Nachhaltigkeitsrevolution Die größte Investmentchance der neueren Geschichte

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Wenn wir uns beispielsweise die Lebensmittelindustrie und ihre Lieferkette ansehen, stellen wir fest, dass bis zu 30 Prozent der gesamten Lebensmittelproduktion verloren gehen oder verschwendet werden. Prognosen zeigen, dass der Bereich des zielgerichteten Bewirtschaftens landwirtschaftlicher Nutzflächen, das sogenannte Precision Farming, ein Investitionspotenzial in Höhe von 250 Milliarden US-Dollar birgt.

Dazu gehören ein Echtzeit-Monitoring der Felder, genau auf den Bedarf abgestimmte Bewässerung und Düngung, automatisch gesteuerte Fahrzeuge und eine maßgeschneiderte Aussaat für bessere Ernteerträge. Die Umstrukturierung von Lieferketten könnte durch ein Verbessern der Effizienz bei den Haltbarkeitsdaten, dem Wasserverbrauch und der Lebensmittelverteilung weiteres Potenzial im Wert von 700 Milliarden US-Dollar schaffen.

Die Maßnahmen gegen den Klimawandel und herrschenden Ungleichheiten werden zwangsläufig auch mit sozialen Kosten verbunden sein, wie beispielsweise zunehmende Steuererhöhungen und Rechtsstreitigkeiten. Dadurch entstehen Übergangsrisiken für Unternehmen, die auf diese Veränderungen nicht gut genug vorbereitet sind. Der Privatsektor kann jedoch auch eine wichtige Rolle dabei spielen, alle sozialen Schichten an diesen Chancen teilhaben zu lassen.

Beispielsweise können solche Unternehmen einen positiven Beitrag leisten, die Lösungen für eine bessere finanzielle Inklusion sowie besseres Management anbieten und beispielsweise den Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung erleichtern.

Wir bei Lombard Odier sind davon überzeugt, dass es in dieser neuen Welt zwei Haupttypen von Unternehmen gibt: die „Adler”, die zukunftsorientiert sind und die strategische Bedeutung von Nachhaltigkeit anerkennen; und die „Strauße“, die ihren Kopf in den Sand stecken und letztlich existenziellen Risiken ausgesetzt sind.

Die Chancen des Wandels für unsere Kunden zu nutzen und die Risiken zu steuern ist unsere Aufgabe als Asset Manager. Somit müssen wir Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt unseres Investmentprozesses stellen, um herauszufinden, ob ein Unternehmen zu den Adlern oder den Straußen gehört. Die Chancen, davon sind wir überzeugt, werden auf Seiten der Adler liegen, Unternehmen, die anpassungsfähig sind und sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben, die sich aktiv dafür einsetzen, klar definierte Ziele zu erreichen, um den für ihre Branche entscheidenden Herausforderungen erfolgreich zu begegnen. Solche Unternehmen werden mit gesunden Geschäftspraktiken überzeugen und mit einem Geschäftsmodell, das langfristig erfolgreich sein kann. Sie werden besser aufgestellt sein, um sich auch finanziell überdurchschnittlich zu entwickeln.

Strauße mit schlechten Governance-Strukturen können natürlich zu Adlern werden. Nämlich dann, wenn Management-Teams sich hochgradig engagieren, die richtige Vision verfolgen sowie den Mut aufbringen, sich neu zu erfinden. Einen solchen Einsatz finden wir derzeit im Energiesektor wieder. Wir sind davon überzeugt, dass Finanzinstitutionen als Vermittler dieses Wandels fungieren müssen und durch aktives Engagement und den Dialog mit Unternehmen dazu beitragen können, Strauße in Adler zu verwandeln und dadurch Wertpotenzial zu schaffen.

Das ist die Nachhaltigkeitsrevolution – und unseres Erachtens zugleich die größte Investmentchance der neueren Geschichte.


Über den Autor:

Hubert Keller ist Geschäftsführer von Lombard Odier IM. Er kam 2006 als geschäftsführender Teilhaber der Lombard Odier Gruppe zu Lombard Odier. Hubert arbeitete zuvor bei SG Warburg und der Deutschen Bank.

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