Terroir im Glas Naturnaher Weinbau in Burgund

Weingärten an der Côte de Beaune

Weingärten an der Côte de Beaune

Mit Weinen des Burgund verbindet man im Allgemeinen das, was jeder gute Winzer anstrebt: Widerspiegelung der Herkunft par excellence. Doch ranken um die Bourgogne auch einige Mythen.

Zum Beispiel, dass die dort hergestellten Weine grundsätzlich hochpreisig seien. Oder dass man, um das System der vielen zersplitterten Lagen zu verstehen, ein halbes Studium brauche. Ebenso heißt es oftmals, vieles ginge dort ein wenig altmodisch zu, und auch mit dem nachhaltigen Anbau sei es in Burgund nicht besonders weit her.

Macht man sich auf den Weg, um diesen Ressentiments auf die Spur zu kommen, lässt sich Interessantes entdecken: es geht auch anders. Also einfach mal Vorurteil und die bekannten Benchmarks beiseitelassen und auf zur Entdeckungstour zu den Winzern, die sich der Natur, Herkunft und Qualität widmen. Und dies jenseits vom Image der elitären Weine, sondern in einem angemessenen Preis-Leistungs-Verhältnis.

Vorab ein kleiner Überblick

Das Burgund ist in die Regionen Mâconnais, Côte Chalonnaise und Côte d’Or unterteilt. Letztere untergliedert sich wiederum in die beiden berühmten Bereiche Côte de Nuits und Côte de Beaune. Ebenso zu Burgund zählend sind die Gebiete Chablis, Auxerrois und Beaujolais.

Pommard im Winter: Blick auf die „Clos“

Ihren guten Ruf um das detaillierte Wissen bezüglich des Terroirs verdankt die Region vor allem den genau Buch führenden Mönchen der verschiedenen Klöster, die beginnend ab dem Jahre 587 den von den Kelten und Römern eingeführten Weinbau perfektionierten. Zugute kam ihnen dabei die stetig steigende Zahl der Schenkungen oftmals guter Lagen durch ihre gläubigen Schäfchen.

Mönche als Wegbereiter

Obwohl Kalk ein verbindendes Glied ist, variieren die Bodenformationen innerhalb eines Gebietes und somit auch die Weine teilweise stark. Die Mönche setzten sich im Laufe der Zeit zunehmend detaillierter mit diesen Umständen auseinander. Aus diesen Erkenntnissen entstanden schließlich die Weinbergslagen und „Climats“, also präzise begrenzte Parzellen.

Es gibt beispielsweise nicht den einen Mercurey-Wein, sondern allein innerhalb des Gebietes Mercurey bestehen fünf verschiedene Bodenformationen und Ausdrucksweisen des Terroirs – und damit fünf Climats. Um eine Verquickung zu vermeiden, umbauten die Mönche diese einzelnen Parzellen mit Mauern. Die Namen dieser sogenannten Clos finden sich schließlich auch auf den Etiketten der Weine.

In Burgund gibt es viele verschiedene Herkunftsbezeichnungen. Die Kleinste, die weltberühmte Grand-Cru-Lage „La Romanée“, verfügt gerade einmal über 0,8 Hektar Fläche. Sie ist eine Monopollage des Weinguts Domaine du Comte Liger-Belair.

In direkter Nachbarschaft hangabwärts befindet sich die Grand Cru Lage Romaneé Conti der prestigeträchtigen Domaine de la Romanée-Conti. Das biodynamisch arbeitende Weingut ist wohl eines der Bekanntesten auf der Welt und produziert lange nicht genug, um die Nachfrage zu befriedigen. Und so werden die begehrten Flaschen nur kistenweise den Händlern zugeteilt – nach Warteliste versteht sich.

Weltberühmte Weingärten: Vosne-Romanée

Unzählige Parzellen Napoleon ist Schuld

Nicht umsonst gilt die Bourgogne als eines der unübersichtlichsten Weinbaugebiete überhaupt. Dies liegt letztendlich daran, dass die ganze Region in unzählige kleine Parzellen beziehungsweise Besitztümer aufgespalten ist.

Doch worauf lässt sich die Zersplitterung der Lagen zurückführen, die es dem Weinfreund schwer machen, sich in dem Dschungel der heutigen 100 Appellationen und unzähligen Erzeuger zurechtzufinden?

Schuld ist letztendlich Napoleon und sein Code Civil von 1804. Dieser verfügte, dass im Erbfall der Besitz zu gleichen Teilen auf alle Erben verteilt werden musste. Als Folge wurden von Generation zu Generation die Besitzungen zersplittert.

Damit erklärt sich, warum die Rebfläche eines Winzers heute auf diverse unterschiedlich gelegene Kleinstparzellen an den unterschiedlichsten Orten verteilt sein kann. Somit lässt auch die Lagenbezeichnung aufgrund der diversen verschiedenen Eigentümer keine eindeutigen Rückschlüsse mehr auf die Qualität des Weins zu. Sie gibt lediglich einen Hinweis auf das Potential.

Denn jeder Winzer arbeitet anders und schafft somit auch unterschiedliche Weine von der gleichen Lage. Und es gibt durchaus Winzer, die sich auf dem guten Namen ihrer Lage ausruhen und nicht die erhoffte Qualität abliefern.