24 Milliarden Euro Vermögen Atomfonds-Chefin benennt Anlagestrategie

Anja Mikus: Das Engagement der Europäischen Zentralbank (EZB) am Anleihemarkt stößt bei der Fondschefin auf Kritik.

Anja Mikus: Das Engagement der Europäischen Zentralbank (EZB) am Anleihemarkt stößt bei der Fondschefin auf Kritik.

Die Vorstandsvorsitzende des Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung hat die Anlagestrategie der eigens zu diesem Zweck eingerichteten öffentlich-rechtlichen Stiftung konkretisiert. „Wir investieren 10 Prozent des Vermögens in sichere, liquide Anleihen, um die Auszahlung der ersten Jahre abzudecken“, sagte Mikus im Gespräch mit der „Börsen Zeitung“.

Alternative Investments vorgesehen

„Weitere 60 Prozent werden breit diversifiziert in globale Aktien und Anleihen angelegt. Die übrigen 30 Prozent sind für Anlagen in alternative Investments wie Infrastrukturprojekte, Immobilien oder Unternehmensbeteiligungen vorgesehen. Dafür werden wir uns aber Zeit nehmen", zitiert das Online-Portal Mikus weiter.

Die Verantwortlichen stehen vor einer Mammutaufgabe: Einerseits gilt es, das Fondsvermögen verhältnismäßig schnell anzulegen, da im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld horrende Negativzinsen anfallen – auf die von den Energieversorgern Eon, RWE, Vattenfall und ENBW überwiesenen 24,1 Milliarden Euro wurden ursprünglich rund 263.000 Euro Negativzinsen fällig. Pro Tag.

Anderseits braucht es ein hohes Maß an Sicherheit, weil sich die Ausgaben für ein Atommüll-Endlager nach konservativer Schätzung bis zum Ende dieses Jahrhunderts erstrecken dürften.

Risiko-Rendite-Verhältnis völlig verzerrt

Hinzu kommt eine weitere Anforderung. Die in der Satzung des Fonds geforderte Nachhaltigkeit bei der Anlage bezieht sich nicht allein auf möglichst risikoarme Investitionen, sondern auch auf deren gesellschaftliche Wirkung. So verpflichten die Anlagerichtlinien den Vorstand, auch ESG-Kriterien in die Anlagestrategie zu integrieren.

Doch damit nicht genug. Zins und Zinseszins sollen am Ende 169 Milliarden Euro aus den 24 Milliarden Euro Grundstock machen. Vor der Einrichtung des Fonds hatten die Atomkonzerne dafür selbst mit einem Zinssatz von 4,58 Prozent kalkuliert. Bis ins nächste Jahrhundert.

Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass Mikus das Engagement der Europäischen Zentralbank (EZB) am Anleihemarkt harsch kritisiert: „Das Risiko-Rendite-Verhältnis ist durch die EZB-Käufe völlig verzerrt“, so die Vorstandsvorsitzende des Fonds zur „Börsen Zeitung“.

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