Unternehmensfinanzierung Private-Debt-Fonds sind eine krisenfeste Säule

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Bedeutung der Kreditverträge 

Ist das Verschuldungsniveau nicht mehr tragbar, wird besonders deutlich, wie wichtig Kreditverträge und die darin enthaltenen Kreditsicherungsklauseln sind. Covenants erlauben Private-Debt-Fonds letzten Endes, mit den Kreditnehmern und deren Eigentümern in einen noch aktiveren Dialog zu treten, um gerade in finanziell schwierigen Situationen Lösungen zu finden. Bei (temporären) Liquiditätsengpässen kann das die Stundung möglicherer Zinszahlungen für eine gewisse Periode beinhalten, aber auch die Anpassung mancher Bestimmungen, um mehr unternehmerische Flexibilität zu ermöglichen. Diese ohnehin anspruchsvollen Diskussionen ist immer ein „Geben und Nehmen“ zwischen Kreditnehmer, Gesellschafter und Private-Debt-Fonds. In vielen Fällen werden die Unternehmen nämlich auf zusätzliche Liquiditätsspritzen angewiesen sein – oft von ihren Eigentümern.

Im Portfolio von Golding Capital Partners haben wir im zweiten Quartal 2020 bereits einige Fälle gesehen, bei denen die aktive Zusammenarbeit von Private-Debt- und Private-Equity-Fonds zu einer nachhaltigen Lösung für die jeweiligen Unternehmen führte. Bei einem spezialisierten Distributor von medizinischen Produkten im deutschsprachigen Raum war beispielsweise schon im April erkennbar, dass die Firma bis Ende 2020 zusätzliches Kapital benötigen würde. In diesem Fall war der Private-Debt-Fonds – der alleinige Kreditgeber eines erstrangig besicherten Darlehens – bereit, für eine bestimmte Zeit die Zinslast zu verringern und Anpassungen bei den Covenants vorzunehmen.

Als Bedingung und eine Art Gegenleistung verpflichtete sich gleichzeitig der Eigentümer, ein europäischer Private-Equity-Fonds, weiteres Eigenkapital zu investieren. Ein Teil wurde dabei direkt zur Verringerung der Schuldenlast auf ein tragfähigeres Niveau eingesetzt. Ein weiterer Teil soll der Firma als Liquiditätspuffer dienen. Gespräche über solche Restrukturierungen (Phase III) sind bei vielen weiteren Unternehmen im Gange. 

Verschiedene Reaktionsstufen von Private-Debt-Fonds in Zeiten der Krise (illustrativ) 


Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Arcmont Asset Management und Iron Park Capital Partners, Q2 2020. 


Position der Private-Debt-Fonds 

Restrukturierungen werden oft negativ assoziiert. Das vorausgegangene Beispiel zeigt jedoch, dass es in unternehmerischen Krisensituationen um ganz konkrete Fragestellungen geht. Zum Beispiel darum, wer einen bestehenden Liquiditätsbedarf decken soll – springt der Gesellschafter oder gegebenenfalls ein Private-Debt-Fonds ein? Ebenfalls erörtert werden muss, ob die Zinsen für eine bestimmte Periode gestundet, die Kapitalstruktur angepasst und damit die Verschuldung verringert und möglicherweise die Covenants damit ebenso abgeglichen werden können. 

Dass solche Themen häufig kontrovers diskutiert werden, ist naheliegend. Wichtig ist aber, dass sich hier (Senior) Private-Debt-Fonds deutlich vom Markt für breit syndizierte Darlehen (sogenannte Leveraged Loans) abgrenzen. Im Segment der mittelständischen Unternehmensfinanzierungen, oft auch (Corporate) Direct Lending genannt, fokussiert sich Golding Capital Partners nur auf Investitionen in Fonds und Co-Investments, bei denen der Private-Debt-Fonds typischerweise den alleinigen Kreditgeber stellt und damit den weitaus größten Teil des (erstrangigen) Fremdkapitals darstellt. Es geht hier also um den klaren Fokus auf die direkte, bilaterale Vergabe von erstrangig besicherten Darlehen an Unternehmen.