VV-Kosten von Schweizer Pensionskassen Die Nettorendite ist entscheidend

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Um einen Zusatzertrag zu erzielen, werden die Anlagen zusehends in geringere Schuldnerqualitäten und riskantere Länder und Branchen investiert. Dies ist auch in anderen Ländern zu beobachten. Das riskantere Verhalten hatte – von einzelnen Monaten abgesehen (insbesondere Dezember 2018) – (noch) nicht zu Verlusten geführt, im Gegenteil. Seit 2009 haussierten die Aktienmärkte und es konnten fast jährlich hohe Renditen erzielt werden. Was passiert jedoch, wenn der Wind an den Märkten dreht?

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Vermögensstruktur im Langzeitvergleich (Complementa Risiko Check-up) 

Zusammenspiel von Kosten und Nettorendite

Hier kommt die Nettorendite ins Spiel. Diese wird von drei Faktoren beeinflusst: 1) der Wahl der Anlagekategorien, 2) der taktischen Steuerung und 3) der Art der Umsetzung. Zu 1: Es gibt teure und weniger teure Anlagekategorien. Will man das Kostenniveau hier senken, führt das oft zu starken Einschränkungen bei der Auswahl an Anlagekategorien. Zu 2: Das Portfolio lässt sich über die Zeit mit mechanischem Rebalancing steuern. Abhängig von den gewählten Parametern werden mehr oder weniger hohe Transaktionskosten beziehungsweise administrativer Aufwand generiert, mit jedoch entsprechender Auswirkung auf die Rendite- und Risikoeigenschaften des Portfolios.

Zu 3: Wie wird die Strategie umgesetzt: direkt oder indirekt, aktiv oder passiv, mit Manager A oder Manager B? Die Wahl von günstigen, indexnahen Produkten führt oft zu Klumpenrisiken, so sind beispielsweise Renten-Indizes nach ausstehenden Schulden gewichtet und lokale Aktien-Indizes werden oft von großkapitalisierten Unternehmen dominiert.

Informierte Investoren dank Kostentransparenz

In den Vorsorgeinstitutionen steckt ein Großteil des Vermögens der Bevölkerung. Diese hat nicht nur ein Interesse, dass ihr Geld umsichtig und kaufmännisch sinnvoll angelegt wird, sondern auch ein Recht auf Informationen, wie dies geschieht. Transparenz ist gefragt oder wie im Falle der Schweiz (Weisung OAK 2013) und Europa (Mifid II 2018) inzwischen gesetzlich vorgeschrieben.

Es ist ein schmaler Grat zwischen Kostenbewusstsein und übertriebenen Sparmaßnahmen. Vorsorgewerke sollten ganzheitlich analysiert werden, da Kosten, Rendite und auch Risiko komplex miteinander interagieren. Ein isoliertes Ranking aufgrund der Kostenquote allein ist mit Vorsicht zu genießen, nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch aus ökonomischer Sicht.  

Zurück zum FC Barcelona: 2011 wurden die Farbdrucker im Verein abgeschafft, der Rekordverdiener Lionel Messi jedoch wurde gehalten. Seither schoss dieser mehr als 400 Tore und führte den Verein zu nationalen wie auch internationalen Erfolgen. Diese Erfolge halfen, dass der FC Barcelona einen Teil seiner Schulden abtragen konnte.


Über den Autor:
Heinz B. Rothacher ist Vorstandsvorsitzender (CEO) der Complementa AG. Das 1984 in St. Gallen gegründete Unternehmen begleitet Pensionskassen seit 35 Jahren in Fragen der Financial Governance. Die Firma befindet sich in Familienhand und hat eine Niederlassung in Zürich sowie eine Tochtergesellschaft in München.

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