Fondsmanager über Anleihen Hochzinsmarkt erholt sich nach Abverkauf

Justin Jewell

Justin Jewell: Bei Hochzinsanleihen will der Bluebay-Fondsmanager das Risiko noch nicht erhöhen. Foto: Bluebay

Die hohen Inflationsraten und steigenden Zinsen üben Druck auf Anleihen aus – dem können sich auch hochverzinsliche Papiere nicht entziehen: Der gegenüber dem US-Dollar abgesicherte ICE BofA Global High Yield Constrained Index hat von Jahresbeginn bis zum 25. Mai dieses Jahres rund 10,3 Prozent an Wert verloren. Verantwortlich waren zu fast gleichen Teilen die Zins- und die Spread-Komponente.

Im ersten Quartal 2022 lag der Hauptgrund für die Underperformance in der Zinskomponente, da künftige Zinserhöhungen eingepreist wurden. Zu Beginn des zweiten Quartals stiegen die Spreads. Die größte Ausweitung war bei den bonitätsmäßig besonders niedrig bewerteten Anleihen zu beobachten.

Gemeinsam war beiden Quartalen ein inflationäres Umfeld. Die Kosten der Unternehmen für Arbeit, Energie und Rohstoffe stiegen. Firmen aus dem High-Yield-Sektor konnten die ersten Preiserhöhungen erfolgreich an ihre Kunden weitergeben. Die jüngste Beschleunigung der Teuerung und die veränderten Inflationserwartungen haben aber dazu geführt, dass der Druck auf die Firmen weiter stieg und höhere Spread-Prämien eingepreist wurden. Nun ist die finanzielle Situation der Verbraucher in den Blickpunkt gerückt, da die Inflation sowohl bei produktions- als auch bei dienstleistungsorientierten Unternehmen zu spüren ist.

Corona-Pandemie verändert Nachfrage

US-Hochzinsanleihen mussten schon ähnliche Phasen mit hohen einstelligen Inflationsraten überstehen – zum Beispiel in den frühen 1980er-Jahren. Ein Vergleich der damaligen und der heutigen Zeit dürfte Anlegern aber kaum weiterhelfen. Dazu unterscheiden sich beide Epochen zu deutlich voneinander.

Was die aktuelle Periode einzigartig macht, ist das inflationäre Erbe von Covid-19. Die Pandemie führte zu einer massiven Verlagerung der Verbrauchernachfrage von Dienstleistungen auf langlebige Güter. Einfacher ausgedrückt: Die Menschen kündigten ihre Mitgliedschaft im Fitnessstudio und kauften Pelotons, während die weltweiten Lieferketten von Hafenschließungen bedroht waren.

Bei früheren Konjunkturerholungen wuchs die Inlandsnachfrage nur langsam und die Arbeitslosigkeit war zunächst hoch. Heute sieht es anders aus: Viele US-Unternehmen haben trotz steigender Gehälter Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Gleichzeitig sind sie immer noch mit Engpässen bei der Versorgung mit Vorprodukten, höheren Transportkosten und einer Zentralbank konfrontiert, die sich – statt die Konjunktur zu stützen – auf die Bekämpfung der Inflation konzentriert.

Qualität des Anlageuniversums gestiegen

Das beste Szenario für das High-Yield-Universum wäre nun eine Phase der Stabilisierung, in der der makroökonomische Gegenwind nachlässt und sich die Fundamentaldaten der Unternehmen gleichzeitig geringfügig abschwächen. Das würde Anlegern ein Zeitfenster eröffnen, um von den höheren Renditen und Spreads zu profitieren.

Mit einer Rendite von über 7,5 Prozent auf den globalen High-Yield-Märkten und Spreads von mehr als 500 Basispunkten liegen wir historisch gesehen bei überzeugenden Bewertungen. Solche Marktbedingungen generieren in der Regel positive Zwölf-Monats-Renditen – selbst wenn sich die Zinsunterschiede noch ausweiten. Dies steht im Kontext einer heutzutage wesentlich hochwertigeren Anlageklasse: Der Anteil von Emittenten mit BB-Rating liegt in Europa bei 67 Prozent und in den USA bei 52 Prozent. Zum Vergleich: Ende 2008 waren es nur 55 Prozent beziehungsweise 42 Prozent.