Terroir im Glas Naturnaher Weinbau in Burgund

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Individualisten jenseits der Benchmarks

Wer also Licht ins Dickicht bringen will, muss sich wohl ein wenig durchs Burgund probieren. Oder man orientiert sich an Tipps von derjenigen, die dies bereits getan haben und wissen, welche Winzer ihren ganz eigenen Weg gegangen sind und interessante Weine produzieren. Und von Letzteren gibt es in den vergangenen Jahren zunehmend mehr.

Da wäre beispielsweise Roelof Ligtmans-Steine. Der gebürtige Niederländer ließ sich von den horrenden Grundstückspreisen der Region – soweit es hier überhaupt noch ein paar Hektar zum Verkauf gibt – nicht aus dem Konzept bringen. 2005 beschloss er seine Firma zu verkaufen und sich seinen Traum vom eigenen Weingut in Burgund zu erfüllen.

Damals war er knapp 43 Jahre alt. Zusammen mit seiner Frau machte er vor Ort eine Ausbildung zum Winzer und sah sich in einer etwas bezahlbareren Gegend nach Grund und Boden um. Es mussten ja nicht unbedingt gleich dem Burgund-Klischee entsprechend ein paar Millionen pro Hektar sein.

Weingärten der Domaine de La Monette

„In Mercurey stolperte ich über eine Domaine, die mich begeisterte. Sie sah aus, als stünde sie mitten im Dschungel. Das Gestrüpp wuchs bis übers Dach – und ich dachte: ok, das ist was für uns“, erinnert sich Roelof und grinst.

2008 bekam er sein Diplom. Es war nicht immer einfach mit dem Lernen. „Spätestens wenn jemand einen Witz zum Besten gab und sich alle bogen vor Lachen, während ich rätselnd dasaß, war klar: der Niederländer hat´s nicht immer leicht auf seinem Weg zum Weinmacher“, schmunzelt er. „Mercurey sei schwierig, wurde mir gesagt. Aber wir haben es geschafft. Auch mit guten, freundlichen Nachbarn, die uns akzeptierten und integrierten.“

Nachhaltiger Weinbau in Mercurey

Auf die Frage, wie er zum Bioweinbau gekommen sei, sagt er: „Als ich teilweise die Chemie sprühenden Leute mit ihren Gasmasken in den Weinbergen sah, wurde mir klar, dass das nichts für mich ist.“ Er holte sich Inspiration von Ökowinzern und seit 2010 ist auch seine Domaine de La Monette offiziell zertifiziert. Hier entstehen auf inzwischen sechs Hektar – so naturnah wie möglich – ehrliche, charaktervolle Weine.

Im Sortiment finden sich sogar zwei Aligoté. Diese weiße Rebsorte ist zwar neben Chardonnay offiziell in Burgund zugelassen, wird aber nur zu 7 Prozent angebaut und gilt im Allgemeinen als eher belanglos ausgebaut. Dieser hier, der „Les Potets“ 2015, ist jedoch schön frisch, strukturiert, mit feiner Würze, mineralisch und komplex. Mit einem Preis um die zehn Euro ist er ein absoluter Tipp.

Ebenso baut die Familie den im Burgund zugelassenen Gamay, welcher insgesamt gerade mal 10 Prozent der Rebfläche ausmacht, an. Der Pinot Noir Le Saut Muchiau 2014 ist elegant, mit Aromen von dunkler Frucht und gewisser Dichte, ergänzt vom Gripp der Säure und gut eingebundenem Tanninen.

Im Weinkeller der Domaine de La Monette