu jeder Zeit gleich verhalten, haben sie aufeinander im Hinblick auf das Risiko eine abfedernde Wirkung. Während Renditen also zu 100 Prozent addiert werden können, reduziert sich das Risiko auf unter 100 Prozent. Diese asymmetrische Eigenschaft ist das Erfolgsrezept eines diversifizierten Portfolios.