Wenn es darum geht, Portfolios aufs Pariser Klimaabkommen auszurichten, Unternehmen zu beeinflussen und auf Hauptversammlungen die Stimme zu erheben, versagt die Investmentbranche grundsätzlich. Immerhin stechen drei Vermögensverwalter positiv hervor: Allianz, Legal & General Investment Management und UBS Asset Management.
Das ermittelte die Londoner Denkfabrik Influence-Map im Rahmen der Studie „Asset Managers and Climate Change“ und stützt sich dabei unter anderem auf Daten zu persönlichen Schriftwechseln mit Unternehmen, Fragen auf Aktionärstreffen und Abstimmungsverhalten auf Hauptversammlungen.
Dabei fällt das generelle Urteil hart aus. „Die 15 größten Vermögensverwalter der Welt, die mit einem verwalteten Vermögen von 37 Billionen US-Dollar enormen Einfluss auf die Wirtschaft ausüben, scheitern allesamt daran, den Übergang voranzutreiben, der für die internationalen Klimaziele nötig ist“, heißt es etwas sperrig, aber dennoch deutlich. Gerade die Positionen in klimasensiblen Branchen stünden in starkem Widerspruch zu den Zielen des Pariser Abkommens, die globale Erwärmung unter 2 Grad Celsius zu halten. Es sind die Branchen Öl und Gas, Kohle, Autos und Elektroenergie, sie machen zusammen etwa ein Zehntel des globalen Aktienmarkts aus.
Die Influence-Map-Analysten sahen sich 850 Unternehmen aus diesen Branchen an und stellten Pläne und Verhalten dem Pariser Abkommen gegenüber. Das Ergebnis: Verglichen mit einem Paris-konformen Portfolio weichen die Positionen der großen 15 Gesellschaften um 16 bis 21 Prozent ab.
Dabei räumt man aber auch eine technische Ursache ein: Mit Blackrock, Vanguard, State Street und Capital Group sind Unternehmen vertreten, die enorm viel Geld in Indexfonds liegen haben. Da kann man nicht einfach Branchen untergewichten oder sogar weglassen. Folgendes könne man allerdings: „Wenn die Finanzbranche auch solche Portfolios auf Linie mit dem Pariser Abkommen bringen will, muss sie die Unternehmen dazu bringen, sich schneller in Richtung CO2-sparende Techniken zu bewegen.“ Der Großteil der Unternehmen in den genannten Branchen sei davon noch weit entfernt, vor allem jene in der Autoproduktion.
Im Grunde versuchen laut Studie nur die drei eingangs erwähnten Vermögensverwalter wirklich, ihre Portfolios und die enthaltenen Unternehmen in Richtung des Pariser Abkommens zu drehen. Ebenfalls überdurchschnittlich aktiv seien die Investmentsparten von Axa und Crédit Agricole. Auch BNY sei über die Londoner Tochter Newton recht gut dabei.
Nicht sehr aktiv seien hingegen vor allem die US-amerikanischen Firmen Blackrock, Vanguard, State Street, JP Morgan Chase, Morgan Stanley, Goldman Sachs und TD Bank. Zwar würden auch sie Unternehmen auf Klimarisiken ansprechen, stellt Influence-Map fest. Allerdings versuchten sie nicht, deren Verhalten wirklich zu ändern. Fidelity und Capital Group seien sogar besonders wenig in Richtung Klimaschutz engagiert. Als Beispiele nennt die Denkfabrik Blackrock und Capital Group, die 2018 gegen 90 Prozent aller Aktionärsbeschlüsse stimmten, die in Richtung Pariser Abkommen gingen. Das sei bei europäischen Investmentfirmen deutlich besser.
Dagegen gibt es laut Studie eine Gruppe Investmentgesellschaften, die ein Fünftel aller klimafreundlichen Aktionärsbeschlüsse eingereicht hat: Hermes Investment Management, Sarasin & Partners, Walden Asset Management und Zevin Asset Management.
„Die Asset-Management-Industrie hat erst angefangen, auf eine Linie mit dem Pariser Abkommen zu kommen. In Anbetracht der Dringlichkeit ist es für Anleger wichtig, den Unternehmen den richtigen Weg zu weisen“, kommentiert Christiana Figueres, Gründungspartnerin des auf Veränderung spezialisierten Unternehmens Global Optimism.
Die gesamte Studie in englischer Sprache können Sie hier herunterladen.