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Grüner Rentenmarkt Wie Anleiheinvestoren die Welt nachhaltiger machen können

Wegweiser in einem Londoner Park

Wegweiser in einem Londoner Park: Auch an den Anleihemärkten gibt es für Investoren viele Wege, um sich im Kampf gegen den Klimawandel zu engagieren. Foto: IMAGO / Nature Picture Library

My-Linh Ngo, BlueBay Asset Management

Die meisten Länder bleiben hinter den Zielen des Pariser Abkommens zurück. Gleichzeitig füllt die Politik ihre Führungsrolle nicht aus. Dadurch ist beim Kampf gegen den Klimawandel der Finanzsektor ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt: Investoren erwarten zunehmend, dass er seinen Teil dazu beiträgt.

Eine der größten Gruppen innerhalb der Branche sind die Pensionskassen, die über mehr als 33 Billionen US-Dollar an Vermögenswerten verfügen. Viele von ihnen beziehen mittlerweile verstärkt ESG-Aspekte in ihre Anlageentscheidungen ein. Während aber bei Aktien die Berücksichtigung entsprechender Faktoren bereits weiter fortgeschritten ist, geht es im Anleihebereich langsamer voran. Da festverzinsliche Wertpapiere jedoch typischerweise das Kerninvestment von Pensionsfonds darstellen, erfordert der Bereich mehr Aufmerksamkeit.

Anleihemarkt spielt eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel

Ein Ansatz, der an Dynamik zu gewinnen scheint, ist die „Verweigerung der Schulden“. Dabei geht es darum, Unternehmen oder Staaten keine Kapitalfinanzierung zu gewähren, wenn sie in Bezug auf den Klimawandel als grundsätzlich „scheiternd“ eingestuft werden. Die Einbeziehung von festverzinslichen Wertpapieren in den Kampf gegen die Erderwärmung ist aus vielen Gründen nur logisch. Einer davon ist die Tatsache, dass der globale Anleihemarkt größer ist als das weltweite Aktienuniversum. Man muss also über Aktien hinausdenken, wenn man etwas bewirken will.

Dazu kommt: Investoren können über den Primärmarkt größere Wirkung erzielen als über den Sekundärmarkt – sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen. Denn auf den Sekundärmärkten wird zwischen Investoren gehandelt und nicht direkt mit den Emittenten. Es gibt daher nicht viele Möglichkeiten, die Besorgnis über den Klimawandel direkt zu adressieren oder Einfluss auf ein Unternehmen zu nehmen.

Bei neuen Anleiheemissionen am Primärmarkt können Investoren die Angebots- und Nachfragedynamik viel stärker beeinflussen. Denn sie bestimmen nicht nur über den Zugang eines Emittenten zu Kapital, sondern können auch seine Kapitalkosten in die Höhe treiben. Wenn die Herausgeber von Anleihen aufgrund mangelnder ESG-Bemühungen Schwierigkeiten beim Einsammeln von Kapital bekommen oder mehr dafür zahlen müssen, könnte sie das zu entsprechenden Verbesserungen veranlassen. 

Grüne Anleihen: Anleger investieren zweckgebunden

Bei dem Konzept der „Schuldenverweigerung“ geht es darum, den Emittenten zu signalisieren, was den Investoren wichtig ist. Ein anderes Konzept verfolgt den gegenteiligen Ansatz: Emittenten können ihr Engagement in Bereichen bekunden, für die Investoren Mittel bereitstellen möchten – nämlich zur Bekämpfung des Klimawandels. Diesen Zweck verfolgt der Markt für grüne Anleihen. In ihrer Reinform sind grüne Anleihen so konzipiert, dass Anleger den Emittenten vorgeben können, wie ihr Kapital verwendet werden soll. Der Name legt nahe, dass mit diesen Anleihen sofort bessere Klimaergebnisse erzielt werden können. In Wirklichkeit stecken sie aber noch in den Kinderschuhen und haben einen langen Weg vor sich.

Auch wenn die Absichten positiv sind: Es ist wichtig, „Greenwashing“ zu vermeiden, indem jede einzelne grüne Anleiheemission sorgfältig bewertet wird – denn es besteht die Gefahr, dass neben „grünen“ gleichzeitig „braune“ Investitionen finanziert werden.

Nachhaltigkeitsbezogene Anleihen: Das Ergebnis steht im Vordergrund

Zu den weiteren aufkommenden Papieren mit ESG-Bezug gehören „nachhaltigkeitsbezogene Anleihen“. Diese verwenden nicht das Modell der „Verwendung der Erlöse“, sondern sind „ergebnisgebunden“. Das schafft einen klaren wirtschaftlichen Anreiz für Emittenten, denn ihre Kuponzahlungen sind an die Erreichung bestimmte ESG-Ziele gebunden. Die Emittenten haben volle Flexibilität bei der Verwendung der Erlöse. Investoren können ihr Kapital also nicht für einen bestimmten Zweck einsetzen – abgesehen von einem insgesamt positiven ESG-Ergebnis. 

Unserer Meinung nach haben alle Modelle ihre Vorzüge, sowohl für Emittenten als auch für Investoren. Es ist großartig zu sehen, dass solche Innovationen in der Fixed-Income-Branche entstehen und das Instrumentarium der Anleger erweitern.

Aktives Engagement ist der Schlüssel

Alle diese Ansätze und jegliche Anlageklassen müssen eine Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels spielen. Aber angesichts des Ausmaßes und der Dringlichkeit des Klimaproblems und des Mangels an internationaler staatlicher Führung erwarten wir, dass das Konzept der „Schuldenverweigerung“ stärker zum Tragen kommen wird, insbesondere von Investoren wie Pensionsfonds, die sich ehrgeizige Netto-Null-Klimaziele gesetzt haben. Der Fokus auf den Primärmarkt ist in jedem Fall logisch und notwendig – die alleinige Konzentration auf den Sekundärkapitalmarkt wird uns nicht dorthin bringen, wo wir hinmüssen.

An den Märkten für festverzinsliche Wertpapiere spielen Kapitalgeber und Anleihegläubiger eine entscheidende Rolle. Die Herausforderung wird darin bestehen, die Gelegenheit für den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu ergreifen. Dafür wird ein aktiver Ansatz auf jeden Fall entscheidend sein.

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