Analyse und Stresstest Basis europäischer Banken ist robust – aber es gibt deutsche Ausnahmen

Ein Unwetter fegt über die Bankenstadt Frankfurt am Main hinweg

Ein Unwetter fegt über die Bankenstadt Frankfurt am Main hinweg: Europas Banken sind auch für ungemütliche und stürmische Zeiten gerüstet – unter anderem zwei deutsche Institute offenbaren aber Schwächen. Foto: Imago Images / Jan Eifert

40 Banken aus 13 europäischen Ländern hat das Bonitätsinstitut Independent Credit View analysiert und einem Stresstest unterzogen. Die Mehrzahl der Banken ist robust aufgestellt, erklärt Michael Dawson-Kropf, Co-Autor der Bankenstudie: „Robuste Basis bedeutet: Banken verfügen über nachhaltige Ertragskraft und Kapital auf einem ordentlichen oder guten Niveau. Dazu kommt, historisch betrachtet, eine niedrige Quote an Problemkrediten.“

Zwei deutsche, eine Schweizer und italienische Banken offenbaren Schwächen

Allerdings dürften die Risikokosten wegen der konjunkturellen und wirtschaftlichen Lage steigen. Je höher die Abhängigkeit vom Kapitalmarkt sei, desto größer dürfte der Abschlag im Vergleich zum sehr guten Jahr 2021 ausfallen, erklärt der Studienautor. „Unterstützung kommt seit langer Zeit wieder vom Zinsergebnis, jedoch variierend zwischen den Banken, abhängig vom Geschäftsmodell, Bilanzstruktur und Refinanzierungsmix“, ergänzt Dawson-Kropf.

Trotz der Rezession durch die Pandemie ist die Kreditqualität nicht schlechter geworden. Eine Vielzahl der Banken hat gar eine bessere Kreditqualität als 2019. Die Studienautoren unterteilen die Banken in der langen Frist in zwei unterschiedliche Lager: Zum einen gibt es profitable Banken in robusten Volkswirtschaften mit konzentrierten Bankensystemen, zum anderen unprofitable Banken in schwächeren Volkswirtschaften oder fragmentierten Märkten. Diese Institute weisen demnach auch ein schwaches Franchise-System auf oder befinden sich in einem Umwandlungsprozess.

 

Auch wenn die Regulation, die Aktionärspflege und die Konjunktur die Kapitalquoten in den kommenden Jahren wohl abschwächen: Auch hier weisen die meisten Banken eine gute Verfassung aus – außer zwei deutsche Institute, die Studienautoren namentlich nennen: die Commerzbank und die Deutsche Bank. Auch die Schweizer Großbank und italienische Institute haben mit strukturellen Problemen zu kämpfen. Immerhin bestanden alle Banken den durchgeführten Stresstest, wenn auch knapp.

Studienautoren heben drei Bankinstitute hervor

„Wir empfehlen Anleihen entlang der gesamten Bilanzstruktur defensiver und bonitätsstarker Banken und würden in dieser Gruppe Banken mit defensiven Geschäftsmodellen und hohen Maximum-Distributable-Amount-Puffern bevorzugen, beispielsweise UBS, SEB oder die belgische KBC Groep“, erklärt Co-Autor Guido Versondert mit Blick auf professionelle Investoren, die in Bankenanleihen investieren wollen. 

In der Studie hatten die Autoren erst die Ausgangslage der Banken überprüft, als besonderer Schwerpunkt wurde dann wegen der Immobilien-Rekordpreise aus 2021 auf die Kreditbücher gelegt. Dritter Untersuchungsaspekt war die Zinswende und der vierte war die Frage nach den Faktoren, die zukünftig das Rating einer Bank beeinflussen könnten: ESG, Minimum Requirement for Own Funds and Eligible Liabilities oder Total Loss Absorbing Capacity.

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