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Interessante Renditeaussichten „In den Schwellenländern wächst der Markt für nachhaltige Anleihen“

Begrünte Brücke in Shanghai

Begrünte Brücke in Shanghai: In den Schwellenländern werden verstärkt grüne und soziale Anleihen ausgegeben – doch auch abseits dieses Segments ist der Markt interessant. Foto: IMAGO / Imaginechina-Tuchong

Frau Kurdyavko, wie beurteilen Sie das aktuelle Umfeld für Schwellenländeranleihen?

Polina Kurdyavko, Leiterin des Schwellenländeranleihen-Teams: Wir sind der Meinung, dass die Schwellenländer 2021 chancenreiche Bewertungen, höhere Renditeaussichten und eine robustere Erholungsprognose bieten als die entwickelten Volkswirtschaften. Obwohl die Schwellenländer für viele Anleger schon seit geraumer Zeit zu den bevorzugten Anlageklassen gehören, sind sie angesichts der Pandemie in vielen Portfolios unterrepräsentiert. Unserer Ansicht nach sind die voraussichtlichen Renditen von Schwellenländern im Vergleich zu ihren Industrieländer-Pendants, von denen viele aufgrund der Liquidität der Zentralbanken und der Null- oder Negativzinsen für Barmittel hohe Bewertungen aufweisen, jedoch relativ attraktiv. 

In einer Welt mit schwachem Wachstum und niedrigen Zinsen sind wir der Meinung, dass die Vermögenswerte der Schwellenländer mit ihren unterschiedlichen wirtschaftlichen und politischen Fundamentaldaten potenziell höhere Rendite- und Diversifizierungsvorteile in globalen Portfolios bieten – und ein uneingeschränkter Ansatz die Möglichkeit, davon umfassend zu profitieren.

Wie bewerten Sie den Ausblick für Schwellenländeranleihen in Lokalwährung?

Brent David, Senior Portfoliomanager und Gautam Kalani, Stratege für Schwellenländerwährungen und Portfoliomanager: Trotz der in der Vergangenheit hohen Schwankungen bei Lokalwährungsanleihen sind wir der Meinung, dass sie 2021 interessant sein können. Denn viele Schwellenländerwährungen weisen derzeit historisch günstige Bewertungen auf. Außerdem gehen viele Marktteilnehmer von einer mehrjährigen Schwächephase des US-Dollars aus, getrieben von den stark negativen Realzinsen in den USA, dem sich ausweitenden Zwillingsdefizit – also der negativen Haushalts- und Leistungsbilanz –, den anhaltenden geldpolitischen Stimuli der Fed sowie der fundamentalen Überbewertung der US-Währung.

Wird sich der Trend zu mehr grünen und sozialen Anleihen in den Schwellenländern fortsetzen?

Jana Velebova, Senior Portfoliomanager: Derzeit ist der Markt für nachhaltige Anleihen in den Schwellenländern noch klein. Wir gehen aber davon aus, dass er dieses Jahr an Fahrt aufnehmen wird – sowohl als Reaktion auf die dringende Notwendigkeit, globale ökologische und soziale Probleme anzugehen, als auch aufgrund der wachsenden Investorennachfrage.

Während grüne Anleihen in den vergangenen fünf Jahren vor allem von asiatischen Schwellenländern emittiert wurden, sind soziale und nachhaltige Anleihen in den Schwellenländern ein sehr junges Phänomen, das durch die Covid-19-Krise aber beschleunigt wurde. Wir rechnen damit, dass sich die Emission nachhaltiger Anleihen auf alle Regionen der Schwellenländer und auf alle Teile des Anleihemarktes ausweiten wird.

Das schnelle Wachstum des Marktes für nachhaltige Anleihen hat viele positive Auswirkungen, ist aber nicht frei von Herausforderungen. Angesichts seines relativ frühen Entwicklungsstadiums muss verstärkt an der Standardisierung von Kennzeichnungen und Taxonomien gearbeitet werden. Außerdem gilt es, Kritikpunkte wie das Fehlen von Sanktionen bei der Nichteinhaltung grüner oder sozialer Ziele auszuräumen. Als Investoren müssen wir selektiv vorgehen und unsere Investments an hohe Standards knüpfen – während wir gleichzeitig mit der Branche zusammenarbeiten, um verbesserte Regeln für diesen vielversprechenden aufkommenden Markt zu fördern.

Welche Risiken sehen Sie für Schwellenländeranlagen?

Brent David, Senior Portfoliomanager: Die Zentralbanken insbesondere in den entwickelten Volkswirtschaften haben im vergangenen Jahr Liquidität in beispiellosem Ausmaß zur Verfügung gestellt. Ein Kurswechsel angesichts einer schneller als erwarteten konjunkturellen Erholung würde unserer Ansicht nach Schwellenländeranlagen vor erhebliche Herausforderungen stellen.

Außerdem ist die Covid-19-Pandemie noch lange nicht überstanden. Die bereits bestehenden fiskalischen Risiken der Schwellenländer sind deutlich größer geworden: Weitere negative Überraschungen bei den Wachstums- und Gewinnschätzungen durch weitere Lockdowns werden die ohnehin schon schwierigen fiskalischen Aussichten weiter belasten.